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Luftfahrt Erste Megabestellung für Airbus seit Ausbruch der Pandemie – Dubai Airshow lässt Flugzeughersteller hoffen

Auf dem ersten Luftfahrt-Treffen seit zwei Jahren gibt es wieder Aufträge. Die Stimmung steigt, doch viele Zulieferer trauen der Euphorie noch nicht.
15.11.2021 Update: 15.11.2021 - 13:56 Uhr 1 Kommentar
Die Golf-Airline ist verärgert über die Verzögerungen bei der neuen Boeing 777X, die nun erstmals in Dubai gezeigt wird. Quelle: Getty Images
Emirates zeigt in Dubai seinen Airbus 380

Die Golf-Airline ist verärgert über die Verzögerungen bei der neuen Boeing 777X, die nun erstmals in Dubai gezeigt wird.

(Foto: Getty Images)

Frankfurt Die Erlösung kam am Sonntagnachmittag: Der US-Luftfahrtinvestor Indigo, zu dessen Beteiligungen unter anderem die ungarische Wizz Air und Frontier Airlines aus den USA gehören, bestellte bei Airbus 255 Flugzeuge des Typs A321 neo. Es ist die erste Megabestellung, die Airbus seit Beginn der Pandemie erhalten hat. Am Montag folgte dann eine Absichtserklärung des US-Leasingunternehmens ALC, das neben 104 Passagiermaschinen auch als erster Kunde sieben Exemplare der Frachterversion des A350 bestellen will.

Für den europäischen Luftfahrtkonzern sind die Deals ein perfekter Auftakt für die seit Sonntag laufende Dubai Airshow. Es ist die erste große Luftfahrtmesse seit zwei Jahren. Wegen der Pandemie waren sowohl die Luftfahrttreffen in Farnborough 2020 als auch in Paris 2021 ausgefallen. Entsprechend groß sind die Erwartungen der Branche. Boeing und Airbus sind mit einem großen Aufgebot angereist – gilt es doch, endlich wieder die Orderbücher stärker zu füllen.

„Wir sind glücklich, unsere Beziehung zu den Airlines von Indigo Partners weiter ausbauen zu können“, sagte Christian Scherer, Chief Commercial Officer von Airbus, nach der Unterzeichnung des Megaauftrags, bei der auch Airbus-Chef Guillaume Faury und Bill Franke anwesend waren. Franke ist Mitgründer von Indigo Partners und einer der anerkanntesten Airline-Investoren auf der Welt. Indigo gehört zu den größten Kunden des beliebten Mittelstreckenjets. Der Investor hat von der A320-Familie mittlerweile 1145 Flugzeuge bestellt.

Erzrivale Boeing konnte bis Sonntagabend immerhin elf Frachtflugzeuge des Typs 737-800 an die Leasinggesellschaft Icelease verkaufen. Zudem wird spekuliert, die neue indische Airline Akasa Air werde bei Boeing zwischen 70 und 80 Maschinen des Typs 737 Max bestellen.

Es ist ein wenig so, als könnten die Hersteller in Dubai endlich den Bann brechen, den die Pandemie der Branche seit fast zwei Jahren auferlegt hat. Wegen der unsicheren Lage halten sich die Fluggesellschaften seit Monaten mit Bestellungen neuer Jets zurück.

Boeing zeigt in Dubai die 777X

Airbus verzeichnete in diesem Jahr bis Ende Oktober 292 Bestellungen, gleichzeitig wurden aber 167 Jets storniert. Netto stehen bisher also lediglich 125 Flugzeugbestellungen in den Büchern des europäischen Luftfahrtkonzerns. Vor der Krise trudelten zum Teil über 1000 Bestellungen pro Jahr bei dem Unternehmen ein.

Verzögerter Erstflug. Quelle: AP
Boeing 777x in Dubai

Verzögerter Erstflug.

(Foto: AP)

Rivale Boeing stand mit Nettobestellungen von rund 309 Flugzeugen bis Ende Oktober zwar besser da. Aber das ist auch eine Folge der Wiederzulassung der Boeing 737 Max, die nach zwei verheerenden Abstürzen fast zwei Jahre lang nicht abheben durfte. Nun gibt es hier gewisse Nachholeffekte. Langsam steigt aber auch die Zuversicht vieler Airline-Manager wegen der fortschreitenden Impfquoten und der Entscheidung der US-Regierung, wieder geimpfte Ausländer ins Land zu lassen.

Gerade für Boeing ist die Dubai Airshow enorm wichtig. Der US-Konzern zeigt im Emirat erstmals seine 777X – auf dem Vorfeld, aber auch in der Luft. Eigentlich wollte der Konzern die modernisierte Version der 777 bereits 2019 vorstellen. Doch der Erstflug verzögerte sich aufgrund von technischen Problemen. Nun will und muss Boeing endlich liefern. Denn nach wie vor kämpft das Unternehmen mit den Folgen des Max-Desasters und Fertigungsproblemen beim Langstreckenjet 787 (Dreamliner).

