Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Miki Kuusi Der Wolt-Chef soll den Lieferdienst Doordash internationalisieren

Der Gründer von Wolt verkauft seinen Lieferkonzern an das US-Pendant. Er wird CEO des Auslandsgeschäfts – der Traum vom europäischen Börsengang ist damit aber passé.
10.11.2021 - 14:12 Uhr Kommentieren
Lieferdienste: Wolt-Gründer Miki Kuusi verkauft Lieferkonzern Quelle: Wolt
Miki Kuusi

Der Finne wird CEO für das Doordash-Auslandsgeschäft und glaubt nun an beste Chancen auf dem Weltmarkt.

(Foto: Wolt)

Hamburg Der Gründer des Lieferdienstes Wolt hatte am Mittwoch einige Mühe, seine jüngste Kehrtwende zu erklären. „Ja, noch vor einigen Monaten hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Verkauf ausgeschlossen“, gestand Miki Kuusi ein – in einem Call, in dem es genau darum ging: die Übernahme des dynamischsten europäischen Lieferdienstes durch das US-Pendant Doordash. Für sieben Milliarden Euro in Aktien gibt Kuusi seine Ambitionen auf, eigenständig eine europäische Größe auf dem Weltmarkt zu werden. Das heißt: Einen Börsengang von Wolt wird es nicht geben.

Zwei Dinge versüßen Kuusi den Verkauf: Zum einen wird er CEO für das Doordash-Auslandsgeschäft. Da die Kalifornier bislang fast ausschließlich in den USA aktiv waren, umfasst das im Grunde die 23 Wolt-Länder. Zum anderen stellt Doordash eine halbe Milliarde Euro Halteboni für das Wolt-Management bereit.

Der 32-jährige Finne selbst begründete den Schritt jedoch anders: Zusammen hätten beide Partner die besten Chancen auf dem Weltmarkt. Doordash-Chef Tony Xu sei vor gut einem Monat auf ihn zugekommen. „Ich habe mir zunächst nicht viel dabei gedacht“, schilderte Kuusi – schließlich seien beide seit längerer Zeit Bekannte. Schnell sei jedoch eines klar geworden: „Wir können zusammen einen der bedeutendsten Spieler unserer Branche bilden.“

In dem Deal finden sich zwei Partner zusammen, die erst relativ spät in den Liefermarkt eingetreten sind. Doordash aus San Francisco existiert seit 2013. Kuusi und seine Mitstreiter gründeten Wolt ein Jahr später in Helsinki. In der dortigen Start-up-Szene ist Kuusi auch eine Größe als Mitgründer der inzwischen europaweit bekannten Konferenz „Slush“.

Beide Unternehmen vereine, dass sie als Nachzügler im Markt aus den Fehlern der anderen lernen konnten, sagte Kuusi. Der Studienabbrecher betont bereits seit Jahren, Wolt könne daher besonders effizient arbeiten und etwa dank besserer Routenplanung zugleich Kosten und Service optimieren.

Schlüsselrolle bei der Internationalisierung

Künftig will Kuusi Doordash um seine Kenntnisse zur internationalen Expansion bereichern. Wegen seines kleinen Heimatmarkts Finnland habe es Wolt von Anfang an verstanden, seine Expansion auf verschiedene Länder zuzuschneiden – etwa bei lokalem Kundensupport und beim Umgang mit verschiedenen Rechtssystemen, lobte Xu seinen neuen leitenden Mitarbeiter. Die Marke Wolt solle erhalten bleiben und den Kern der internationalen Expansion von Doordash bilden.

Kuusi kommt damit künftig eine Schlüsselrolle bei dem seit Ende 2020 börsennotierten Konzern zu. Schließlich tobt weltweit ein Verdrängungswettbewerb der großen Lieferdienste, der jeweils auf den lokalen Märkten ausgefochten wird. Dabei wird globale Größe immer mehr zum entscheidenden Faktor für Durchhaltevermögen. Fast alle Anbieter erweitern derzeit ihr Angebot von Restaurantlieferungen auf Waren aus Läden aller Art sowie die schnelle Lieferung von Supermarktartikeln aus eigenen Läden.

Übernahmen für die Internationalisierung sind in der Lieferbranche an der Tagesordnung. So kaufte vergangenes Jahr die Lieferando-Mutter Just Eat Takeway den US-Anbieter Grubhub für 7,3 Milliarden Dollar. Der Dax-Konzern Delivery Hero zahlte im Frühjahr 5,7 Milliarden Euro für den südkoreanischen Anbieter Woowa, der Kern des Asiengeschäfts werden soll.

In Europa wird Deutschland zum zentralen Wettbewerbsfeld. Delivery Hero, Uber Eats und Wolt fordern hier den bisherigen Quasi-Monopolisten Lieferando im Restaurantgeschäft heraus, während junge Anbieter wie Gorillas und Flink gänzlich neue Lieferangebote für Supermarktartikel entwickeln.

Wolt-Gründer Kuusi bleibt auch für den deutschen Markt zuständig. Im vergangenen Jahr ist Wolt in Berlin gestartet, zuletzt kam Hamburg dazu. Unklar ist noch, welche Rolle der Berliner Schnelllieferdienst Flink im Konzern spielen wird. Xu bestätigte, dass Doordash sich mit 400 Millionen Dollar an dessen jüngster, 600 Millionen Dollar schweren Finanzierungsrunde beteiligt.

Bekannte Namen unter Kuusis Geldgebern

Für Kuusis Investoren zahlt sich der Deal aus. Laut „Crunchbase“ hat der Finne bisher insgesamt gut 822,5 Millionen Dollar Risikokapital eingesammelt. Zu den Geldgebern gehören bekannte Namen wie Tiger Global, Iconiq, Coatue, EQT und KKR. Mit einer kleineren Summe ist auch der Berliner Mehrfachgründer Lukasz Gadowski dabei, der vor zehn Jahren den Konkurrenten Delivery Hero mitgegründet hatte. Rechnerisch hat sich der Einsatz der Investoren im Schnitt um den Faktor 8,5 erhöht. Dabei dürften die frühen Geldgeber besonders hohe Renditen erzielt haben.

Allerdings werden die Wolt-Eigner am Gesamtkonzern nur eine Minderheit halten. Doordash war an der Börse vor Bekanntwerden des Deals knapp 65 Milliarden Dollar wert – also deutlich mehr als Wolt mit seinen 4000 Mitarbeitern. Die Europäer kamen 2020 auf 345 Millionen Euro Umsatz – eine Verdreifachung. Der Nettoverlust lag bei 45 Millionen Euro.

In den ersten drei Quartalen 2021 schrieb Doordash nach Angaben vom Dienstag bei 3,59 Milliarden Dollar Umsatz einen Vorsteuerverlust von 310 Millionen Dollar. Damit wuchs der US-Konzern deutlich – sowohl beim Umsatz als auch beim Verlust.

An der Börse kam der Deal gut an: Die Doordash-Aktie legte deutlich zu. „Mit Doordash als Investor im Rücken wird Wolt deutlich schneller expandieren können und noch mehr Druck auf die etablierten Konkurrenten ausüben“, prognostizierte DZ-Bank-Analyst Manuel Mühl.

Mehr: Doordash kauft Wolt

Startseite
Mehr zu: Miki Kuusi - Der Wolt-Chef soll den Lieferdienst Doordash internationalisieren
0 Kommentare zu "Miki Kuusi: Der Wolt-Chef soll den Lieferdienst Doordash internationalisieren"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%