Luftfahrt Easyjet ist optimistisch für Reise-Comeback im Sommer

Die Coronakrise trifft Airlines hart. Der britische Billigflieger Easyjet hofft, dass im Sommer wieder mehr geflogen wird.
Frankfurt Der britische Billigflieger Easyjet rüstet sich nach dem nahezu kompletten Zusammenbruch seines Flugbetriebs für ein baldiges Ende der Lockdown-Maßnahmen nicht nur in seinem Heimatmarkt. Zwar ist auch im Sommerquartal bisher nur ein deutlich vermindertes Flugangebot von 20 Prozent des Niveaus von 2019 geplant. Doch sei Easyjet flexibel genug, um die Zahl der Flüge und der angeflogenen Ziele bei einem Nachfrageanstieg schnell wieder auszuweiten, sagte Unternehmenschef Johan Lundgren am Mittwoch.
Das Airline-Management geht davon aus, dass die Nachfrage nach Flugtickets bereits Ende Mai wieder anziehen wird. Großbritanniens Regierung unter Premierminister Boris Johnson will voraussichtlich ab Mitte kommenden Monats Reisen ins Ausland wieder erlauben. Und auch in Europa planten die meisten Länder angesichts der Fortschritte ihrer Impfkampagnen wieder die Rückkehr zum planmäßigen Flugbetrieb, sagte Lundgren.
Im bisherigen Verlauf der Pandemie haben sich solche Prognosen jedoch öfter schon als zu optimistisch erwiesen. In vielen Ländern Europas werden die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 gerade wieder verschärft.
Das Buchungsverhalten der Passagiere ist zudem extrem erratisch. Als das Robert Koch-Institut kurz vor Ostern Mallorca von der Liste der Risikogebiete nahm, sprang die Nachfrage nach Flügen kurzzeitig kräftig nach oben. Mittlerweile ist der „Mallorca-Boom“ schon wieder vorbei. Angesichts der sich ständig wechselnden Reisebestimmungen und einer latent drohenden Quarantänepflicht bei Rückkehr halten sich viele Kunden mit Buchungen in den kommenden Wochen zurück.
Lediglich bei Reisen in der zweiten Sommerhälfte sei derzeit eine Belebung zu spüren, heißt es in der Tourismusbranche. Die bis dahin wohl fortgeschrittenen Impfkampagnen stimmten die Menschen wieder etwas zuversichtlich. Hinzu kommt die Erfahrung aus dem ersten Corona-Sommer, in dem das Virus wegen der warmen Temperaturen deutlich zurückgedrängt wurde.
Easyjet-Aktie steigt trotz hohen Verlusts
Easyjet berichtete am Mittwoch zugleich Eckdaten für die erste Hälfte des versetzten Geschäftsjahres. Der Ryanair-Konkurrent hatte wegen der Reisebeschränkungen im Winterhalbjahr, das bei Easyjet von Oktober bis Ende März läuft, den ursprünglichen Flugplan nahezu komplett eingedampft. Innerhalb der sechs Monate beförderte die Airline knapp 4,1 Millionen Passagiere - 89 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Der Umsatz brach um 90 Prozent auf rund 235 Millionen Pfund, umgerechnet 271 Millionen Euro, ein. Ersten Berechnungen zufolge dürfte Easyjet daraus ein um Sonderposten bereinigter Vorsteuerverlust von 690 bis 730 Millionen Pfund entstanden sein, nach minus 193 Millionen Pfund ein Jahr zuvor.
Easyjet hatte zunächst sogar noch einen etwas stärkeren Einbruch befürchtet. Die endgültigen Zahlen will das Unternehmen am 20. Mai veröffentlichen. Die Investoren zeigten sich zufrieden und zumindest etwas erleichtert. Die Aktie stieg bis Mittwochnachmittag um mehr als drei Prozent. Gleichzeitig besorgt Analysten wie Daniel Röska von Bernstein Research aber die überaus zurückhaltende Kapazitätsplanung für das dritte Quartal.
Die Corona-Pandemie hat die gesamte Flugbranche schwer getroffen und Easyjet im vergangenen Geschäftsjahr den ersten Verlust seiner Geschichte eingebrockt. Der Billigflieger hatte Stellen abgebaut und etwa Flugzeuge verkauft, die nunmehr zurückgeleast werden.
Auch eine spätere Abnahme von bereits bestellten neuen Jets vom Hersteller Airbus gehört zum Sparprogramm. Zudem hatte sich der Konzern frisches Geld unter anderem durch die Aufnahme neuer Kredite besorgt. Von den 5,5 Milliarden Pfund, die seit Beginn der Pandemie aufgenommen wurden, sind laut Easyjet noch 2,9 Milliarden Pfund frei verfügbar.
Mit Agenturmaterial
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