Luftfahrt Zeitfracht will Rostocker Flughafen kaufen

Wolfram Simon-Schröter will hier kräftig investieren.
Frankfurt Erst vor wenigen Monaten griff man nach der insolventen Modekette Adler, jetzt soll auch der Regionalflughafen Rostock-Laage in das Reich des Familienunternehmens Zeitfracht aus Berlin eintreten. „Die Zeitfracht Gruppe will den zivilen Teil des Flughafen Rostock-Laage-Güstrow übernehmen“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss.
Was auf den ersten Blick aussieht wie der Aufbau eines bunten Sammelsuriums hat Strategie. Das verbindende Element ist die Logistik. Die Modekette Adler geriet auch deshalb in eine Schieflage, weil die Lieferketten nicht stimmten und zu komplex waren. Zeitfracht bringt das aktuell in Ordnung.
Am Flughafen Rostock-Laage will das Familienunternehmen wiederum ein Logistikzentrum bauen, um eine Brücke zwischen Fracht auf der Straße und in der Luft zu schaffen. „Wir können den Flughafen Rostock-Laage sehr gut in unsere bestehenden Aktivitäten aus dem Bereich Logistik, Luft- und Raumfahrt einbinden“, sagte Wolfram Simon-Schröter, Vorstand der Zeitfracht Gruppe und Ehemann der Gesellschafterin Jasmin Schröter.
Zeitfracht bietet mit rund 3700 Mitarbeitern Logistikleistungen auf der Straße, dem Wasser und in der Luft an. Zum Firmenimperium gehört mit German Airways auch eine kleine Airline. Der Umsatz der Gruppe lag im vergangenen Jahr bei über 600 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bewegte sich zwischen fünf und sechs Prozent des Umsatzes, also 30 bis 42 Millionen Euro.
Der Flughafen Rostock-Laage ist schon seit Längerem in einer schwierigen Lage. Erst ging die deutsche Airline Germania pleite, die ab Rostock regelmäßige Verbindungen anbot. Dann kam die Pandemie. Aktuell landen und starten laut Flugplan nur ein bis zwei kommerzielle Flüge pro Tag auf dem Flughafen, überwiegend zu Zielen am Mittelmeer.
Flughafen Rostock braucht Finanzhilfe
Die bisherigen Eigentümer – die kommunale Rostocker Versorgungs- und Verkehrs-Holding GmbH (RVV), der Landkreis Rostock sowie die Stadt Laage – müssen den Flughafen finanziell stützen. Konkret steuern die Gesellschafter jährlich 1,8 Millionen Euro bei, das Land Mecklenburg-Vorpommern gibt eine Million Euro.
Deshalb hatten sich die Eigentümer auf die Suche nach einem privaten Investor gemacht. Der könnte nun Zeitfracht werden. „Die Gruppe hat sehr konkrete Planungen für den Standort vorgestellt und verpflichtet sich zum Weiterbetrieb des Flughafens“, sagte Yvette Hartmann, Geschäftsführerin der städtischen Beteiligungsgesellschaft RVV.
Verkauft werden soll lediglich der zivile Teil des Airports. In Laage hat auch das Luftwaffengeschwader 73 seinen Sitz. Dort werden Piloten der Luftwaffe ausgebildet. Daran soll der Verkauf des zivilen Teils nichts ändern.
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