Metro-Chef Olaf Koch „Ich definiere meinen Job nicht über Machtfaktoren“

Vorstandschef Olaf Koch sieht die Diversifizierung der Metro-Gruppe nicht als Irrweg an.
Düsseldorf Herr Koch, mit der Aufspaltung der Metro-Gruppe gehen Sie zurück zum Kerngeschäft der Metro. War die Diversifizierung ein Irrweg?
Nein, so würde ich das auf gar keinen Fall sagen. Die Größe von Konzernen hat vor 20 Jahren eine andere Rolle gespielt. Ich denke, dass heute im Handel zwar Größe auch weiter eine Rolle spielt. Aber ich muss in meinem jeweiligen Sektor die Größe erreichen, also in unserem Fall im Großhandels- und Lebensmittel-Bereich sowie in der Unterhaltungselektronik.
Sie wollen die neue Konstellation mit zwei börsennotierten Unternehmen auch für Akquisitionen nutzen. In welchen Bereichen wollen Sie denn Firmen kaufen?
Darüber sollte man erst reden, wenn man so weit ist. Wachstum kommt erst einmal aus dem Kerngeschäft. Wir wollen in den Ländern, in denen wir heute sind, unseren Marktanteil weiter ausbauen.
Wie wollen Sie das erreichen?
Wir wollen im Großhandel mehr Ware direkt an unsere Kunden liefern. Auch in der Unterhaltungselektronik wollen wir viel mehr Service bieten. Außerdem werden wir mit dem Großhandel in neue Länder gehen.
Auch mit Media-Saturn?
Da steht die Expansion in neue Länder derzeit nicht auf der Agenda. Aber die Tatsache, dass wir die Aktien beider Unternehmen als Akquisitionswährung nutzen können, eröffnet neue Perspektiven.
Wird Media-Saturn durch die neuen Akquisitionsmöglichkeiten auf ein Abstellgleis geschoben?
Nein, wir sind absolut davon überzeugt, dass wir die Stärke, die wir heute haben, noch ausbauen können in den 15 Ländern, in denen wir sind – durch das Online- und das Servicegeschäft.
Sie wollen durch die Aufspaltung ja auf jeden Fall den Börsenwert der Metro-Unternehmen heben.
Es ist sicherlich ein Vorteil, wenn Investoren künftig lupenrein in den Großhandel und das Lebensmittelgeschäft oder in die Unterhaltungselektronik investieren können.
Sie reden viel von Fokussieren. Sie haben heute aber gesagt, dass Sie an den Lebensmittelmärkten Real festhalten. Ist der Verkauf von Real kein Thema mehr?
Wir stehen zur mittel- und langfristigen Perspektive von Real. Das ist auch die Grundlage für die Diskussion mit der Gewerkschaft über Tarifverträge.
Und wenn die Gewerkschaften bei der Senkung der Personalkosten nicht mitziehen?
Wenn sich ein Unternehmen wirtschaftlich nicht nachhaltig nach vorne entwickeln kann, muss man sich mit Alternativen beschäftigen.
Durch die Trennung des Konzerns schrumpft Ihr persönlicher Machtbereich. Ist das ein Problem für Sie?
Ich definiere meinen Job nicht über Machtfaktoren. Mich interessiert, ob ich mit Leuten etwas bewegen kann. Ich hätte große Lust, in beiden Konzernteilen mitzuwirken. Aber Pieter Haas ist für die Unterhaltungselektronik der deutlich bessere Chef.
Warum braucht man denn noch jemanden wie Sie in der Metro-Holding über allem?
In dem neuen Konstrukt führe ich nicht nur die Lebensmittelholding, sondern auch wieder das Großhandelsgeschäft selbst.
Und was macht Cash&Carry-Chef Pieter Boone?
Er wird bei der Metro neuer Chief Operating Officer.