Luftfahrt Ferienfluggesellschaft Germania steckt in finanziellen Schwierigkeiten

Ein Airbus A319 der Fluggesellschaft Germania bei der Landung.
Frankfurt Erneut ist eine deutsche Fluggesellschaft in Schwierigkeiten. Die Ferienfluggesellschaft Germania räumte am Dienstagabend finanzielle Engpässe ein. „Germania prüft aktuell mehrere Optionen einer Finanzierung, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern“, heißt es in einer knappen Mitteilung.
Es gehe um die zentrale Frage, wie die Airline als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin in einem Marktumfeld schlagkräftig bleiben könne, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt ist, heißt es. „Beim Flugbetrieb gibt es keine Einschränkungen, alle Germania-Flüge finden planmäßig statt.“
Germania zählt mit aktuell 38 Flugzeugen nicht zu den ganz kleinen deutschen Airlines. Die Flotte entspricht in etwa der Größe der deutschen Tuifly.
Das Unternehmen ist auf Ferienflüge zum Beispiel nach Mallorca spezialisiert. Zudem setzt es mit seinen Angeboten auf in Deutschland lebende Türken, die einen Besuch in der Heimat planen.
Germania hat eine umfassende Flottenerneuerung und Expansion gestartet. Experten hatten insgeheim jedoch schon länger die Frage aufgeworfen, wie dieser Kurs finanziert werden kann.
Karsten Balke, CEO und Gesellschafter der Airline, hatte auf der Tourismusmesse ITB im März vergangenen Jahres Zweifel an der Solidität der Airline zu zerstreuen versucht. Die Pleite von Air Berlin biete Germania viele Chancen.
„Im Moment wird die Lücke geschlossen, die Air Berlin hinterlassen hat. Die Airline war die führende Ferienfluggesellschaft in Deutschland“, sagte Balke damals. Zudem laufe das Geschäft gut, die Nachfrage in der Türkei und Ägypten ziehe wieder an. „Hier zahlt sich aus, dass wir 2016/2017 in der Krise unsere Kapazitäten in die Türkei beibehalten haben. Das wird honoriert“, so der Germania-Chef weiter.
Nun verweist die Airline in ihrer Erklärung auf die extrem schwierigen Rahmenbedingungen. Die gesamte Branche befinde sich in einer Umbruchphase, von der auch Germania betroffen sei, heißt es.
„Insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an unserer Flotte waren für unser Unternehmen große Belastungen.“
In den vergangenen Monaten mussten bereits zahlreiche kleine Airlines Insolvenz anmelden – unter anderem Primera Air, Azur Air, Small Planet, VLM und Skywork. Sie waren auch in Deutschland aktiv.
Eine Herausforderung dürfte für Germania die Modernisierung des Fluggeräts sein. Germania will die gesamte Flotte auf die A320neo-Familie umstellen. Doch Airbus konnte die Jets zuletzt wegen Problemen bei Zulieferern häufig nur verspätet liefern.
Deshalb will Germania einige der alten Boeing 737 länger behalten. Zudem wurde mit Sundair für den kommenden Sommer zur Überbrückung die Anmietung von einer A320 und einer A319 vereinbart.
Die Probleme von Germania könnten auch andere Airlines betreffen. Das Unternehmen führt zum Beispiel auch im Auftrag von Reisekonzernen wie Tui oder Thomas Cook Flüge durch.
Dort wird man die Mitteilung des Partners sehr genau verfolgen. Es wäre keine Überraschung, wenn man sich nun nach Alternativen umschaut, damit im Zweifel keine Passagiere stranden, sollte der Flugbetrieb von Germania doch eingestellt werden.
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