Medien Hinter diesen Medien und Marken steckt Axel Springer
Dieser Artikel ist am 14. August 2019 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.
Eine von Axel Springers ersten Werken hieß Constanze und hatte 24 Seiten. Im März 1948 erscheint die erste Auflage der Frauenzeitschrift und feiert große Erfolge. Nur wenige Jahre später bringt der Verleger die erste Ausgabe der „Bild am Sonntag“ heraus. Heute ist der Axel Springer-Konzern eines der größten Medienhäuser Europas und verkauft nicht nur Zeitungen, sondern vermittelt auch Jobs und Wohnungen.
Axel Springer macht 1,5 Milliarden Euro Umsatz im ersten Halbjahr 2019
An diesem Mittwoch hat der Konzern neue Geschäftszahlen vorgelegt. Von Januar bis Juni 2019 hat Axel Springer nach eigenen Angaben rund 1,5 Milliarden Euro eingenommen, damit ist der Umsatz um etwa 1,9 Prozent gesunken. Der Gewinn sank im ersten Halbjahr 2019 um knapp sechs Prozent auf rund 238 Millionen Euro. Von dieser Gewinnsumme muss Axel Springer aber noch einiges abgeben, nämlich Steuern an den Staat und Zinsen für geliehenes Geld.
Ein Teil des Rückgangs im Gewinn kam dadurch zustande, dass der Konzern einen höheren Wertverlust beachten musste als im Vorjahr, sogenannte Abschreibungen.
Das meiste Geld verdient Axel Springer längst nicht mehr mit gedruckten Zeitungen, sondern im Digitalgeschäft. Das macht inzwischen mehr als 87 Prozent des Gewinns aus. Das größte Umsatz-Wachstum verdankt der Konzern nicht etwa Marken wie „Bild“ oder „Welt“, sondern dem Geschäft mit Job- und Wohnungsportalen.
Wer bei dem Konzern nur an journalistische Inhalte denkt, liegt also falsch. Denn nicht überall, wo Springer drinsteckt, steht auch Springer drauf.
Axel Springer: die vier Geschäftsbereiche des Konzerns
Das Geschäft von Axel Springer verteilt sich auf vier Bereiche:
- News Media
- Classifieds Media
- Marketing Media
- Services/Holdung
Der Bereich News Media ist mit seinem Aushängeschild „Bild“ wohl der bekannteste. Auch wenn die „Bild“ wegen ihrer Berichterstattung schon in der Kritik stand, erreicht keine andere deutsche Tageszeitung so viele Leser: fast acht Millionen Menschen in Deutschland lesen das Boulevardblatt täglich (Stand: Herbst 2020), das ist knapp jeder zehnte Deutsche.
In den Bereich News Media fallen alle Einnahmen, die Axel Springer durch zahlende Leser oder durch Werbung erzielt. Dazu gehört zum Beispiel der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften, Einnahmen aus (Online-)Abos und Werbung, die Unternehmen auf Papier oder auf den Webseiten platzieren können. Außerdem hält der Konzern Anteile an verschiedenen privaten Radiosendern wie Antenne Bayern, Radio FFH in Hessen und Radio NRW in Nordrhein-Westfalen.
Noch macht Axel Springer mit News Media am meisten Umsatz. 2018 waren es laut Geschäftsbericht rund 1,5 Milliarden Euro. Mit rund 7000 Mitarbeitern hat der Bereich auch die größte Belegschaft. Allerdings zeigen die jüngsten Zahlen, dass das News-Media-Geschäft rückläufig ist. Von Januar bis Juni 2019 hat Springer knapp 686 Millionen Euro mit seinen journalistischen Produkten eingenommen und damit 6,3 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2018.
Springer-Medien: diese Marken gehören zu Axel Springer
Zu den bekanntesten Springer-Marken im Bereich News-Media zählen unter anderem:
- Bild-Gruppe (Bild, Bild am Sonntag, bild.de)
- Welt-Gruppe (Welt, Welt Kompakt, Welt am Sonntag, welt.de)
- Welt-TV (Welt, N24 Doku)
- Bild-Zeitschriften (z.B. Computer Bild, Sport Bild, Auto Bild, Audio Video Foto Bild)
- Regionalzeitungen (Berliner Zeitung, Berliner Zeitung am Sonntag)
- Politico.eu
- Business Insider
- Transfermarkt.de
- Gründerszene.de
- Noizz
- Stylebook, Fitbook, Travelbook
- eMarketer
- Rolling Stone
Über den deutschen Medienmarkt hinaus ist der Springer-Konzern außerdem in Osteuropa im Geschäft. Zum Portfolio gehören zum Beispiel die Boulevardzeitungen „Blikk“ in Ungarn und „Novy Cas“ in der Slowakei sowie verschiedene Online-Portale in Polen und Ungarn.
