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Luftfahrt Flugzeugzulieferer Montana Aerospace geht an die Börse

Der Varta-Unternehmer Michael Tojner will für seinen Flugzeugzulieferer in der Schweiz frische Mittel besorgen. Die sollen in Wachstum und Übernahmen fließen.
23.04.2021 - 08:24 Uhr Kommentieren
Der Flugzeugzulieferer will sich über einen Börsengang frische Mittel für die weitere Expansion beschaffen. Quelle: Montana Aerospace
Produktion bei Montana Aerospace

Der Flugzeugzulieferer will sich über einen Börsengang frische Mittel für die weitere Expansion beschaffen.

(Foto: Montana Aerospace)

Frankfurt Das schweizerisch-österreichische Unternehmen Montana Aerospace will an die Börse. Das Management des Flugzeugzulieferers gab am Freitagvormittag eine sogenannte „Intention to float“ bekannt, der erste Schritt auf dem Weg auf das Parkett. Das Ziel ist ein Emissionserlös von rund 400 Millionen Euro.

Die Notierung von Montana soll an der Schweizer Börse SIX erfolgen. Die Erstnotiz wird noch im zweiten Quartal angepeilt. Üblicherweise dauert es nach der ersten Ankündigung eines Börsengangs etwa drei bis vier Wochen bis zum tatsächlichen Börsenstart. Der Emissionserlös wird nach Aussagen von Finanzchef Michael Pistauer ausschließlich in das weitere organische Wachstum sowie Übernahmen fließen.

Montana Aerospace ist auf die sogenannten Aerostrukturen spezialisiert, das Gerippe eines Flugzeugs. Gefertigt wird unter anderem in der Schweiz, in Deutschland und in den USA, aber auch in Rumänien und Vietnam hat die Firma eine Produktion aufgebaut. Der Umsatz betrug im Vorkrisenjahr 2019 noch 783 Millionen Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 102 Millionen Euro. 2020 sank der Umsatz krisenbedingt auf 614 Millionen Euro, das bereinigte Ergebnis lag bei 45 Millionen Euro.

Das Unternehmen mit rund 4800 Mitarbeitern gehört dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner. Mit Varta und Aluflexpack sind bereits zwei seiner Firmen börsennotiert. Mit Montana soll nun die dritte folgen. Und wie bei Varta und Aluflexpack wird Tojner wohl auch bei Montana Aerospace die Mehrheit behalten.

„Der bisherige Aktionär bleibt an Bord, und das Geld ist auch nicht für die Tilgung von Verbindlichkeiten gedacht“, sagte Pistauer dem Handelsblatt. Lediglich im Zuge einer möglichen Mehrzuteilung von Aktien, des sogenannten Greenshoe, wird Tojner einen Teil seiner Aktien abgeben. An Varta hält der Unternehmer über seine Dachgesellschaft Montana Tech Components noch 56 Prozent, bei Aluflexpack sind es 54 Prozent.

Weitere Zukäufe sind geplant

Zudem hätten zwei institutionelle Investoren bereits zugesagt, Aktien im Volumen von 113 Millionen Euro zu übernehmen, heißt es in der Mitteilung. Dabei handelt es sich um von Capital International Investors beratene Fonds sowie um M&G Investments, einen britischen Vermögensverwalter.

Montana Aerospace ist nicht zuletzt durch Zukäufe entstanden. Diese sogenannte Build-and Buy-Strategie will CEO Markus Nolte mithilfe des Emissionserlöses fortsetzen. „Montana Aerospace hat bereits eine tief integrierte Wertschöpfungskette. Es bietet sich also an, uns als Konsolidierungsplattform zu nutzen“, sagte er dem Handelsblatt.

Potenziellen neuen Anteilseignern verspricht das Management starkes Wachstum. „Unser Auftragsbestand ist binnen eines Jahres gestiegen, während es branchenweit wegen der Krise ein Minus gab. Wir gehen daher davon aus, dass wir Marktanteile gewonnen haben“, sagte Finanzchef Pistauer. Er und Nolte setzen darauf, vom hohen Konsolidierungsdruck in der Zulieferindustrie profitieren zu können. Die stark mittelständisch geprägte Branche – alleine in Deutschland gibt es rund 2300 Betriebe – steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Mittel sind nach der langen und schwersten Krise in der Luftfahrt vielerorts aufgezehrt.

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Gleichzeitig müssen die Unternehmen in Vorleistung gehen, wenn Airbus und Boeing sukzessive wieder mehr Flugzeuge bauen werden. Hinzu kommt der Druck, mit völlig neuen Konzepten das Fliegen und auch die Fertigung selbst nachhaltiger zu machen, was zusätzlich Geld kostet. Experten gehen davon aus, dass einige der Zulieferfirmen das nicht alleine stemmen können.

Sowohl Varta als auch Aluflexpack haben sich an der Börse zuletzt sehr gut entwickelt. Der Kurs von Varta legte in den letzten zwölf Monaten um über 60 Prozent auf knapp unter 119 Euro zu. Bei Aluflexpack betrug das Plus sogar fast 90 Prozent.

Große Herausforderungen warten auf Montana Aerospace

Ob Montana Aerospace an diesen Erfolg anknüpfen kann, ist offen. Das Zuliefergeschäft in der Luftfahrt ist äußerst komplex. Die Sicherheits- und Qualitätsanforderungen sind sehr hoch. Da der Flugzeugbau mit den beiden Konzernen Airbus und Boeing mehr oder weniger oligopolistische Strukturen besitzt, sind die Zulieferer zwangsläufig von wenigen Kunden abhängig.

Zudem sind Übernahmen in dieser Branche stets ein Thema für die Politik, da beim Flugzeugbau immer auch militärische Aspekte eine Rolle spielen. Auch die Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter sprechen bei solch weitreichenden Entscheidungen immer ein Wörtchen mit.

Nachdem Airbus diese Woche angekündigt hatte, die eigene Teile- und Komponentenfertigung deutlich straffen zu wollen, kündigte die IG Metall umgehend Widerstand an. Die Sorge vor einer Zerschlagung der deutschen Airbus-Tochter Premium Aerotec ist groß. Unter anderem wird befürchtet, dass die Fertigung von Einzelteilen früher oder später von Airbus verkauft werden könnte. Dieser Bereich würde gut zu Montana Aerospace passen.

Die Beteiligten in Politik und auf Arbeitnehmerseite von den Vorteilen einer Übernahme zu überzeugen wird für das Management von Montana Aerospace also eine Herausforderung. Zumal gegen den Unternehmer Tojner in Österreich wegen des Verdachts des Abgabebetrugs ermittelt wird. Tojner bestreitet die Vorwürfe zwar, aber so etwas schürt Misstrauen.

Andererseits dürfte der große Druck auf die gesamte Zulieferbranche in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass der eine oder andere Betrieb „auf den Markt“ kommen wird. Dass Europa ein starkes Gegengewicht zu großen Zulieferunternehmen wie etwa Spirit in den USA benötigt, stellt sowieso schon lange keiner mehr infrage.

Mehr: Wie ein unbekannter Flugzeugzulieferer ein europäisches Schwergewicht formen will.

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