Noch dazu wird die 777X in der Heimat des Erstkunden präsentiert: Emirates. Dort war das Management zuletzt sichtlich verärgert, weil es nicht fest mit dem Flugzeug planen konnte. Auch Lufthansa wird die Vorstellung des Flugzeugs sehr genau verfolgen. Europas größte Fluggesellschaft hat 20 Boeing 777-9 bestellt, die größte Version des modernisierten Flugzeugs.

Traditionell wird auf der Schau in Dubai eher militärisches Gerät gezeigt. Doch wegen der langen Messepause sind in diesem Jahr auch Zivilflugzeuge sehr stark vertreten. Quelle: Getty Images
Militärtransporter bei der Dubai Airshow

Traditionell wird auf der Schau in Dubai eher militärisches Gerät gezeigt. Doch wegen der langen Messepause sind in diesem Jahr auch Zivilflugzeuge sehr stark vertreten.

(Foto: Getty Images)

„Dubai ist die Gelegenheit, endlich wieder alle wichtigen Leute zu treffen, auch aus den USA“, sagt Michael Santo von der auf Luftfahrt spezialisierten Beratungsfirma H&Z aus München. Dennoch warnt der Experte vor überzogenen Erwartungen.

Zwar konnte Santo bei einer Umfrage kurz vor Beginn der Show in Dubai eine überraschend gute Stimmung in der Branche feststellen. „Mehr als 80 Prozent der Befragten betrachten die Stimmung in ihrem Unternehmen und im Branchenumfeld als positiv oder sehr positiv“, berichtet der Berater.

Zulieferer sehen Airbus-Pläne skeptisch

Gleichzeitig gab es allerdings bedenkliche Erkenntnisse. Rund 45 Prozent der Befragten hätten die geplanten Produktionssteigerungen bei der A320-Familie als schwierig und zum Teil unrealistisch eingestuft. Airbus will die Zahl der monatlich gebauten A320-Flugzeuge bis Mitte 2023 auf 65 Maschinen steigern. Mitten in der Krise hatte der Konzern nur 40 Flugzeuge dieses Typs monatlich gefertigt. Bis Mitte dieses Jahrzehnts will der Konzern die Rate dann sogar auf 70 und mehr Jets hochfahren.

Das sorgt bei vielen Zulieferern für Unruhe. Die Chefs der Triebwerkshersteller MTU und Safran etwa hatten zuletzt bei Monatsraten von 70 und mehr Bedenken angemeldet. Viele Lieferanten beklagen, die Planung von Airbus bisher nur in den Medien gelesen zu haben, konkrete Bestellungen von Komponenten und Teilen würden dagegen fehlen. Das hat Folgen: 41 Prozent der Befragten würden die Airbus-Planungen in ihren eigenen Systemen nur mit erheblichen Abschlägen umsetzen, berichtet Berater Santo.

Er sieht die Ziele von Airbus als äußerst ehrgeizig an. „Bis zu 70 Flugzeuge zu produzieren braucht einen langen Vorlauf. Airbus selbst müsste hierzu noch Hausaufgaben machen“, sagt der Experte. Die Frage sei, ob ein Mix aus verschiedenen A320-Varianten mit den hohen Produktionszahlen überhaupt ohne eine weitere Fertigungslinie machbar sei.

Bei Airbus bleibt man indes zuversichtlich. Passend zur Luftfahrtschau am Persischen Golf stellte das Unternehmen seine aktuellste Langfristprognose vor, die erste seit Beginn der Pandemie. Die fällt zwar etwas bescheidener aus als vor der Krise. Doch die Experten des Konzerns gehen davon aus, dass in den kommenden 20 Jahren 39.000 neue Passagier- und Frachtmaschinen gebraucht werden. Das werde weltweit 90 Millionen Jobs sichern. Allein gut 15.000 alte Flugzeuge müssten wegen des wachsenden Drucks in Sachen Klimaneutralität ersetzt werden, heißt es zur Begründung.

Airbus-Manager Scherer ist sich jedenfalls sicher, dass die Welle der Covid-bedingten Stornierungen ihren Höhepunkt überschritten hat. „Die Widerstandsfähigkeit unserer Industrie ist bemerkenswert“, sagte er. Airlines und Investoren würden weiter an ihre Investments glauben und Kapital in die Flotten stecken.

Mehr: Lufthansa-Chef Carsten Spohr: „Uns bleibt dreimal so viel Liquidität wie vor der Krise“

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  • US-Luftfahrtinvestor Indigo - eine pragmatische, kluge Entscheidung!
    Der Markt in Osteuropa und in USA wird stark steigen, der in Deutschland wohl nicht.
    Die massiven Regulierungen und Steuern und Abgaben in Deutschland werden die Drehkreuze außerhalb Deutschlands stärker auslasten.

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