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Lieferdienste Der türkische Supermarkt aus dem Netz

Der Boom der Lieferdienste erreicht jetzt auch die Nische: Yababa aus Berlin will Migranten mit Lebensmitteln aus ihrer Heimat beglücken.
23.11.2021 - 10:10 Uhr Kommentieren
Der frühere Banker hat bereits Digitalgrößen wie Delivery Hero und den Digitalversicherer Wefox beim Gang in den Nahen Osten unterstützt.
Gründer Ralph Hage

Der frühere Banker hat bereits Digitalgrößen wie Delivery Hero und den Digitalversicherer Wefox beim Gang in den Nahen Osten unterstützt.

Hamburg Ein Zeichen dafür, dass ein Markt reif wird, ist: Es treten neue Anbieter auf, die sich Nischen suchen. Auch im noch jungen Bereich der Same-Day-Liefersupermärkte ist es jetzt so weit. Der auf türkische und arabische Lebensmittel spezialisierte Anbieter Yababa aus Berlin meldet eine Anschubfinanzierung von rund 13,7 Millionen Euro. Dahinter steht ein erfahrener Gründer: der aus dem Libanon stammende Ralph Hage.

Der frühere Banker hat Digitalgrößen wie Delivery Hero und den Digitalversicherer Wefox beim Gang in den Nahen Osten unterstützt. Im Libanon half er, den Schnelllieferdienst Noknok aufzubauen. In der Branche machten die Frühstarter Furore, weil das deutsche Pendant Gorillas mit der Noknok-Software startete.

Hage kennt sich also aus in dem Markt. Seine Kenntnisse will er nutzen, um in der Nische erfolgreich zu sein. „In den vergangenen zwei Jahren haben mehrere Anbieter den Markt für Online-Lebensmittel entdeckt. Doch alle richten ihr Sortiment am Massengeschmack der Deutschen aus“, sagt Hage. Dabei machten allein die türkischen Supermärkte in Deutschland fünf Milliarden Euro Umsatz, rechnet er vor.

Dennoch gibt es Tücken: Yababa muss es gelingen, diese Communities zielgenau mit seinem Marketing zu erreichen. Hage will daher möglichst einen hohen Anteil der Stellen mit Menschen mit Migrationshintergrund besetzen – bis hin zu den Fahrern, die über einen Dienstleister beschäftigt werden.

Zudem sind Migranten im Schnitt weniger zahlungskräftig als die Durchschnittsbevölkerung, könnten also zurückhaltend auf Lieferkosten reagieren.

Hage will den Preis jedoch zum Vorteil gegenüber anderen Lieferanten machen: Dort seien arabische Lebensmittel allenfalls als Randsortiment deutscher Feinkostenmarken im Sortiment und entsprechend teuer, meint er. Yababa bietet hingegen wie ein Nachbarschaftsladen die günstigeren importierten Marken an, die viele Menschen aus ihrer Heimat kennen. Bislang bezieht der 33-Jährige die Ware über Großhändler. Wenn Yababa größer wird, will er das Sortiment mit Direktimporten ausbauen.

„Einen Versuch wert“

Erster Risikoinvestor bei Yababa war schon vor einigen Monaten Foodlabs. Die Berliner schoben zuvor bereits den Schnelllieferdienst Gorillas an. Mit dem frischen Risikokapital, das unter anderem die Frühphaseninvestoren Project A und Creandum zuschießen, plant Hage nun schnelles Wachstum. Ein Selbstläufer ist das nicht. Noch sei unklar, ob die Lebensmittellieferdienste überhaupt profitabel werden könnten, warnt E-Commerce-Professor Gerrit Heinemann. „Einen Versuch ist es jedoch wert“, sagt er – zumal sich Yababa klar profilieren könne.

Er erwarte, dass sich der Onlinemarkt für Lebensmittel ebenso ausdifferenzieren werde wie die Offlinewelt mit ihren spezialisierten Angeboten, erklärte Creandum-Partner Peter Specht.

2022 soll Yababa neben Berlin auch sechs andere Städte in Deutschland, Benelux, Frankreich und Großbritannien beliefern – jeweils mit eigenem Lager und Lieferautos. Das Modell erinnert damit eher an Anbieter wie Knuspr und Bringmeister, die innerhalb einiger Stunden liefern, als an die superschnellen Dienste wie Gorillas oder Flink.

Ein internationales Vorbild für Yababa ist ein Lieferdienst, der sich an Auslandschinesen richtet: Hungry Panda aus Großbritannien hat laut dem Nachrichtenportal „Crunchbase“ bereits 90 Millionen Dollar von Investoren wie Kinnevik und Burda erhalten und expandiert damit in Europa und den USA. Allerdings setzt der Dienst stärker auf Restaurants.

Hage meint, attraktiv seien alle Städte mit ausreichend großen Zuwanderer-Gemeinschaften. In Deutschland seien das perspektivisch zehn Städte, sagt er. Seine Vision umfasst allerdings ganz Europa, mit 80 aussichtsreichen Städten – und darüber hinaus. Dabei will er angepasste Sortimente aufbauen, etwa für die größeren indischen und pakistanischen Nachbarschaften in Großbritannien.

In einigen Jahren solle ein großer Anbieter entstanden sein, der auch an der Börse bestehen könnte, formuliert Hage als Fernziel. Bis dahin ist es allerdings noch weit: Bislang kommt Yababa nach Hages Angaben erst auf knapp 30 Mitarbeiter. Das Geld aus der aktuellen Seed-Finanzierung soll neun bis zwölf Monate reichen, dann wäre die erste Wachstumsrunde fällig.

„Essen verbindet viele Menschen am stärksten mit ihrer Heimat, unter anderem auch mich“, sagt Hage, der in Berlin etwa Olivenöl und Gewürzmarken aus seinem Geburtsland vermisst.

Mehr: Der Boom der Lieferdienste geht an vielen Kunden vorbei

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