Axel Springer: 1,2 Milliarden Euro im Jahr mit Rubrikenportalen & Co.
Kommen wir zu dem Bereich, den man wohl weniger mit Axel Springer verbindet, der die Konzern-Chefs aber besonders glücklich machen dürfte. 1,2 Milliarden Euro Umsatz hat der Geschäftsbereich Classifieds Media dem Konzern 2018 gebracht – 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu gehören in erster Linie Rubrikenportale, auf denen du zum Beispiel nach Wohnungen, Jobs oder Gebrauchtwagen suchen kannst.
Im ersten Halbjahr 2019 ist dieser Geschäftsbereich um 4,8 Prozent gewachsen und brachte dem Konzern knapp 614 Millionen Euro Umsatz. Auch hier arbeitet Springer weit über Deutschland hinaus: Mit SeLoger betreibt der Konzern zum Beispiel die Nummer Eins im französischen Online-Immobilienmarkt. Mit „Immowelt“ und „Immoweb“ ist Springer mit einem ähnlichen Produkt auch hierzulande vertreten.
Und wie verdient das Unternehmen damit Geld? Ganz einfach: Will ein Immobilienmakler ein Haus oder eine Wohnung auf diesen Plattformen anbieten, muss er dafür Geld bezahlen. Ähnlich funktioniert das Geschäft mit der Jobbörse „Stepstone“.
Ein Arbeitgeber, der eine freie Stelle besetzen will, kann auf dem Portal für den angebotenen Arbeitsplatz werben. Und das lässt sich Springer natürlich bezahlen.
Das Geschäft scheint aufzugehen: Mit „Stepstone“ und den dazugehörigen Tochterfirmen hat der Konzern nach eigenen Angaben die größte private Jobbörse im deutschsprachigen Internet geschaffen.
Diese Rubrikenportale gehören zu Axel Springer
Zu den bekannten Marken aus dem Bereich Classified Media zählen unter anderem:
- immowelt.de & immonet
- immoweb.be (Belgien)
- Stepstone und Tochterfirmen (Europaweit)
- SeLoger (Frankreich)
- LaCentrale (Frankreich)
- meinestadt
- Yad2 (Israel)
Das Geschäftsfeld Marketing Media bringt auch gutes Geld. Bekannt ist vor allem „Idealo“, ein Portal für Produktsuchen und Preisvergleiche. Daneben gibt es noch „Bonial“, „KaufDA“ und „meinprospekt“. Diese Portale digitalisieren Werbeprospekte, die sonst nur den Briefkasten verstopfen und machen sie online verfügbar. Auch hier verdient Axel Springer vor allem durch zahlende Anzeigenkunden – 2018 sank der Umsatz auf 418,3 Millionen Euro.
Diese Preisvergleich-Portale gehören zu Axel Springer
Zum Bereich Marketing Media gehört zum Beispiel:
- idealo.de
- Awin
- kaufDa
- Bonial
- finanzen.net
- MeinProspekt
Damit bleibt nur noch ein Geschäftsfeld offen, das kleinste: Services/Holding. Dahinter verstecken sich Konzernservices, zu denen auch die drei inländischen Druckereien gehören, und Holdingfunktionen. Alle Erlöse, die Axel Springer macht, weil es auch eine Muttergesellschaft von anderen Unternehmen ist, werden hier zusammengerechnet. Im Jahr 2018 waren das 53,7 Millionen Euro.
Du siehst also: Auch wenn der Verlagsgründer Axel Springer nicht mehr lebt, ist es sehr wahrscheinlich, dass du früher oder später auf einem Portal oder bei einem Medium seines Unternehmens landest. Und diese Wahrscheinlichkeit wird immer größer: Vorstandschef Matthias Döpfner hat angekündigt, dass der Konzern sein digitales Angebot noch weiter ausbauen wird.
Mehr: Verlage suchen Sparpotenzial statt neuer Finanzierungsmodelle
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.