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Logistik Hype oder gutes Investment? Trans-o-flex lotet offenbar seine Börsenchancen aus

Schon im September könnte der Expressdienst an der Börse starten. Ein Branchenveteran der Logistik macht den Pharmazusteller dafür fit.
17.08.2021 - 13:19 Uhr Kommentieren
Der medizinische Lieferdienst plant die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Quelle: PR
Arzneimittel-Lieferdienst Trans-o-flex

Der medizinische Lieferdienst plant die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

(Foto: PR)

Düsseldorf Schnell, zuverlässig – ertragsschwach: Drei Eigenschaften, die Logistikexperten bislang üblicherweise in den Sinn kamen, sobald sie über den Express-Zusteller Trans-o-flex zu berichten hatten. Der vor 50 Jahren gegründete Spezialist für eilige Arzneimittel und Consumer Electronics galt wirtschaftlich gesehen lange als Baustelle – vor allem, weil sich der zwischenzeitliche Eigentümer Post Österreich 2007 an dem Zukauf verhob. Der Plan, den Spezialisten Trans-o-flex als eigenen Paketdienst gegen Wettbewerber wie DHL, DPD oder GLS aufzustellen, misslang dem Staatsunternehmen gründlich.

Die seit Juni von Reuters und dem Branchendienst CEP-Research verbreitete Meldung kommt daher überraschend: Trans-o-flex soll schon im September an die Börse – gleichwohl im Express-Verfahren. Die Investmentbank JP Morgan sei bereits eingeschaltet, ein Börsenwert zwischen einer und 1,2 Milliarden Euro angepeilt. Durch den Verkauf von Aktien, so die gleichlautenden Berichte, sollen dem Unternehmen rund 300 Millionen Euro zufließen.

Offizielle Bekenntnisse zu dem Ansinnen fehlen bislang. „Kein Kommentar“, hieß es auch von Geschäftsführer Wolfgang Peter Albeck vor wenigen Tagen gegenüber dem Handelsblatt. Dementiert werden die Details von ihm aber nicht.

„Wir loten unterschiedliche Möglichkeiten aus“, gab er sich vage. Anfang des Jahres habe man beschlossen, weiter zu wachsen, erzählt er von einem bis 2025 gefassten Plan, und dazu gebe es „verschiedene Optionen“.

Die endgültige Entscheidung werden die zwei Eigentümer treffen müssen, die Trans-o-flex 2016 von Österreichs Post zu gleichen Teilen erwarben. Zum einen ist dies die Familie von Peter Amberger, der auch der Lagerei-Logistiker Loxxess AG untersteht.

Die restlichen Anteile halten die Brüder Martin und Christoph Schoeller. Deren Holding geht auf eine Firmengründung aus dem Jahr 1799 zurück, wuchs insbesondere in den 60er- und 70er-Jahren durch die Produktion von Kunststoff-Getränkekästen und steht heute für die weltweite Verbreitung faltbarer Mehrweg-Gemüsekisten.

Die zwei Logistikfirmen hatten den im badischen Weinheim beheimateten Expressdienst schon einmal erworben. Und zwar 1995 von Haniel. Drei Jahre später verkauften sie Trans-o-flex an die Deutsche Post, deren Übernahme kurz darauf am Veto der Brüsseler Wettbewerbshüter scheiterte. So wurde Trans-o-flex zwischenzeitlich an die Finanzfirma des ehemaligen Kaufhof-Chefs Jens Odewald weitergereicht, von wo aus das Transportunternehmen schließlich an die Österreichische Post ging.

Firma günstig zugekauft

Der Kaufpreis, mit dem die zwei Altbesitzer ihre Firma von den Wienern zurückholten, blieb 2016 Verschlusssache. Doch gezahlt haben dürften Amberger und Schoeller nicht annähernd den Wert, den sie jetzt dem Vernehmen nach durch den Börsengang erwarten. Die Österreichische Post hatte Trans-o-flex seinerzeit für rund 300 Millionen Euro erworben, ein Jahr vor dem Weiterverkauf aber stand ihre deutsche Tochter nur noch mit gut 100 Millionen Euro in der Bilanz.

Zur Wertsteigerung beitragen soll nun vor allem das Wirken von Wolfgang Peter Albeck. Den bald 70-jährigen Geschäftsführer holten Amberger und Schoeller kurz nach der Übernahme ins Unternehmen und rangen ihm das Versprechen ab, Trans-o-flex wieder in die schwarzen Zahlen zu führen.

