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Lieferdienste Delivery Hero steigt bei britischem Konkurrenten Deliveroo ein

Delivery Hero erwirbt rund fünf Prozent der Anteile eines globalen Konkurrenten. Der Dax-Konzern überrascht damit die Börse – kurz vor dem Neustart in Berlin.
09.08.2021 Update: 09.08.2021 - 15:54 Uhr Kommentieren
Delivery Hero hält Deliveroo für ein führendes Unternehmen in seinem Feld. Quelle: dpa
Deliveroo-Fahrer

Delivery Hero hält Deliveroo für ein führendes Unternehmen in seinem Feld.

(Foto: dpa)

Hamburg Der Lieferkonzern Delivery Hero hat am Montag erneut mit einer strategischen Volte überrascht: Der Dax-Konzern beteiligt sich mit gut fünf Prozent am britischen Rivalen Deliveroo, wie aus einer Pflichtmitteilung des Unternehmens hervorgeht.

Deliveroo war im März an die Londoner Börse gegangen, um das weitere Wachstum zu finanzieren. In ihrem Heimatmarkt setzen die Briten derzeit mit ihrer Fahrerflotte den Konkurrenten Just Eat Takeaway (JET) unter Druck. Delivery Hero ist seit dem Verkauf von Hungryhouse an JET nicht mehr in Großbritannien tätig, hält aber einen Anteil von mehr als sieben Prozent an JET.

Der niederländische Konzern JET ist mit der Marke Lieferando der Hauptrivale von Delivery Hero bei der Rückkehr auf den deutschen Markt. Offiziell startet Delivery Hero an diesem Mittwoch sein Lieferangebot in Berlin unter der Marke Foodpanda. Schon seit Wochen läuft der Testbetrieb.

Delivery Hero bestätigte auf Anfrage den Kauf des Aktienpakets, das rund 320 Millionen Pfund (378 Millionen Euro) wert ist. Der Konzern schaue stets nach neuen Investmentgelegenheiten, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. „Wir glauben fest an das Zukunftspotenzial der Lieferbranche insgesamt. Daher haben wir uns entschieden, Anteile an einem Unternehmen zu kaufen, das im Spitzenfeld liegt“, sagte sie.

Konzernchef Niklas Östberg äußerte sich anschließend bei Twitter. Er begründete den Aktienkauf, der seit April erfolgt sei, mit dem starken Wertverlust beim Börsengang. Zum Start hatte die Deliveroo-Aktie fast ein Drittel auf den Ausgabekurs verloren. Mit einer Börsenbewertung von 3,6 Milliarden Pfund bei einem hochgerechneten Jahresumsatz von 6,6 Milliarden Pfund und einer guten Rohertragsmarge sei Deliveroo unterbewertet.

„Wir haben im April alle möglichen Szenarien durchgespielt. In keinem Szenario wäre das langfristig eine schlechte Investition“, schrieb Östberg. Zudem kenne er Deliveroo-Gründer Will Shu seit vielen Jahren und habe „gewaltigen Respekt“ für dessen Leistung.

Deliveroo-Aktie legt kräftig zu

Die Aktie von Delivery Hero gab infolge der Beteiligung nach: Mit einem Minus von gut 2,4 Prozent gehörte sie am Montag zu den schwächsten Werten im Dax. Das Deliveroo-Papier hingegen profitierte vom Interesse und stieg zeitweise um mehr als neun Prozent. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit dem misslungenen Börsengang, vor dem Proteste von Deliveroo-Fahrern für Negativschlagzeilen gesorgt hatten.

Deliveroo liefert fast ausschließlich mit eigenen Fahrern aus. JET und Delivery Hero, die den Großteil ihres Umsatzes mit der potenziell margenträchtigeren Vermittlung von Aufträgen an Pizzataxis und Restaurants mit eigenen Lieferanten machen, ziehen seit einiger Zeit nach und vergrößern ihre Lieferflotten.

