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Konsumgüter Nestlé verschiebt Wachstumsziele – auch wegen des Coronavirus

Das Wachstumstempo hat zum Jahresende nachgelassen. Tierpflege und Premiummarken treiben die Geschäfte – Sorgenkind bleibt aber die Wassersparte.
13.02.2020 - 12:34 Uhr Kommentieren
Nestlé verschiebt Wachstumsziele – auch wegen des Coronavirus Quelle: Reuters
Kaffee von Nestlé

26 Prozent des Umsatzes der Schweizer kamen 2019 von Premiumprodukten.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Das Coronavirus in Asien beeinträchtigt auch die Geschäfte des weltgrößten Konsumgüterherstellers Nestlé. Immerhin ist China mit acht Prozent Umsatzanteil der zweitwichtigste Absatzmarkt für die Schweizer nach den USA. Anfang der Woche haben die meisten der rund 30 Nestlé-Werke die Produktion wieder aufgenommen, allerdings mit gedrosselter Geschwindigkeit.

Nicht alle Mitarbeiter konnten wegen gekappter Verkehrsverbindungen nach den staatlich verlängerten Neujahrsferien zurückkehren. „Wir arbeiten daran, unsere Produkte im Rahmen des Möglichen wieder in die Regale zu bringen“, sagte Vorstandschef (CEO) Mark Schneider auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Jahreszahlen. „Wir stellen sicher, dass wir gerade bei Säuglings- und medizinischer Nahrung alle benötigten Mengen liefern können.“

Priorität habe die Gesundheit der Mitarbeiter in China. Es sei zu früh, die finanziellen Auswirkungen der Lungenkrankheit zum jetzigen Zeitpunkt zu quantifizieren. Ohne das Coronavirus direkt zu nennen, kappte Schneider am Donnerstag die Wachstumsprognose für das laufende Jahr. „Unser Ziel, bis 2020 vier bis sechs Prozent organisches Umsatzwachstum zu erreichen, müssen wir ein Jahr zurückstellen“, kündigte er an.

Die Aktie von Nestlé, die zuletzt stetig gestiegen war, reagierte sofort. Sie fiel um zwischenzeitlich 2,4 Prozent. Insgesamt legten die Geschäfte von Nestlé 2019 leicht zu. Der Konzernumsatz stieg um 1,2 Prozent auf 92,6 Milliarden Schweizer Franken (87 Milliarden Euro). Zum Jahresende verlor das Geschäft jedoch an Schwung.

Das organische Wachstum stieg im Gesamtjahr um 3,5 Prozent und blieb damit am unteren Rand der Erwartungen. Wachstumstreiber war das starke US-Geschäft und die weltweit steigende Nachfrage nach Tierpflegeprodukten der Marke Purina. In Europa dagegen sanken die Umsätze um 0,5 Prozent auf 18,8 Milliarden Franken.

Wassergeschäft bleibt Sorgenkind

Schneider zeigte sich stolz, das Ziel für die operative Ergebnismarge von 17,6 Prozent ein Jahr früher erreicht zu haben als geplant. Sparmaßnahmen haben sich ausgezahlt: Der freie Cashflow stieg um 10,9 Prozent auf 11,9 Milliarden Franken.

Größtes Sorgenkind bleibt das Wassergeschäft. Hier fiel der Umsatz um 0,8 Prozent auf 7,8 Millionen Franken. „Wir sind enttäuscht“, konstatierte Schneider, der vor vier Jahren als CEO angetreten war. Vor allem Mineralwasser im mittleren Preissegment lief schlechter. Vittel steht seit Langem unter Beschuss von Umweltschützern.

Die beklagen eine Ausbeutung der Wasserquellen des gleichnamigen Dorfes und den vielen Plastikmüll, der durch PET-Flaschen entstehe. „Sparten, die zu wenig performen, reparieren wir“, betonte Schneider. Helfen soll die bereits angekündigte Umstrukturierung.

