Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser sucht einen neuen Chef

Der indische Chef von Reckitt Benckiser ist seit fast acht Jahren Chef des Konsumgüterherstellers.
Hamburg An einer großen Bühne war den Verantwortlichen beim Calgon-Hersteller Reckitt Benckiser am Mittwoch offenbar nicht gelegen, als sie in einer Mitteilung einen anstehenden Chefwechsel verkündeten. Im Schatten des Brexit-Wirbels kündigten die Briten am Morgen an, offiziell die Nachfolgersuche für Rakesh Kapoor zu beginnen.
Der 60-Jährige hatte zuletzt eher glücklos agiert. In den vergangenen drei Jahren schnitt die Aktie des einstigen Anleger-Lieblings an der Börse schlechter ab als diejenige der großen Rivalen.
Die Personalie könnte frischen Wind bringen, nachdem Kapoor inzwischen über sieben Jahre an der Spitze ist. Kapoor musste in den vergangenen beiden Jahren einige unangenehme Zwischenfälle vertreten.
Wie der deutsche Konkurrent Beiersdorf war Reckitt-Benckiser 2017 Opfer einer IT-Attacke, die den Konzern einige Tage lahmlegte. Im Jahr darauf gab es Produktionsprobleme bei Babynahrung. Solche Probleme beeinträchtigten die gute Entwicklung, die der Hersteller von so verschiedenen Konsumprodukten wie Nurofen-Schmerztabletten, Finish-Geschirrspüler, Durex-Kondomen und Clearasil-Gesichtswasser bis dahin genommen hatte.
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Kapoor machte in seiner Amtszeit auch Schlagzeilen als einer der bestbezahlten britischen Firmenchefs. 2015 verdiente er insgesamt 25,5 Millionen Pfund. Im Jahr darauf musste er jedoch nach einem Skandal um giftige Haushaltsreiniger in Südkorea einen Gehaltsschnitt hinnehmen.
Kapoor war 2011 auf einen anderen Spitzenverdiener gefolgt: Bart Becht. Der Manager wechselte zum damaligen Großaktionär JAB, der Holding der deutschen Chemie-Erben Reimann. In den vergangenen Jahren fuhr JAB die Beteiligung jedoch immer weiter zurück und hält inzwischen unter drei Prozent der Aktien. Mit dem Geld aus den Verkäufen finanzierte JAB unter anderem milliardenschwere Zukäufe in der Kaffee-Branche. Einen Ankeraktionär hat Reckitt Benckiser nicht mehr.
Kapoors Förderer Becht kündigte in dieser Woche an, JAB im Laufe des Jahres zu verlassen und in den Ruhestand zu gehen. Hintergrund war laut britischen Medienberichten ein Ringen unter den JAB-Managern um den künftigen Kurs. Becht soll sich mit seiner Position, vorerst auf weitere Mega-Deals zu verzichten, nicht durchgesetzt haben.
Analysten sahen in ersten Reaktionen den angekündigten Wechsel bei Reckitt-Benckiser eher positiv – zumal Kapoor noch bis zum Jahresende an Bord bleiben soll, um den Übergang reibungslos zu gestalten. „Man kann sagen, dass es Zeit ist für einen Wechsel an der Spitze“, schrieb etwa ein Analyst der Bank RBC. Kapoor selbst sagte laut der Mitteilung: „2020 bricht ein neues Jahrzehnt an. Ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, dass eine neue Führung dieses großartige Unternehmen in eine neue Phase führt.“
Der Inder Kapoor arbeitet inzwischen seit 30 Jahren für Reckitt-Benckiser. Bleiben dürfte die Neuaufstellung, die der Betriebswirt zuletzt verordnet hat: Er teilte den Konzern klarer in die Sparten Reiniger und Gesundheit auf. Für seinen Nachfolger könnte das sogar die Chance eröffnen, den Konzern, der 1999 aus der Fusion der niederländischen Benckiser mit der britischen Reckitt & Colman entstanden war, in zwei Unternehmen zu spalten.
„Unter Rakeshs Führung wurde Reckitt Benckiser von einem Haushaltsreiniger-Produzenten zu einem führenden weltweiten Unternehmen für Gesundheit und Hygiene. Rakesh war sowohl der Visionär als auch der Architekt hinter dieser Transformation seit den Nuller-Jahren“, lobte der Verwaltungsratsvorsitzende Chris Sinclair. Nun jedoch suche das Aufsichtsgremium intern und extern einen Nachfolger.
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