Konsumgüterkonzern Dax-Wiederaufsteiger Beiersdorf enttäuscht mit Prognose – Aktie fällt um vier Prozent

Beiersdorf hat am Donnerstag seine Quartalszahlen vorgelegt.
Düsseldorf Kurz vor seinem Wiedereinzug in den Dax hat der Nivea-Hersteller Beiersdorf seine Quartalszahlen vorgelegt. In den ersten neun Monaten ist der Umsatz des Konsumgüterherstellers organisch um zwölf Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gewachsen, wie das Unternehmen am Donnerstagmorgen mitteilte. Doch das Wachstum verlangsamte sich im dritten Quartal deutlich auf ein Plus von nur noch 4,3 Prozent.
Für das gesamte Geschäftsjahr geht Beiersdorf von einem organischen Umsatzwachstum zwischen acht und zehn Prozent aus – und damit weniger als von Analysten vorhergesagt. Sollte die Prognose zutreffen, dürfte sich das Wachstum auch im laufenden Quartal eintrüben. Finanzchefin Astrid Hermann erklärte das auch mit den starken Vergleichszahlen aus der zweiten Hälfte des Vorjahres. Die Aktie verlor im Tagesverlauf mehr als vier Prozent.
Der Traditionskonzern, der mehrheitlich der Maxinvest Holding der Familie Herz gehört, hatte stark unter den Coronabeschränkungen gelitten. 2020 war der Umsatz um 5,7 Prozent auf rund sieben Milliarden Euro eingebrochen, im ersten Dreivierteljahr 2021 erholten sich die Erlöse aber wieder deutlich.
„Insgesamt liegt ein erfolgreiches Quartal mit anhaltendem Wachstum und einer stetigen Erholung von den Herausforderungen des letzten Jahres hinter uns“, sagte Vorstandschef Vincent Warnery.
Die Hamburger sind ab Freitag wieder in der ersten Börsenliga gelistet. Möglich geworden ist die Rückkehr, weil der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen seinen Platz räumen muss. Beiersdorf war im März nach 14 Jahren aus dem Leitindex abgestiegen – und hatte im September bei der Erweiterung des Dax auf 40 Firmen den Wiedereinzug knapp verpasst.
Beiersdorf steht auf zwei Säulen: dem Unternehmensbereich Consumer mit der Kernmarke Nivea sowie der Klebstoffsparte Tesa. Die Consumer-Sparte erreichte in den ersten neun Monaten ein organisches Umsatzwachstum von 10,4 Prozent. Die Erlöse lagen bei 4,6 Milliarden Euro.
Kernmarke Nivea wieder auf Vorkrisenniveau
Die Kernmarke Nivea, mit der Beiersdorf einen Großteil seines Umsatzes macht, verzeichnete ein organisches Umsatzwachstum von 6,8 Prozent. Damit liegt der weltweite Nettoumsatz der Traditionsmarke wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2019.
Doch es gibt auch Schattenseiten: Die immer noch anhaltenden Reisebeschränkungen, das Tragen des Mundschutzes und das durchwachsene Wetter lasten auf den Verkaufszahlen von Sonnenschutzmitteln und Lippenpflegeprodukten. Der Umsatz mit Gesichtspflege hingegen stieg gegenüber 2020 um mehr als ein Fünftel, insbesondere in Deutschland und Frankreich.
Das Sorgenkind des Konzerns, die Luxusmarke La Prairie, wuchs im abgelaufenen Quartal deutlich: Das Umsatzwachstum von 26,2 Prozent in den ersten neun Monaten beruht auch auf einer steigenden Nachfrage aus China.
Im Consumer-Bereich verzeichnete Beiersdorf über alle Marken und Regionen hinweg ein starkes Wachstum von 38 Prozent im E-Commerce-Geschäft. Die Hamburger forcieren auch durch die Pandemie ihre Bemühungen im Onlinegeschäft, nachdem sie lange auf den stationären Handel gesetzt haben. Für Branchenbeobachter war Beiersdorf in diesem Bereich viele Jahre lang nicht so weit wie die Konkurrenz.
Martina Becker, Konsumgüter- und Handelsexpertin bei der Beratung Atreus, sagt, dass sich die hohen Wachstumsraten auch mit einem pandemiebedingten schwachen Vorjahr erklären lassen. „Wie stark Beiersdorf die Geschwindigkeit in der digitalen Transformation tatsächlich über alle Geschäftsbereiche hinweg aufnehmen kann, wird sich spätestens in einem Jahr zeigen.“
Tesa profitiert von Automobil- und Elektroindustrie
Die Beiersdorf-Tochter Tesa hat von einer steigenden Nachfrage gerade aus der Automobil- und Elektroindustrie profitiert. Neben Klebstoffen für den Heimbedarf entwickelt Tesa etwa wärmeleitende Tapes für Smartphones oder feuerfeste Klebebänder für Elektroautos. Der Umsatz bei Tesa stieg in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
In der Führungsebene herrschte bei den Hamburgern zuletzt Unruhe. Innerhalb weniger Monate wurden drei von sechs Vorständen ausgetauscht. Überraschend war gerade der Abgang von Vorstandschef Stefan De Loecker Ende April nach nur zwei Jahren im Amt. An seine Position trat der Franzose Warnery. Der Posten des Marketingvorstands ist noch vakant, soll aber in den kommenden Wochen nachbesetzt werden.
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