Die Sparte verliert ihre Eigenständigkeit und wird in die drei Regionalgesellschaften integriert. „Wir wollen uns künftig stärker auf Premiummarken (S.Pellegrino, Perrier) und funktionale Wasser ausrichten“, betonte Schneider. Als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnete Schneider dagegen die Kooperation mit Starbucks.

Kaffeekapseln unter der Marke Starbucks vertreibt Nestlé inzwischen in 40 Ländern, der Umsatz lag bei 300 Millionen Franken. 2018 hatten die Schweizer für stolze sieben Milliarden Dollar die Vertriebslizenz von Starbucks für Einzelhandel und Gastronomie erworben.

Renommierte Marken sind Treiber für Nestlés Geschäfte: 26 Prozent des Umsatzes der Schweizer kamen 2019 von Premiumprodukten, 2012 lag der Anteil erst bei zwölf Prozent, sagte Finanzchef (CFO) François-Xavier Roger. Auch auf ein neues Geschäftsfeld setzt Nestlé große Hoffnung. Während die Wurstsparte von Herta weitgehend abgestoßen wurde, setzen die Schweizer auf Fleischersatz aus Soja und Bohnen.

Mehr als 50 Zu- und Verkäufe

„Es gibt einen starken Trend zu Nahrung auf Pflanzenbasis. Auf den Zug sind wir sehr früh aufgesprungen“, so Schneider. Nestlé arbeitet zudem an Hähnchenfleisch und Fleischbällchen auf Pflanzenbasis. Der Umsatz in dem Bereich wuchs zweistellig auf rund 200 Millionen Franken.

Der Geschäftsbereich sei zwar noch klein, biete aber eine einzigartige Gelegenheit für Nestlé, jüngere, zahlungskräftige und gutinformierte Kunden zu gewinnen. Der Umbau von Nestlés Portfolio kommt voran. 2019 wurde die Hautpflegesparte für 10,2 Milliarden Franken verkauft, das US-Eiscremegeschäft für vier Milliarden Dollar an Froneri veräußert.

Der Verkauf der Wurstsparte von Herta gelang nur teilweise. 60 Prozent wurden vom spanischen Unternehmen Casa Tarradellas übernommen. Schneider bedauert jedoch, dass Nestlé 2019 zu viele Geschäfte abgestoßen und zu wenige neue zugekauft habe. „Wir wollen größer werden, nicht kleiner“, betonte er. Seit 2017 hat Nestlé mehr als 50 Zukäufe oder Verkäufe von Geschäftsbereichen getätigt.

Insgesamt wurden rund zwölf Prozent des Konzernumsatzes von 2017 umgebaut. „In den nächsten drei Jahren soll das ähnlich weitergehen“, so Schneider. „Wir passen unser Portfolio an die veränderten Kundenpräferenzen an und fokussieren uns auf wachstumsträchtige Bereiche.“

Der aktivistische Investor Daniel Loeb hatte von Schneider einen radikalen Umbau verlangt, um die Profitabilität zu steigern. Nestlé hält immer noch einen 25-Prozent-Anteil am Kosmetikkonzern L’Oreal. Für die Analysten von Vontobel liegen die Ergebnisse für das Geschäftsjahr im erwarteten Bereich, alle Projekte lägen auf Kurs. Die Aktie wird zum Kauf empfohlen, das Kursziel liegt bei 115 Euro.

Die Dividende soll um 25 Rappen auf 2,70 Franken steigen. Das soll die Hauptversammlung am 23. April beschließen. Nestlé gehöre damit zu den wenigen Unternehmen, die im 25. Jahr in Folge ihre Dividende erhöhten, so Schneider. Bis Ende 2019 hatte Nestlé wie angekündigt für 20 Milliarden Franken Aktien zurückgekauft. Im Januar startete ein neues Aktienrückkaufprogramm in gleicher Höhe, um die Aktionäre bei der Stange zu halten.

Mehr: Die Papiere des Nahrungsmittelherstellers sind an der Börse begehrt – auch dank des Umbauprogramms von Konzernchef Schneider. Doch der ist noch nicht am Ziel.

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