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Milka, Oreo, Ritz „Wir kommen nicht umhin, Preise zu erhöhen“ – Darum werden Schokolade und Snacks deutlich teurer

In der Pandemie verkauft Mondelez mehr Kekse und Schokolade. Doch die Kosten steigen. Mondelez-CEO Dirk Van de Put kündigt höhere Preise an und warnt vor einer Inflationsspirale.
24.11.2021 - 09:16 Uhr Kommentieren
Der Belgier ist seit vier Jahren CEO des Konsumgüterherstellers Mondelez: „Auch in Deutschland kommen wir 2022 nicht umhin, die Preise für einige ausgewählte Produkte zu erhöhen.“ Quelle: Mondelez
Dirk Van de Put

Der Belgier ist seit vier Jahren CEO des Konsumgüterherstellers Mondelez: „Auch in Deutschland kommen wir 2022 nicht umhin, die Preise für einige ausgewählte Produkte zu erhöhen.“

(Foto: Mondelez)

Düsseldorf Lockdown und Homeoffice haben das Naschen und Snacken dauerhaft verändert – und damit auch das Geschäft von Milka- und Oreo-Hersteller Mondelez. So brach der Absatz von Kaugummis weltweit in der Pandemie ein. „Kaugummi wird unterwegs gekaut – auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder Veranstaltung“, erklärt CEO Dirk Van de Put im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Stattdessen haben die Menschen zu Hause mit Keksen und Schokolade Entspannung gesucht. Denn sie waren gestresst und verunsichert.

Der US-Konzern mit 79.000 Mitarbeitern steigerte seinen Umsatz 2020 um vier Prozent auf 27 Milliarden Dollar – und damit um einen Prozentpunkt mehr als der Markt. Die operative Gewinnmarge lag zuletzt bei 18 Prozent. Für 2021 hob Mondelez die Umsatzprognose kürzlich von 4,0 auf 4,5 Prozent an. „Das sind erfreuliche Zahlen, denn es war nicht leicht, unsere Lieferkette stabil zu halten“, sagt de Put.

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Die Kollateralschäden der Pandemie träten erst jetzt weltweit zutage: Mangel an Rohstoffen und Material, Personalknappheit und Probleme beim Transport. Das alles führe zu steigender Inflation. „Die globalen Lieferketten sind durch Corona empfindlich gestört. Das erhöht unsere Betriebskosten deutlich“, so Van de Put.

Trotz Hedging sieht sich Mondelez – wie so viele Konsumgüterhersteller von Nestlé über Unilever bis Danone – gezwungen, die Preise anzuheben. Energie, Palmöl, Weizen, Milch und Verpackungsmaterial seien signifikant teurer geworden. Das gravierendste Problem aber sieht Van de Put in den explodierenden Transportkosten: „Überall fehlt es an Lastwagen und Lkw-Fahrern.“ In Europa seien die Logistikkosten um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Die Lage werde sich 2022 noch verschärfen.

Sorge, dass Inflation massiv steigt

In den USA kündigte Mondelez für Januar Preissteigerungen an. „Auch in Deutschland kommen wir 2022 nicht umhin, die Preise für einige ausgewählte Produkte zu erhöhen.“ Welche Marken und Artikel von Milka, Oreo, Ritz, Toblerone, Philadelphia oder Miracel Whip betroffen sein werden, ließ er offen.

„Meine große Sorge ist, dass die Inflation so massiv steigt, dass wir in einen Teufelskreis kommen – eine Inflationsspirale, wie wir sie aus Schwellenländern kennen.“ Van de Put hofft, dass sich die Lage ab Ende 2022 stabilisiert. Allerdings würden die Nahrungsmittelpreise auf hohem Niveau bleiben.

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Mondelez entstand 2012 durch eine Abspaltung des internationalen Snack- und Kaffeegeschäfts vom US-Konzern Kraft Foods, der später mit Heinz fusionierte. Der Name setzt sich aus „Welt“ („monde“) und „lecker“ („delicious“) zusammen. Der Konzern mit Sitz in Illinois ist mit zwölf Prozent Weltmarktführer des 103 Milliarden Dollar schweren Marktes für Kekse, Riegel und Nusssnacks, so Bloomberg Intelligence. Jeden zweiten Dollar verdient Mondelez mit Keksen. Bei Süßwaren wie Schokolade und Kaugummi ist Mondelez Nummer zwei hinter Mars.

