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Luftfahrt Die Zahl der Geschäftsreisen erhöht sich wieder – verlässliche Prognosen sind aber kaum möglich

Lufthansa und Eurowings verzeichnen eine überraschend starke Firmenkunden-Nachfrage. Doch noch ist völlig offen, wie nachhaltig die Erholung sein wird.
07.09.2021 - 17:30 Uhr Kommentieren
Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter wieder häufiger auf Geschäftsreisen. Entsprechend werden Premiumangebote wie die Lounges nachgefragt. Quelle: Bloomberg
Lufthansa-Lounge

Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter wieder häufiger auf Geschäftsreisen. Entsprechend werden Premiumangebote wie die Lounges nachgefragt.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt Jens Bischof kann seine Freude nicht verbergen: „Wir sehen zurzeit die höchsten Verkehrszahlen seit Beginn der Pandemie“, sagte der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings am Dienstag. Mittlerweile seien alle 82 Flugzeuge im Einsatz, im kommenden Jahr werde die Flotte auf deutlich über 100 Flugzeuge anwachsen.

Es ist ein Erfolg, der zum Teil auch den wieder reisefreudigeren Geschäftskunden zu verdanken ist. „Gegen Ende der Sommerferien kommt die Geschäftsreise zurück. Wir haben bei den Business-Kunden in den letzten Wochen eine Verdopplung der Buchungen gesehen“, so Bischof. Darunter seien auch viele Tickets für die Business-Class.

Ähnlich zuversichtlich hatte sich am Montagabend Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten geäußert. Er verwies auf die innerdeutschen Buchungen, die in den letzten Tagen um 30 Prozent gestiegen seien. „Innerdeutsch ist der Anteil der Geschäftskunden sehr hoch, das stimmt uns optimistisch“, sagte Spohr. Allerdings würden die Firmenkunden noch kurzfristiger buchen als das schon vor Beginn der Pandemie der Fall war.

Gerade für Netzwerk-Airlines, die ihre Verkehre über Drehkreuze steuern, sind das gute Zeichen. Sie setzen stark auf Geschäftsreisende. Wer eine Dienstreise bucht, wählt in der Regel ein höherwertiges Ticket, was wiederum mehr Marge für die Fluggesellschaft bedeutet.

Aus einer Investorenpräsentation der Lufthansa aus dem Jahr 2019 geht hervor, dass rund 50 Prozent des Umsatzes der Gruppe damals aus dem Verkauf von Premiumprodukten an Firmenkunden stammte.

„In vielen Unternehmen hat es sich ausgezoomt“

Doch die Pandemie hat diese Verteilung durcheinandergewirbelt. Die Privatreisenden sind als Erste wieder in die Jets gestiegen. Dagegen wird seit Monaten gerätselt, in welchem Umfang Geschäftsreisende zurückkommen werden und vor allem wie schnell.

Die Erfahrungen von Eurowings und Lufthansa legen nahe, dass das schneller gehen könnte als noch vor gut einem Jahr prognostiziert. „In vielen Unternehmen hat es sich ausgezoomt. Klar ist: Wenn Mitarbeiter oder Führungskräfte zehn Stunden am Tag in Videokonferenzen vor dem Bildschirm sitzen, ist das für das Unternehmen wenig produktiv“, sagt Frank Sarfeld, Politik- und Kommunikationsberater. Er kenne in seinem Umfeld eine Menge Topmanager, die dadurch inzwischen einen Burn-out hätten. „Als Kommunikationsberater bin ich auf persönliche Treffen angewiesen.“

Doch noch sind verlässliche Prognosen über das künftige Volumen von Dienstreisen kaum möglich. Das zeigt die aktuelle Geschäftsreiseanalyse des VDR, des Verbandes Deutsches Reisemanagement. Danach wollen 80 Prozent der größeren Unternehmen Dienstreisen dauerhaft zurückfahren. Bei den kleineren Unternehmen sind es immerhin noch 72 Prozent. Basierend darauf erwartet der VDR, dass die Zahl der Geschäftsreisen um etwa 30 Prozent sinken wird.

