Krypto im Einzelhandel Walmart stellt Bitcoin-Automaten in 200 Filialen auf

Dieses Jahr will Walmart 75 Milliarden Dollar im E-Commerce umsetzen.
New York Klopapier, Milch und Brot einkaufen – und vor dem Rausgehen Bitcoin ziehen: Walmart hat ein Pilotprojekt in den USA gestartet und in 200 Filialen Automaten aufgestellt, an denen sich Kunden die Kryptowährung besorgen können.
Die grünen Maschinen sehen aus wie ein Mix aus Geldautomat und Leergutannahme. Die Walmart-Kunden stecken Geldscheine in die Maschine und bekommen einen Voucher über Bitcoin.
Mit der Kooperation mit Coinstar, der die Bitcoin-Automaten entwickelt hat, zeigt der größte Einzelhändler der Welt erneut, dass er bei neuen Technologien weiter vorne mitspielen will. Der einst angestaubte Billigheimer hat sich in den vergangenen Jahren zu einem digitalen und innovativen Spieler gemausert, den auch Amazon ernst nehmen muss: Goldman Sachs hat die Aktie erst diese Woche auf seine „Überzeugungsliste“ für vielversprechende Unternehmen gesetzt. In den vergangenen vier Jahren hat sich der Aktienkurs verdoppelt.
Dieses Jahr will Walmart, das schon heute auf Platz zwei der US-Onlinehändler steht und damit Ebay überholt hat, 75 Milliarden Dollar im E-Commerce umsetzen. Walmart hat sein Onlinegeschäft geschickt mit seinen physischen Läden kombiniert, seine Plattform auch für Dritte angeboten und mit Walmart+ erfolgreich ein Premiumprogramm mit schnellen Lieferzeiten eingeführt. Gerade in der Coronapandemie konnte Walmart sich damit bestens behaupten, als andere Konkurrenten ihr Online- und Liefergeschäft erst aufbauen mussten.
Der Einzelhändler prescht auch beim autonomen Fahren vor: So hat sich Walmart im Frühjahr an der GM-Robotaxi-Tochter Cruise beteiligt und lässt als Pilotversuch fahrerlose Autos Einkäufe ausliefern. Erst im September hat Walmart zudem angekündigt, dass es auch mit den selbstfahrenden Autos von Ford und Argo AI kooperiert und Kunden in Miami, Washington D. C. und Austin beliefern will.
Experimente bei Finanzen
Auch im Finanzbereich will Walmart experimentieren: Im Januar ist der Konzern eine strategische Partnerschaft mit dem Fintech-Investor Ribbit Capital eingegangen, der unter anderem hinter der Trading-App Robinhood steht. Außerdem holte Walmart zwei Topmanager von Goldman Sachs, die bei der Investmentbank das Online-Konsumentengeschäft aufgebaut haben. Noch ist unklar, was genau kommt. Aber der einst angestaubte Einzelhändler will offensichtlich auch bei Bezahl- oder Finanzierungs-Apps vorne mit dabei sein. Auch die neuen Bitcoin-Maschinen könnten den Überlegungen dieses Teams entsprungen sein.
Zeitweise hatte Walmart sogar zusammen mit Oracle für die US-Aktivitäten des Kurzvideo-Dienstes Tiktok geboten. Ziel war es, das Geschäft von Tiktok – wie bei der Mutter Bytedance – später auch auf den E-Commerce auszuweiten. Aus dem Deal wurde zwar nichts, aber es zeigt, wie experimentierfreudig der börsennotierte Familienkonzern heute ist.
Bevor die Walmart-Kunden ihren Bitcoin-Voucher allerdings auf ihrem digitalen Konto einlösen können, müssen sie ein Konto bei dem Coinstar-Partner Coinme einrichten und einen Background-Check bestehen. Hinzu kommen vier Prozent „Bitcoin-Gebühren“ und sieben Prozent „Bargeldumtausch-Gebühren“. Es handelt sich also um eine teure Art, um an Bitcoin zu kommen. Dennoch senken die Maschinen in der Supermarkt-Filiale die Hürde für Menschen, in Bitcoin zu investieren.
Zuvor hatte es in Kryptokreisen sogar Gerüchte gegeben, Walmart werden die Kryptowährung Litecoin akzeptieren. Das stellte sich jedoch als Falschmeldung heraus.
Mehr: Wie Walmart vom Billigheimer zum digitalen Angreifer wurde
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.