Luftfahrt Eurowings eröffnet neue Basis am Flughafen Prag

Die Lufthansa-Tochter will Ende Oktober den Betrieb in Prag starten.
Frankfurt Eurowings-Chef Jens Bischof macht Ernst mit seiner Ankündigung, sich aktiv an der Konsolidierung der Luftfahrtbranche in Europa zu beteiligen. Der Ableger der Lufthansa stationiert im Herbst in Prag zunächst zwei Airbusse A320. Am 31. Oktober soll der Betrieb beginnen, für den Sommer 2022 sind drei Jets geplant.
„Eurowings wird preislich attraktive Direktverbindungen für Geschäftsreisende und Urlauber nach Tschechien bringen – pünktlich zum Neustart des Luftverkehrs nach der langen Coronakrise“, wird Bischof in einer Mitteilung der Airline zitiert. Geplant sind Verbindungen nach Barcelona, Mailand, Athen, Stockholm, Kopenhagen, Tel Aviv und Birmingham. Dazu kommen die typischen Urlaubsziele auf den Kanaren und Balearen sowie den griechischen Inseln.
Der Vorstand des Mutterkonzerns Lufthansa hat dem Billigableger den strategischen Auftrag gegeben, in Europa jenseits der großen Drehkreuze zu expandieren. Das Management rechnet mit einer Konsolidierung, weil gerade gegen Ende der Pandemie kleinere und nicht so finanzstarke Airlines Insolvenz anmelden müssen. Denn das Wiederhochfahren des Flugbetriebs kostet Geld, das nach fast eineinhalb Jahren Stillstand häufig nicht mehr vorhanden ist.
Übernahmen sind für die Lufthansa-Gruppe derzeit aber kaum möglich. Das untersagen die Bedingungen, die mit der milliardenschweren Staatshilfe für den Konzern verbunden sind. Was bleibt, ist, Märkte zu besetzen, die frei werden– etwa bei schwer angeschlagenen nationalen Anbietern.
Tschechien ist ein erster solcher Markt, den Bischof und sein Team identifiziert haben. Die nationale Fluggesellschaft Czech Airlines musste bereits Insolvenz anmelden. Ob es dem Insolvenzverwalter gelingen wird, das Überleben der Airline zu sichern, ist offen. Vor wenigen Tagen hat Airbus Forderungen in Höhe von 668 Millionen Euro angemeldet. Der Grund: Czech will oder kann bestellte Flugzeuge nicht mehr bezahlen.
Eurowings-Management sieht viel Potenzial in Tschechien
Das Eurowings-Management hat den tschechischen Markt in den zurückliegenden Wochen analysiert und ist überzeugt, hier sowohl Privatreisende als auch Geschäftskunden gewinnen zu können. Der Lebensstandard der dortigen Bevölkerung wachse, das Land habe nach dem Ende der Pandemie gute Perspektiven, ist aus dem Umfeld von Eurowings zu hören. Es sei kein reiner Billigstandort.
Allerdings ist Eurowings nicht die erste Fluggesellschaft, die es in diesem Markt versucht. Vor einigen Jahren startete bereits der ungarische Billiganbieter Wizz Air in Prag. Doch er zog sich wieder zurück. Die Nachfrage sei zu gering, hieß es. Damals gab es allerdings auch noch eine sehr aktive Czech Airlines, die ihren Markt sicherlich verteidigt haben wird –etwa über günstige Ticketpreise.
Eurowings hat bisher drei sogenannte Auslandsbasen, an denen eigene Flugzeuge stationiert sind: Palma, Pristina und Salzburg. Prag wird die vierte werden. Zunächst soll der Flugbetrieb dort von Crews der Eurowings Europe absolviert werden, die ihren Sitz in Wien hat. Erfüllen sich die Erwartungen des Eurowings-Managements, sollen in Prag dann aber auch eigene Flugbegleiter und Piloten stationiert werden.
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