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Lieferdienst Delivery Hero steckt mehr Geld in die Werbeschlacht – und macht weiter Verluste

Der Dax-Konzern erwartet zwar mehr Umsatz, doch das hat seinen Preis. Denn die Ausgaben von Delivery Hero steigen noch weiter, und Gewinne sind nicht in Sicht.
12.08.2021 Update: 12.08.2021 - 12:15 Uhr Kommentieren
Vielerorts liefert der Dax-Konzern nicht mehr nur Restaurantessen aus, sondern versorgt Kunden innerhalb von weniger als einer Stunde auch mit Waren des täglichen Bedarfs, Snacks sowie Obst und Gemüse Quelle: dpa
Delivery Hero

Vielerorts liefert der Dax-Konzern nicht mehr nur Restaurantessen aus, sondern versorgt Kunden innerhalb von weniger als einer Stunde auch mit Waren des täglichen Bedarfs, Snacks sowie Obst und Gemüse

(Foto: dpa)

Hamburg Die Werbeschlacht um den globalen Markt für Essenslieferungen tobt weiter und hinterlässt Spuren beim Berliner Dax-Konzern Delivery Hero. Für das laufende Jahr hat Konzernchef Niklas Östberg am Donnerstag die Prognose angepasst. Er erwartet mehr Umsatz, aber auch schlechtere Margen. Ein Grund sind geplante höhere Werbeausgaben – vor allem in Asien. Die Aktie verlor bis zu fünf Prozent auf unter 120 Euro.

Delivery Hero wolle seine Marktposition durch zusätzliche Ausgaben stärken, umschrieb Östberg in einem Telefon-Call zu den Halbjahreszahlen die Mehrausgaben. Um Marktanteile zu gewinnen, nehme er eine höhere Verlustmarge in Kauf. „Wir haben keinen Druck, in die Gewinnzone zu kommen. Wir können uns organisch in diese Richtung bewegen“, sagte er. Erneut schloss er auch für 2022 Gewinne aus. Operativ schreibt Delivery Hero seit der Gründung vor zehn Jahren Anlaufverluste.

Die Investitionen münzen sich allerdings in Umsatzwachstum um. Zum zehnten Mal hintereinander sei Delivery Hero im Quartal um rund 100 Prozent gewachsen, sagte Östberg. Zuletzt trug dazu das vergleichsweise junge Geschäft mit Lieferungen von Supermarktartikeln bei.

Anders als beim angestammten Restaurantgeschäft handelt Delivery Hero hierbei mit Ware auf eigene Rechnung. Daher nimmt der Bereich umsatzmäßig eine immer höhere Stellung ein. 236 Millionen Euro Quartalsumsatz kamen aus dem Geschäftsfeld, das seit dieser Woche in Berlin voll gestartet ist. Insgesamt kam Delivery Hero auf 1,55 Milliarden Euro Quartalsumsatz. Der Schwerpunkt des Geschäfts liegt weiterhin in Asien.

Detaillierte Gewinnzahlen nannte der Konzern noch nicht. Im ersten Halbjahr habe die bereinigte operative Marge gemessen am vermittelten Bestellvolumen (Ebitda/GMV) bei minus 2,1 Prozent gelegen, sagte Östberg. Das entspricht rechnerisch rund 175 Millionen Euro Ebitda-Verlust. Im Gesamtjahr soll die Marge nun bei etwa minus zwei Prozent landen. Zuvor hatte der Konzern minus 1,5 bis minus zwei Prozent prognostiziert. Die Entwicklung sei dabei weitgehend unabhängig von Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, betonte Östberg.

Überraschend viel Konkurrenz zum Neustart in Deutschland

Für die anhaltenden Verluste sorgt auch ein Strategieschwenk, den Östberg bereits vor einigen Jahren eingeleitet hat. Statt Aufträge überwiegend an Pizzataxis und andere Gastronomen mit bestehenden Lieferflotten zu vermitteln, baut Delivery Hero eigene Lieferflotten auf. Diese Fahrradkuriere kosten deutlich mehr, das Geschäft ist daher margenschwächer.

Allerdings verfolgen alle großen Lieferdienste diese Strategie, sodass Delivery Hero gezwungen ist mitzugehen. Die Anbieter erhoffen sich so volle Kontrolle über den Lieferprozess und eine größere Zahl von angeschlossenen Restaurants. Zudem wird so die schnelle Lieferung aus Läden und eigenen Lagern möglich. Delivery Hero betreibt inzwischen weltweit 687 solcher „Dark Stores“, 84 sind im zweiten Quartal hinzugekommen.

