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Lager in Innenstädten Wenn Amazon plötzlich nebenan wohnt

Kunden wollen ihre Ware am besten sofort geliefert haben. Das zwingt die Händler, Lager mitten in der City aufzubauen. Im Vorteil sind Anbieter, die nicht nur im Netz vertreten sind. Doch was macht das mit den Städten?
27.07.2016 Update: 28.07.2016 - 06:38 Uhr Kommentieren
Amazon hat in bester Lage ein Auslieferungslager eröffnet.
Ku'damm in Berlin

Amazon hat in bester Lage ein Auslieferungslager eröffnet.

Düsseldorf Es ist eine der prominentesten Adressen der Hauptstadt. Am Kurfürstendamm in Berlin präsentieren sich die wichtigsten Topmarken der Welt den Kunden. Das In-Label Superdry eröffnet hier gerade einen 4 .000 Quadratmeter großen Flagshipstore im traditionsreichen Kranzler Eck. Nach Berechnungen des Property Report von BNP Paribas werden am Ku’damm Spitzenmieten von bis zu 255 Euro pro Quadratmeter gezahlt.

Nun gehört auch Amazon zu den Mietern am Kurfürstendamm. Aber nicht mit einem Buchladen oder einem Elektronikshop. Sondern mit einem Auslieferungslager.

Im Ku’damm-Karree hat der Internetriese eine 2.000 Quadratmeter große Fläche angemietet, auf der früher ein „Pro Markt“ Elektronikgeräte verkaufte. 20.000 Artikel warten dort in bester Citylage darauf, an die Berliner ausgeliefert zu werden. Denn Amazon hat seinen Kunden in der Hauptstadt ein Versprechen gegeben: In spätestens zwei Stunden sollen die Waren für Abonnenten des Dienstes „Amazon Prime Now“ an der Haustür sein.

Hatten die Onlinehändler jahrelang dafür gesorgt, dass in den Städten Leerstände entstehen, weil immer mehr stationäre Geschäfte aufgeben müssen, drängen sie nun selber in die City. „Es werden immer mehr Produkte online bestellt, die in immer kürzeren Fristen zum Kunden gelangen müssen“, beobachtet Andreas Fleischer, Business Unit Director Nordeuropa beim Immobilienentwickler Segro. „Dadurch entsteht ein enormer Bedarf für innerstädtische Logistikzentren, die eine schnelle Lieferung auch gewährleisten können.“

„Besonders in Berlin treibt die hohe Nachfrage von E-Commerce-Firmen im innerstädtischen Bereich die Mieten für Logistikimmobilien“, bestätigt Rainer Koepke, Managing Director beim Immobiliendienstleister CBRE. Auch in München übersteige die Nachfrage das Angebot. So ist in der bayerischen Landeshauptstadt der Flächenumsatz bei Lager- und Logistikimmobilien im ersten Quartal um 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Getrieben von Branchenprimus Amazon ist unter den Onlinehändlern ein Wettbewerb um die schnellste Zustellung ausgebrochen. So liefern nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens ECC Köln bereits 17 Prozent der Händler auf Onlinemarktplätzen innerhalb von 24 Stunden. Jeder dritte Händler liefert immerhin in bis zu zwei Tagen.

Das hat Folgen für die Logistik. „Wer ein zentrales Warenlager in der Innenstadt hat, ist bei der schnellen Lieferung klar im Vorteil. Je zentraler der Lagerort, desto kürzer werden die Vorlaufzeiten bei den Kundenbestellungen“, sagt Nils Fischer, Geschäftsführer des Lieferdienstes Liefery. Das Start-up ist spezialisiert auf die Expresszustellung und organisiert die tagesgleiche Lieferung unter anderem für den Modehändler Zalando und den Elektronikhändler notebooksbilliger.de. Liefery nutzt dafür ein Warenumschlaglager in Berlin-Kreuzberg.

Die Anforderungen an die Cityimmobilien sind hoch. So sollten sie möglichst in Bahnhofsnähe sein, aber auch eine gute Infrastruktur zur Belieferung haben und mehrere Tausend Quadratmeter Fläche bieten. Damit steigen nicht nur die Mieten, es entsteht auch eine direkte Konkurrenzsituation: „Die Logistiker wollen genau dahin, wo auch die stationären Händler hinwollen“, erklärt Markus Wotruba, Leiter der Standortforschung bei der Handelsberatung BBE.

Gefragt sind Eins-a-Lagen in den großen Metropolen, doch genau da gibt es keinen Leerstand. „In allen großen Städten wird es zeitnah der Fall sein, dass Onlinehändler nach Citygrundstücken für ihre Lager suchen“, prophezeit Liefery-Chef Fischer. „Der einzige Flaschenhals sind da die verfügbaren Flächen.“

Nicht in allen Städten werden die Logistiker zudem mit offenen Armen empfangen. So wollte Amazon im Hamburger Stadtteil St. Georg eine Büroimmobilie in ein Auslieferungslager umwandeln. Doch nach massiven Protesten in der Bevölkerung musste dieser Plan zumindest vorübergehend gestoppt werden. „Entwicklungen in den Städten sind komplizierter als auf der grünen Wiese“, weiß auch Immobilienentwickler Fleischer.

Neben der Sorge wegen des zunehmenden Lieferverkehrs in der City geht es auch darum, wie sich die Lager in das Stadtbild einfügen. „Die Architektur ist sehr wichtig, wir vermeiden, graue Boxen in die Landschaft zu setzen“, versichert Fleischer. Am wenigsten Widerstand ist zu erwarten, wenn innerstädtische Industrieflächen aufgegeben werden. So hat Segro ein zuvor vom Chemieunternehmen Akzo Nobel genutztes Areal in der Kölner Innenstadt in eine Logistikfläche umgewandelt. Dort betreibt jetzt unter anderem Rewe ein Lager für seinen Lebensmittellieferdienst.

Der Kunde verlangt immer mehr die Lieferung am selben Tag. Quelle: Taxi/Getty Images
Fahrradkurier

Der Kunde verlangt immer mehr die Lieferung am selben Tag.

(Foto: Taxi/Getty Images)

Gute Karten haben da die Händler, die nicht nur Onlinegeschäft betreiben, sondern auch über große Filialen in den Innenstädten verfügen. Media Markt beispielsweise bietet gegen Aufpreis die Lieferung am gleichen Tag an – direkt aus den Märkten.

Den gleichen Service baut zurzeit Liefery für den Elektronikhändler Gravis auf. Nach einem erfolgreichen Testlauf in Berlin können sich jetzt auch Gravis-Kunden in Köln, Düsseldorf, München und Stuttgart ihre Notebooks oder Smartphones noch am gleich Tag ins Haus bringen lassen. Neue City-Lager braucht Liefery dafür nicht, die Waren lagern schon nah am Kunden in den Gravis-Filialen.

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