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Luftfahrt wird digitalDer Flug in die Zukunft
Die Stewardess weiß dank Google Glass sofort, welchen Wein man trinkt. Das Smartphone leitet durch die Security, Drohnen überprüfen Jets auf Schäden: IT-Spezialisten arbeiten mit Hochdruck an der Zukunft der Luftfahrt.
Dank Datenbrille und Vernetzung wissen die Flugbegleiter bald schon vorab, was der Passagier bestellt.
(Foto: PR)
Frankfurt Eigentlich wollte Dave Bakker Pilot werden. Wie so viele damals habe ihn der Film „Top Gun“ magisch angezogen, erzählt der Manager. Eine F16 zu fliegen, das war der Traum des Niederländers. Doch eine Sehschwäche verhinderte, dass das Wirklichkeit wurde. Heute ist Bakker Europa-Chef von Sita und den Flugzeugen damit zumindest nahe gekommen. Das Unternehmen ist auf Informationstechnologie für die Luftfahrt spezialisiert und gehört Airlines.
Zwar kann Bakker nun nicht selbst Hand ans Steuerruder legen, aber er kann doch maßgeblich dabei mitreden, wie die Passagiere in Zukunft fliegen werden. „Sita ist nicht nur Technologielieferant für Fluggesellschaften und Flughäfen. Wir sind auch eine Art Thinktank der Luftfahrt-Community“, sagt Bakker. Und als solcher hat das Unternehmen derzeit alle Hände voll zu tun. Denn die Digitalisierung wird das Flugerlebnis schon in den kommenden Jahren deutlich verändern.
Bakker sieht vor allem zwei entscheidende Trends: „Mobile Endgeräte und die Personalisierung von Angeboten beschäftigen die Luftfahrtindustrie derzeit massiv.“ Gerade erst hat Sita die führenden Fluggesellschaften befragt – mit eindeutigen Ergebnissen. Bislang checken etwa neun Prozent der Fluggäste mobil ein, im Jahr 2018 werden es nach Schätzungen der Airlines 24 Prozent sein. Das gleiche Bild bei der Gepäck-Aufgabe. Derzeit geben 17 Prozent der Passagiere ihre Koffer an speziellen Automaten auf – genannt Self Bag-Drop. 2018 werden das bereits 74 Prozent tun.
Dabei sind das noch die zu erwarteten Trends. In den Laboren und in Pilotprojekten basteln die Experten von Sita bereits an ganz anderen Szenarien. Eine Idee ist der Einsatz von tragbarer IT wie die Datenbrille Google Glass. So setzt das Personal des Flughafens in Kopenhagen die Brille ein, um die Beratung und Hilfestellung für Passagiere zu optimieren. Sie können sich etwa Flugpläne oder Gate-Informationen vors Auge „zaubern“ lassen, während sie mit den Fluggästen sprechen oder deren Gepäck betreuen.
Mit diesen Extras verdienen die Airlines gutes Geld
Im Jahr 2014 hat die Lufthansa ihre Einnahmen aus dem Vielfliegerprogramm Miles & More mehr als verdoppelt. 90 Millionen Dollar an Einnahmen standen zu Buche.
Quelle: The Car Trawler Yearbook of Ancillary Revenue
Air Asia bietet seinen Passagieren Wlan für weniger als drei Dollar während des Flugs an, dass für Chatprogramme wie WhatsApp benutzt werden kann.
Jetblue will bald neue Paketangebote vorstellen. Besonders günstig sind dabei Handgepäck-Flüge. So sollen jährlich bis zu 200 Millionen Dollar mehr eingenommen werden.
Billigflieger Ryanair geht davon aus, dass 25 Prozent seiner Kunden Geschäftsreisende sind. So buchen bis zu 9000 Kunden pro Tag das teurere Business-Plus-Paket.
Spirit erzielte durch den Verkauf von zugeteilten Sitzplätzen Einnahmen von 76,2 Millionen Dollar, das entspricht im Durchschnitt 5,30 Dollar pro Passagier.
Im vergangenen Jahr steigerte der US-Billigflieger Allegiant seine Einnahmen durch den Verkauf von Dritt-Dienstleistungen (Hotelzimmer, Mietwagen, Hotel Shuttle Service) um 30,1 Prozent.
Die mexikanische Billig-Airline Volaris erzielte mehr als 3,5 Millionen Euro durch Mitgliedschaften in seinem „V-Club“. Dieser bietet den Mitgliedern günstigere Flugtarife.
Wer schon mal am Flughafen in Singapur gestrandet ist, wird hierfür sicher Verwendung finden: Tigerair bietet mi seinem „Tigerconnect“-Programm für 18 Dollar eine Sightseeing-Tour durch die Stadt an für Kunden, die länger als acht Stunden auf ihren Anschlussflug warten müssen.