Noch bis zum Jahresende sollen nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg, München und Frankfurt solche Nachbarschaftsläger entstehen. Es ist ein Neustart, denn vor zweieinhalb Jahren hatte Östberg das Deutschlandgeschäft an den niederländischen Konkurrenten Just Eat Takeaway verkauft, der hier „Lieferando“ betreibt. Damals war der Boom der Schnelllieferdienste noch nicht absehbar.

Der bisherige Österreichchef Artur Schreiber soll sicherstellen, dass sich Delivery Hero im deutschen Heimatmarkt nicht nur gegen Lieferando, sondern auch gegen Start-ups wie Gorillas und Flink durchsetzt, die in den vergangenen Monaten blitzschnell das App-Supermarkt-Geschäft in die großen deutschen Städte gebracht hatten. Zudem steht der türkische Marktführer Getir nach dem Auftakt in Berlin auch in Hamburg in den Startlöchern. Weitere Lieferdienste kündigen sich an.

Der Chef von Delivery Hero schließt auch für 2022 Gewinne aus. Quelle: dpa
Niklas Östberg

Der Chef von Delivery Hero schließt auch für 2022 Gewinne aus.

(Foto: dpa)

Die große Konkurrenz habe ihn in den vergangenen Monaten seit Beginn seiner Planungen überrascht, gestand Schreiber im Gespräch mit dem Handelsblatt ein. Sie zeige jedoch, wie attraktiv der Markt sei. Es sei noch nicht zu spät für Delivery Hero, unter der neuen Marke Foodpanda mitzumischen. Der Konzern könne seine Erfahrung aus 50 anderen Ländern nutzen und mit seiner Deutschlandexpertise paaren, um Fehler zu vermeiden, sagte Schreiber.

App Foodpanda soll Lieferdienstangebote bündeln

Damit will er sich von der Konkurrenz absetzen. Besonders das Image des jungen, aggressiv wachsenden Konkurrenten Gorillas leidet derzeit unter wilden Fahrerstreiks in Berlin. „Ohne dass wir ein attraktiver Arbeitgeber für die Fahrer sind, wird unser Business-Modell nicht funktionieren“, sagte Schreiber. Vor allem in Lateinamerika und Asien waren auch Fahrer von Delivery Hero wiederholt in den Streik getreten. In welchen Punkten der Konzern konkret bessere Arbeitsbedingungen anbieten will als die Konkurrenz, ließ er offen. Östberg hatte zuletzt betont, zu hohe Mindestlöhne könnten das Geschäft in einigen Ländern gefährden.

Zum Neustart dürfte Delivery Hero derzeit bereits rund 250 Fahrer in Deutschland beschäftigen. Zusätzlich sollen bis zum Jahresende 500 Büroarbeiter für das Deutschlandgeschäft arbeiten. Sie sollen Lager auch in kleineren Städten anmieten. „Wir wollen nicht nur einen Service für die Berlin-Mitte-Bubble aufbauen“, sagte Schreiber. Auch Orte wie seine Heimatstadt Schwäbisch Hall seien geeignet. Noch in diesem Jahr könnte Delivery Hero in solchen Orten ein Geschäft aufbauen.

Für den prestigeträchtigen Neustart im Heimatland weicht Östberg die Regel auf, sein Konzern solle nur dort aktiv sein, wo er schnell Marktführer werden könne. Schreiber soll für die Mission bis zu zehn Jahre Zeit bekommen – auch wegen der starken deutschen Position von Lieferando.

Deutschland ist zugleich das erste Land, in dem Delivery Hero mit drei Säulen gleichzeitig startet. In der App „Foodpanda“ gibt es die Option, Essen aus einem Restraunt, Waren aus Läden in der Nachbarschaft oder Supermarktartikel aus dem eigenen Konzernsortiment zu bestellen, jeweils mit unterschiedlich langer Lieferzeit.

Für den Start in Ländern wie Deutschland und Japan sowie den globalen Schnelllieferservice hatte Östberg bereits Anfang des Jahres 550 Millionen Euro zusätzliche Investitionen reserviert. Zugleich beteiligte er sich kürzlich mit über fünf Prozent am britischen Konkurrenten Deliveroo. „Wir bauen eine wahre Delivery-Super-App“, sagte Östberg am Donnerstag. Die Mission hat ihren Preis.

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