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Landwirtschaft Hackroboter statt Glyphosat – Wie die Baywa Unkraut bekämpfen will

Viele Bauernhöfe sind bereits teildigitalisiert. Jetzt dürften Personalmangel und Nachhaltigkeitsvorgaben für einen weiteren Digitalisierungsschub sorgen.
29.09.2021 - 11:15 Uhr Kommentieren
Die Maschine kann zur mechanischen Unkrautbekämpfung bei Gemüse und Kräutern eingesetzt werden.
Baywa-Hackroboter „Dino“

Die Maschine kann zur mechanischen Unkrautbekämpfung bei Gemüse und Kräutern eingesetzt werden.

München Die Landwirtschaft gilt als eher konservative Branche. In Sachen Digitalisierung allerdings stimmt das nur bedingt: Der Einsatz von Schleppern mit GPS-gesteuertem Spursystem, Melkrobotern und Wetter-Apps gehört für viele Betriebe schon zum Alltag.

Nun könnten der Personalmangel sowie der Nachhaltigkeitstrend mit immer strengeren Vorschriften zum nächsten Automatisierungsschub führen.

Eine wichtige Rolle soll dabei der neue Hack-Roboter „Dino“ spielen. Dieser kann zur mechanischen Unkrautbekämpfung bei Gemüse und Kräutern eingesetzt werden. Mithilfe von Satellitendaten hackt er das Beikraut zwischen den Reihen und dank Kamerasensoren auch innerhalb der Reihen.

„Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat kann so vermieden oder reduziert werden“, sagt Jörg Migende, der bei dem Agrarhandelskonzern Baywa das Digital Farming verantwortet. Arbeitskräfte für so einfache mechanische Tätigkeiten seien kaum zu finden, zudem rechne sich so ein Roboter schon bei wenigen Hektar Feldgemüse – und der Landwirt habe Zeit für anspruchsvollere Tätigkeiten.

Schon jetzt sind digitale Systeme in der Landwirtschaft verbreitet. Laut einer Studie von Bitkom und Deutschem Bauernverband (DBV) setzt fast die Hälfte der Betriebe intelligente Fütterungssysteme und GPS-gesteuerte Landmaschinen ein. „Digitalisierung von einzelnen Prozessen oder Produktionsverfahren ist Alltag in der Landwirtschaft“, sagt DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Ressourcen sparen und schädliche Mittel reduzieren

An einer weiteren Digitalisierung der Branche gibt es großes Interesse, nicht nur wegen des Personalmangels. „Moderner Pflanzenbau ermöglicht es durch die Nutzung neuester wissenschaftlich fundierter – auch digitaler – Technologien, dass Kulturpflanzen wirksam geschützt sowie verlustarm gedüngt und negative Auswirkungen auf die Umwelt erheblich minimiert werden können“, heißt es im Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung.

Der Chief Business Development Officer für Landwirtschaft und digitales Farming bei Baywa betrachtet Melkroboter als Paradebeispiel für eine sinnvolle Automatisierung.
Jörg Migende

Der Chief Business Development Officer für Landwirtschaft und digitales Farming bei Baywa betrachtet Melkroboter als Paradebeispiel für eine sinnvolle Automatisierung.

Denn zwar fordern viele Seiten eine umwelt- und klimaschonendere Landwirtschaft. Verbraucher sind oft aber nicht bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Daher soll die Digitalisierung helfen, Ressourcen zu sparen und den Einsatz schädlicher Mittel zu reduzieren.

Migende nennt ein Beispiel: Werde der Dünger von einem Schlepper mit GPS-Steuerung ausgebracht, gebe es beim Ausstreuen weniger Überlappungen. Dies gilt erst recht, wenn die Menge an Dünger oder Pflanzenschutzmitteln mithilfe von Daten wie Wetter, Bodenbeschaffenheit und Wuchs für den jeweiligen Abschnitt optimiert wird.

Durch intelligente Prozesssteuerung – das Smart Farming – werden die Schritte miteinander verknüpft. Die Baywa hat dafür mit ihrer Tochter Farmfacts ein intelligentes Farmmanagement-Informationssystem entwickelt. „Ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland wird mit dieser Software gemanagt“, sagt Migende.

„Wir brauchen 5G hinter jeder Milchkanne“

Mit Programmen wie Next Farming können Landwirte den Anbau planen und den Düngebedarf zum Beispiel mithilfe von Algorithmen basierend auf Satellitendaten flächenspezifisch ermitteln. Um den schädlichen Maiszünsler zu bekämpfen, werfen mit einer Baywa-Lösung Drohnen über dem Mais Kapseln ab, in denen sich Eier der Schlupfwespe befinden. Diese sollen sich dann über die Eigelege des Maiszünslers hermachen.

Noch aber gibt es vielerorts Zurückhaltung. So sehen noch etwa 68 Prozent der Landwirte eine geringe Kosteneffizienz, zum Beispiel, weil ihr Hof vergleichsweise klein ist. „Die anfänglich hohen Investitionskosten sind ein wesentlicher Grund dafür, weshalb noch überwiegend gut kapitalisierte Großbetriebe in den Genuss der Autonomisierung kommen“, sagte Jens Henningsen vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering.

Etwa 40 Prozent verzichten auf den Einsatz digitaler Hilfsmittel, weil sie im Betrieb veraltete Technik und kein leistungsfähiges Breitband- oder Mobilfunknetz haben. „Die Versorgung ist noch immer unbefriedigend“, sagt auch Baywa-Manager Migende. „Wir brauchen 5G hinter jeder Milchkanne.“

Mehr: Agrarreform: Wie die EU die Landwirtschaft verändern möchte

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