Logbuch 7. Tag Mann über Bord - jede Minute zählt
Erst wird die „Vasco da Gama “manövrierunfähig, dann bricht ein Feuer aus, als nächstes schießt Wasser durch ein Leck im Sonarraum – und am Ende fällt auch noch ein Dieselaggregat aus. Nicht zu vergessen der Angriff zweier Mirage-Kampfflugzeuge, die es auf das Kriegsschiff im Golf von Aden abgesehen haben. Und jetzt ist auch noch ein Mann über Bord.
Wenn keine Piraten in Sichtweite sind, kann sich die „Vasco da Gama “auch sehr gut mit sich selbst beschäftigen, mit einem Übungsdrill nach dem anderen. Ein Signalhorn trötet dumpf durch die Stahlkorridore. Während der erste Offizier João Folgado Bargado in aller Seelenruhe seinen weißen Sicherheitshelm mit der Schutzbrille aufsetzt, stürmt ein Teil der Mannschaft bereits an ihm vorbei auf der Steuerbordseite zu einem der beiden Schlauchboote.
Bargado wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, stapft hinter den Männern und Frauen her. Ein Fingerzeig – da, hinter der „Vasco da Gama“, ist ein orangefarbener Punkt in den Wellen zu erkennen. Eine Rettungsweste - der über Bord gegangene Rettungsdummy.
Das Schlauchboot ist im Wasser, drei Crewmitglieder sind unterwegs zu dem Verunglückten. Währenddessen hat die „Vasco da Gama “ihre Geschwindigkeit reduziert und fährt nun einen großen Bogen, um den Abstand zwischen Schiff und Warnweste nicht zu groß werden zu lassen. Am Ende werden sechs Minuten seit dem Notruf vergangen sein, bis der Dummy mit seinen dicken schwarzen Gummistiefeln aus dem Wasser gehievt ist. Eine gute Zeit. Bargado ist zufrieden.
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„Bei den Wassertemperaturen hier im Golf von Aden könnte ein Mensch mit einer Rettungsweste stundenlang überleben – wenn die Haie nicht wären“, Bargado lächelt ein diebisches Lächeln, sein Bart wackelt, die Augen blitzen – aber nur kurz. „Im Atlantik sieht die Sache bei Temperaturen von 14 Grad allerdings schon ganz anders aus.“ Rückblende.
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Spannendes Seemannsgarn, ihr Bericht über den Einsatz eines deutschen Kriegsschiffes im Golf. Kümmern die sich auch um die Verhinderung von Verklappung von Giftmüll vor der somalischen Küste? Falls nicht, sterben dort nämlich Menschen!