Wenn gereist wird, könnte zudem vor allem die Bahn profitieren. So erklärten 73 Prozent der Firmen, zumindest bei innerdeutschen Verbindungen bereits vom Flugzeug auf den Zug gewechselt zu haben. Weitere 13 Prozent wollen das in Zukunft tun.

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Einerseits könnten die Nachfragespitzen, wie sie die Airlines gerade spüren, also ein kurzzeitiger Nachholeffekt sein. Andererseits müssen Umfrageergebnisse wie die des VDR mit Vorsicht betrachtet werden. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass Unternehmen nach Krisen wie etwa den Terroranschlägen 2001 einen Rückgang bei Geschäftsreisen ankündigen, dieser dann aber so nicht kommt.

Dieses Mal kommen allerdings neue Variablen hinzu, die Vorhersagen zusätzlich erschweren. Wer wirklich klimaneutral arbeiten will, muss auch seine Dienstreisen umstellen – etwa auf die Schiene. Andererseits ist die Bahn für viele noch keine Alternative. Berater Sarfeld würde gerne auf die Bahn ausweichen. „Leider schafft es die Bahn nicht, mich für Treffen zum Beispiel morgens um neun Uhr rechtzeitig von Düsseldorf nach Berlin zu bringen.“

Und auch wenn mittlerweile klar ist, dass Videokonferenzen kein Allheilmittel sind – einige Reisen werden sie gleichwohl überflüssig machen. Das hat Arne Heß, Unternehmensberater aus München, mittlerweile festgestellt. „Zwar beziehen die Kollegen wie ich auch perspektivisch wieder Flüge in ihre Planung mit ein, aber nicht mehr für jedes ‚Brot-und-Butter-Meeting‘. Dafür haben sich Teams, Zoom und Co. mittlerweile viel zu sehr etabliert.“ Man könne auch „remote effizient und produktiv arbeiten, ohne in Red-eye-Flights zu hängen oder unter der Woche sein Privatleben dem Hotelleben unterzuordnen“.

Natürlich werde es weiterhin Führungskräfte-Treffen geben, zu denen man persönlich erscheinen werde, so Heß weiter: „Aber typischerweise ändert sich das zumindest bei mir gerade in einen Turnus dreimal im Monat digital und einmal im Monat eine Stunde länger und mit persönlicher Anwesenheit.“

Balanceakt zwischen Premiumangeboten und Spardruck

Für Airlines wie die Lufthansa, die durch die staatliche Rettung enorme finanzielle Verpflichtungen erfüllen müssen, ist das eine schwierige Situation. Sie stehen vor der Herausforderung, die richtige Balance zwischen Premiumangebot und Sparkurs zu finden, ohne die Geschäftsreisenden zu vergraulen.

Lufthansa fährt die Zahl der täglichen Flüge zu begehrten Zielen wieder hoch, um den Vielfliegern einen Hin- und Rückflug am selben Tag anbieten zu können. Eurowings hat laut Bischof zudem 15 neue Business-Strecken ins Programm genommen.

Gleichzeitig schließt Lufthansa aber in Bremen, Dresden, Köln/Bonn, Leipzig, Nürnberg und Delhi die eigenen Lounges dauerhaft. Teilweise werden diese zwar an andere Betreiber übergeben, Lufthansa-Kunden sollen dort aber wieder Zugang bekommen.

„Ich glaube nicht, dass diese Strategie perspektivisch aufgeht“, ist der langjährige Vielflieger und Berater Heß aber skeptisch: „Umso seltener man fliegt, umso mehr bekommt Fliegen wieder etwas mehr von diesem besonderen Event-Charakter.“ Für ihn seien die Lounges schon ein wichtiger Grund für Geschäftsflüge.

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