Die US-Fluglinien setzten im Jahr 2014 287 Milliarden Flugmeilen für Vielflieger ab, 61 Prozent davon wurden an Mitglieder des entsprechenden Programms verkauft.
Virgin Australia verkaufte sein Vielflieger-Programm für 295 Millionen Dollar.
Die britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic wiederum nutzt die Google-Brille und auch das Pendant von Sony in einem Pilotprojekt am Londoner Flughafen Heathrow. First-Class-Kunden, die dort ankommen, werden von der Brille „gescannt“ und alle relevanten Informationen aufgerufen. Die „Concierges“ können die Top-Kunden so viel persönlicher ansprechen und abgestimmte Angebote unterbreiten.
„Die ersten Erfahrungen mit der Brille sind sehr positiv“, sagt Bakker von Sita. Allerdings müssten noch viele Fragen geklärt werden, unter anderem, was die Scan-Leistung der Brille betrifft. „Es wird sicher nicht so sein, dass in fünf Jahren an Flughäfen und in Flugzeugen alle mit Google Glass herumlaufen werden. Aber wir müssen einfach dabei sein, wenn es darum geht, Ideen zu entwickeln und verstehen, wie Wearables die Reiseerfahrung verändern können.“
So geht Fliegen im Jahr 2020
Flug in die Zukunft
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Wir schreiben den 20. Februar 2020. Der Winter hält das Land fest im Griff. Seit Wochen liegt Schnee, nervt die Kälte. Meine Frau und ich sind genervt, sehnen uns nach Sonne. Im Fernsehen läuft ein Bericht über den bevorstehenden Mobilfunk-Kongress in Barcelona. Bilder werden gezeigt von Menschen, die in der spanischen Metropole in T-Shirts die ersten Sonnenstrahlen genießen. Wir schauen uns an: Barcelona – ja das wäre es jetzt. Meine Frau greift zum iPhone und startet die Suche.
Blitzschnell wird meine Frau fündig. Mit wenigen „Handgriffen“ kaufen wir die Tickets und checken auch mobil schon mal ein. Fünf Jahre zuvor wäre das noch unmöglich gewesen. Damals musste man auf zig Seiten schauen, waren die Preissysteme der Airlines komplex und teilweise intransparent. Dank der Technologie und klaren Verbraucherschutz-Regeln hat sich das mittlerweile radikal geändert.
(Foto: Imago)
Anreise
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Schon während der Anreise übermittelt unser Auto den aktuellen Standort an die Airline und den Flughafen Düsseldorf. Deren IT nennt unserem Navigationssystem einen Parkplatz nahe am Abflug-Gate. Dort übernimmt ein Park-Roboter das Auto, wir können sofort zum Gate aufbrechen, müssen nicht mühsam einen Parkplatz suchen.
Sobald wir den Flughafen betreten, meldet sich unser Smartphone und führt uns zum Gepäck-Automaten, wo der Koffer ohne Zeitverzögerung aufgegeben werden kann. Gerade einmal 25 Sekunden dauert das Prozedere, Schlange stehen ist Vergangenheit.
Das Smartphone sagt, dass wir etwa zehn Minuten bis zum Gate brauchen, der Flug aber 15 Minuten später starten wird. Wir erhalten persönlich abgestimmte Einkaufsmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung angezeigt, um die Zeit zu überbrücken. Später meldet sich das Smartphone und sagt, es sei Zeit zum Aufbruch.
(Foto: Imago)
An der Security
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Zwei andere Interkontinentalflüge starten verspätet, ungewöhnlich viele Menschen müssen deshalb durch die Kontrolle. Kein Problem: Dank der Funksignale der Smartphones kann der Flughafen die Passagierströme analysieren und der Security rechtzeitig sagen, dass kurzfristig mehr Personal benötigt wird. Unsere Kontrolle dauert nur wenige Minuten.
(Foto: Imago)
Kurz vor dem Gate
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Die Verspätung des Fluges hat sich auf 30 Minuten erhöht. Die Fluggesellschaft schickt uns einen Gutschein für einen kostenlosen Kaffee auf das Smartphone, gültig für eine Kaffee-Bar in unmittelbarer Nähe zum Gate.
(Foto: Imago)
So hilft Sita Flughäfen zum Beispiel dabei, mehr über die Fluggäste zu erfahren und diese Informationen zu nutzen. „Es ist überraschend, wie wenig Flughäfen über ihre Kunden wissen“, so Bakker. Zum Einsatz kommt unter anderem die sogenannte iBeacon-Technologie, die auch im stationären Handel genutzt wird. Im Terminal verteilte Sender schicken regelmäßig Signale, die von den Smartphones der Passagiere erfasst werden. So weiß das System immer genau, wo ein Fluggast ist, und lokal passende Dienstleistungen können angeboten werden.