Kosmetik bei Douglas, Karstadt und Kaufhof Parfüm-Branche kritisiert den Handel scharf

„Erheblich an Attraktivität und Faszination bei den Verbrauchern eingebüßt.“
Düsseldorf Jahrespressekonferenzen von Industrieverbänden sind häufig eine eher laue Angelegenheit. Betont werden die guten Aussichten der Branche und das partnerschaftliche Verhältnis zum Handel, Kritik gibt es allenfalls an der Politik. Der Präsident des Kosmetikverbands VKE, Clarins-Geschäftsführer Stephan Seidel, wich am Dienstag von diesem Ritual ab. Er kritisierte sehr deutlich den deutschen Handel für hochwertige Parfüms und Kosmetik, also Drogerien und Warenhäuser.
Der Handel habe „erheblich an Attraktivität und Faszination bei den Verbrauchern eingebüßt“, sagte Seidel. Das liege an zu wenig Service und einer schlechten Darstellung: „Respekt vor den Kunden, Motivation der Mitarbeiter, umfassender Service, Vorhalten eines vollständigen, qualitativ hochwertigen Sortiments, kreatives Merchandising und eine ganze Reihe weiterer Kriterien, die selektive Kosmetik ausmachen, haben aktuell nur noch einen äußerst geringen Stellenwert“, wetterte er.
Das alles versuche der Handel durch übertriebene Sonderangebote wettzumachen – verunsichere die Kunden damit aber. In den Jahresgesprächen mit den Herstellern wolle der Handel folglich fast ausschließlich über Kennzahlen wie Umsatz pro Regalmeter reden, nicht aber über begeisternde Konzepte. „Das gilt es sehr kurzfristig zu ändern. Andernfalls prophezeie ich der Selektivkosmetik eine schwierige Zukunft“, sagte Seidel.
Einige Händler seien „aktuell aufgrund von Investorentätigkeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt“, sagte Seidel mit Blick auf Douglas, Karstadt und Kaufhof. Alle drei, die für fast die Hälfte des selektiven Kosmetikmarkts stehen, haben Inhaberwechsel hinter sich. Seidel warnte, der Handel versuche immer häufiger, mitten im Jahr neue Zugeständnisse von den Herstellern zu erreichen – etwa in Form von Investitionszuschüssen.
„Ganz besonders kontraproduktiv wird es, wenn dann zur mehr oder minder transparenten Kommunikation mit unvermittelten Strategieschwenks ein bunter Strauß aus unberechtigten Sonderforderungen außerhalb bestehender Vertragsbeziehungen kommt“, sagte Seidel. Zukunft gerichtetes Arbeiten sehe anders aus. Aber auch Restrukturierungen bei Herstellern bremsten den Markt, gestand Seidel ein. Procter & Gamble etwa hat einen Teil seines Kosmetikgeschäfts an den US-Konzern Coty verkauft.