Auch beim Neustart in Berlin arbeitet Delivery Hero mit eigenen E-Bike-Fahrern. Sie sollen nicht nur für die Restaurants ausliefern, sondern auch den jungen App-Supermärkten wie Gorillas und Flink Konkurrenz machen.

Den Aufbau des neuen Service leitet der bisherige Österreich-Chef des Konzerns, Artur Schreiber. Konzernchef Östberg hat ihm öffentlich langen Atem zugesichert: Es könne Jahre dauern, eine führende Position im Heimatmarkt zu erkämpfen.

Östberg hatte erst vor zweieinhalb Jahren das Deutschlandgeschäft an JET verkauft. Für den Neustart hat er gerade einmal die vertraglich vereinbarte Mindestzeit verstreichen lassen. Mit der Rückkehr nach Berlin verbindet er die Hoffnung, die Mitarbeiter in der Zentrale könnten neue Angebote auf dem Heimatmarkt testen und selbst nutzen.

Streiks setzen den neuen Angeboten zu

Delivery Hero kehrt an den Berliner Liefermarkt zurück, während er bereits hart umkämpft ist. So wirbt auch der skandinavische Lieferdienst Wolt um Gastronomen. Bei den App-Supermärkten probt der türkische Pionier Getir den Sprung nach Deutschland.

Deliveroo dagegen hat sich bereits vor einigen Jahren aus Deutschland zurückgezogen, eine Rückkehr aber nie ausgeschlossen. Verteilt ist der deutsche Markt noch nicht. Die Anbieter wetteifern derzeit noch um die beste Strategie.

Besondere Konflikte erlebt dabei Gorillas, das vor gut einem Jahr den Hype um die Schnelllieferdienste, die mit Lieferzeiten von zehn Minuten werben, ausgelöst hat. Firmengründer Kagan Sümer steht in der Kritik seiner Mitarbeiter, die mit Streiks bessere Arbeitsbedingungen erreichen wollen.

Bislang gibt es diese Aktionen vor allem in Berlin, wo Gorillas viele Lateinamerikaner mit Work-&-Travel-Visium beschäftigt. In ihren Heimatländern gab es bereits ähnliche Aktionen bei Lieferdiensten. Zudem musste Sümer in einem Interview einräumen, in früheren Jobs „leistungssteigernde Mittel“ genommen zu haben.

Gorillas-Mitarbeiter hatten im Juni ein Lager in Berlin blockiert, um gegen die Kündigung eines Kollegen zu protestieren. Seitdem gibt es immer wieder Streiks. Quelle: AP
Streik bei Gorillas

Gorillas-Mitarbeiter hatten im Juni ein Lager in Berlin blockiert, um gegen die Kündigung eines Kollegen zu protestieren. Seitdem gibt es immer wieder Streiks.

(Foto: AP)

Der Konflikt hat sich anscheinend bereits auf die geplante Kapitalerhöhung bei Gorillas ausgewirkt. Sümer bekommt die geplante nächste Finanzierungsrunde offenbar nicht wie geplant über die Bühne. Bis zu sechs Milliarden Dollar Bewertung wollte Gorillas laut früheren Berichten in der anstehenden Finanzierungsrunde erreichen.

Doch nun melden britische Medien, Sümer müsse seine Ansprüche deutlich zurückschrauben. Investoren wie Softbank hätten ihr Interesse verloren. Stattdessen könnte das US-Vorbild Doordash Gorillas als Vehikel für den Sprung nach Europa nutzen. Spekulationen zufolge könnten die Amerikaner zu einer Bewertung von 2,5 Milliarden Dollar zusammen mit anderen Investoren einsteigen oder Gorillas in einem Notverkauf sogar ganz übernehmen.

Vor einer feindlichen Übernahme scheint sich Deliveroo zu schützen – trotz des Interesses aus Berlin. Deliveroo-Gründer Shu hat beim Börsengang eine Konstruktion gewählt, bei der er die Mehrheit der Stimmrechte hält.

Mehr: Was sich Delivery Hero von der Rückkehr nach Berlin erhofft

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