Der gebürtige Würzburger läuft gern in Hosenträgern und ohne Jackett durchs Unternehmen, Geschäftspartner loben ihn auf Anfrage als „pfiffigen Typ“. In seiner Zeit bei der Deutschen Post half Albeck in leitender Position dabei, die Packstationen einzuführen. Auch die Verbundzustellung, bei der Briefe und Pakete vom selben Boten an die Haustür gelangen, führte die Post auf sein Drängen ein.

Erfahrungen in der Eilzustellung sammelte der gelernte Speditionskaufmann bereits zuvor bei TNT im rheinischen Troisdorf, wo er zehn Jahre lang für den niederländischen Expressdienst tätig war. Auch bei Trans-o-flex bewährte sich der Veteran in den ersten vier Jahren Amtszeit. Seinen zunächst bis März 2022 laufenden Vertrag verlängerten die Gesellschafter zuletzt bis zum 31. März 2024.

Geschäftsführer Wolfgang Peter Albeck (Mitte), Gesellschafter Christoph Schoeller (links) und Peter Amberger. Quelle: PR
Trio für einen möglichen Börsengang

Geschäftsführer Wolfgang Peter Albeck (Mitte), Gesellschafter Christoph Schoeller (links) und Peter Amberger.

(Foto: PR)

Um den Expressdienst, der in Deutschland 19.000 Apotheken und 3000 Krankenhäuser beliefert, zurück in die schwarzen Zahlen zu bringen, verordnet Albeck dem Unternehmen ein rigoroses Streichprogramm. Die Zahl der Verteilzentren in Deutschland reduzierte er von 38 auf 33, holte die zuvor ausgegliederten Niederlassungen zurück unter das eigene Firmendach. „Damit können wir nun wieder alles mit einem Standardsystem steuern“, begründet er den Schritt.

Die Firmeneigentümer überzeugte er davon, ihre Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital zu wandeln, um so die durch jahrelange Verluste entstandene Überschuldung bilanziell zu beenden. Unrentable Gesellschaften, die insbesondere unter der Regentschaft der Österreichischen Post ins Unternehmen kamen, stieß Albeck ab – was Trans-o-flex bis 2019 Sonderabschreibungen einbrockte, die zu weiteren Nettoverlusten führten. „Wir haben die Firmenstruktur klar verändert“, sagt der Geschäftsführer, „auf Entlassungen aber verzichtet.“

Stattdessen baute Albeck den Vertrieb massiv aus, um Versorgungslücken bei der Kundschaft ausfindig zu machen. „Wir bieten im Übernachtgeschäft individualisierte Anlieferungsvereinbarungen“, will sich Albeck gegenüber den ebenfalls im Pharmaversand aktiven Wettbewerbern profilieren. Von ihnen gibt es schließlich eine erdrückende Anzahl. Nicht nur DHL, DPD oder UPS drängen ins Transportgeschäft für Apotheken, sondern auch Fedex, Hermes und GLS.

Anders als diese Wettbewerber ist Trans-o-flex bislang nur mit eigenen Niederlassungen in Deutschland und Österreich aktiv – was sich demnächst ändern könnte. „Wir sehen uns bestens dafür gerüstet, auch über eine Expansion unseres Netzwerks im europäischen Ausland nachzudenken“, sagt Albeck.

Wink an strategische Investoren?

Ob es tatsächlich am Ende zu einem Börsengang kommen wird, ist in der Branche allerdings umstritten. „Es sieht alles danach aus“, vermutet ein Branchenexperte, „dass die Alteigentümer den aktuellen Hype rund um den Transport von Corona-Testkits und Impfstoffen nutzen wollen, um Trans-o-flex für einen hohen Preis verkaufen zu können.“ Der angekündigte Börsengang könnte deshalb in Wirklichkeit ein Signal an potenzielle Käufer sein.

Für die These spricht, dass Trans-o-flex bislang nicht einmal einen Geschäftsbericht für 2020 vorgelegt hat. „Wir hatten ein sehr gutes Ergebnis und sind in den schwarzen Zahlen“, ist alles, was Albeck dazu sagt. 2019 stand unterm Strich bei gut 500 Millionen Euro Umsatz ein Verlust von 4,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor verlor Trans-o-flex 7,5 Millionen Euro.

„Trans-o-flex ist sicher ein interessantes Unternehmen“, sagt deshalb auch der Hamburger Logistikberater Horst Manner-Romberg. „Nach einem Börsengang bliebe aber abzuwarten, ob die Investoren langfristig interessiert sind oder nur kurzfristig vom aktuellen Pharmaboom profitieren wollen.“

Mehr: Österreichische Post verkauft deutsches Sorgenkind

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