Luftverkehr Flughafen BER rechnet mit 350 Millionen Konzernverlust – Scheuer fordert weiteren Bericht

Der Hauptstadtflughafen wird zu 100 Prozent mit Kerosin aus Schwedt versorgt, in dem ausschließlich russisches Öl verarbeitet wird.
Berlin Der Hauptstadtairport BER bleibt ein Politikum. Der scheidende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fordert vom Flughafenbetreiber FBB einen weiteren Bericht zur Lage und zu den teilweise noch holprigen Abläufen am Berliner Flughafen, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Samstag aus Ministeriumskreisen erfuhr.
Man wolle bis Mittwoch weitere Informationen mit mehr Details, hieß es. Offenbar reicht Scheuer der vierseitige FBB-Bericht zur allgemeinen Situation am Flughafen nicht, den er am Freitag erhielt und über den Reuters berichtet hatte.
Branchenexperten reagierten überrascht. Denn die FBB stehe im engen Austausch mit ihren staatlichen Gesellschaftern - den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund. Zudem würden die Eigner über Gremien wie den Aufsichtsrat und parlamentarische Ausschüsse regelmäßig über die Lage am BER informiert.
Am BER, der im Oktober 2020 nach jahrelangen Bauverzögerungen eröffnet wurde, läuft vieles – auch wegen Einschränkungen durch Corona-Schutzmaßnahmen – noch nicht rund. Anfang Oktober gab es während der Herbstferien lange Warte-Schlangen beim Check-In und bei der Gepäckausgabe.
Die neue Flughafenchefin Aletta von Massenbach hat bereits Besserung gelobt, sieht hier aber auch die Airlines in der Pflicht. Im aktuellen FBB-Bericht, hieß es dazu, die Störungen und Verzögerungen seien vor allem auf „zu wenig eingesetztes Personal bei den verschiedenen Prozesspartnern“ zurückzuführen. Der Betrieb am BER laufe insgesamt stabil, aber noch nicht optimal. „Unser Ziel ist es, Wartezeiten möglichst zu minimieren.“ Daran arbeite man mit Hochdruck.
Die FBB rechnet mit einem Minus von 48 Millionen Euro
Der Bericht bekräftigt zudem, dass der BER noch länger auf Geld seiner staatlichen Eigentümer angewiesen ist und auch in diesem Jahr wegen der Coronakrise rote Zahlen schreibt. Die FBB rechne mit rund 267 Millionen Euro Umsatz und einem operativen Minus (Ebitda) von 48 Millionen Euro.
Der Konzernverlust belaufe sich voraussichtlich auf rund 350 Millionen Euro und dürfte damit etwa 50 Millionen Euro geringer ausfallen als für 2021 geplant. Wegen spürbarer Erholung des Luftverkehrs habe man von Juli bis Oktober operativ Gewinn gemacht.
Die Liquidität sei derzeit nur bis zum ersten Quartal 2022 gesichert, hieß es. Das hatte Von Massenbach mehrfach öffentlich eingeräumt. Die Finanzlage des Airports ist seit Jahren schwierig, denn die FBB ist auch wegen der Verzögerungen beim Bau mit rund 4,5 Milliarden Euro verschuldet.
Die Eigentümer sollen dem BER bis 2026 mit Hilfen von rund 2,4 Milliarden Euro über die Krise hinweghelfen. Dies haben sie bereits im März in einer sogenannten Patronatserklärung angekündigt. Berlin und Brandenburg sind mit je 37 Prozent an der FBB beteiligt, 26 Prozent liegen beim Bund.
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