Van de Put baut den Konzern strategisch weiter um. „Wir waren ein Snack- und Kaffeeunternehmen. Weil unsere Finanzkraft nicht reicht, um ein führender Kaffeekonzern zu werden, haben wir entschieden, unsere Marken wie Jacobs und Tassimo bei der JAB der Familie Reimann zu bündeln.“ Zuletzt hielt Mondelez noch 26,5 Prozent am Börsenneuling JDE und 6,4 Prozent an Keurig Dr. Pepper. Auf Dauer werde Mondelez aus dem Kaffeegeschäft ganz aussteigen. „Ob wir den Exit in drei, fünf oder zehn Jahren machen, hängt vom Aktienkurs ab.“

Mondelez wächst durch Zukäufe

Mondelez weitet seine globalen Keks- und Schokoladenmarken stetig in andere Kategorien aus. Der Doppelkeks Oreo etwa ist in Müsli, Joghurt oder in Torten zu finden. „Die Grenzen zwischen den Produktkategorien verschwimmen immer mehr“, konstatiert der CEO.

„Mondelez war früher ein Kekshersteller, heute verstehen wir uns als Gebäckhersteller. Weiches Gebäck und Kuchen sind ein riesiges Feld, das wir nun zusätzlich mit unseren starken Marken beackern können.“ Damit will Mondelez seine Marken wappnen gegen die Konkurrenz, die in seine Felder eindringt. So verkauft Ferrero nun auch Waffelriegel (Nutella B-Ready) und Kekswaffeln (Kinder Cards).

Viele Cross-over-Produkte produziert Mondelez nicht selbst, sondern vergibt Lizenzen. Sorge, dass die eigenen Marken überdehnt werden, hat Van de Put nicht. „Unsere globalen Marken sind sehr erfolgreich in neuen Kategorien.“

Die Schokoladenmarke findet sich heute in vielen anderen Produktkategorien von Eis über Frischkäse bis Gebäck. Quelle: PR
Milka-Torte von Coppenrath & Wiese

Die Schokoladenmarke findet sich heute in vielen anderen Produktkategorien von Eis über Frischkäse bis Gebäck.

(Foto: PR)

Expandieren will Mondelez zum einen geografisch: „Es gibt noch so einige Länder, in denen wir noch nicht Nummer eins oder zwei bei Keksen oder Schokolade sind.“ Zum anderen wächst der Konzern durch Zukäufe. Allein 2021 wurden vier lokale Marken wie Chipita aus Griechenland übernommen. „Der Trend geht zu Regionalität, das gilt auch für Marken. Lokale Marken haben eine glänzende Zukunft“, meint der CEO. Auch wenn es natürlich viel komplexer sei, 20 lokale Marken zu managen als eine globale. Morgan Stanley empfiehlt, Aktien von Mondelez überzugewichten – auch wegen des Fokus auf lokale Marken und Schwellenländer.

Unterrepräsentiert sei Mondelez auch bei Premiumschokolade. Das Segment habe künftig eine hohe Priorität, ebenso wie digitale Geschäftsmodelle, etwa ein Onlineshop für personalisierte Nussmischungen in China sowie der Bereich „Health & Wellness“.

Zunehmende Kritik wegen Plastikmüll und Umweltschädigung

Nur 30 Prozent seines Sortiments klassifiziert Mondelez als „gesund“ – das heißt mit weniger Zucker, bio, rein natürlichen Zutaten oder Zusatznutzen. Health-&-Wellness-Produkte steuern aber nur ein Siebtel zum Umsatz von Mondelez bei. „Wir folgen dem Gesetz der Masse und setzen deshalb vorwiegend auf Genussprodukte. Unser Wachstum bekommen wir eben nicht von Nuss- und Proteinriegeln, auch wenn diese Kategorie etwas schneller wächst.“

Durch den Zukauf des britischen Proteinriegelherstellers Grenade will Mondelez gegenüber Nestlé mit Yes-Riegeln und Mars mit „Be Kind“-Riegeln aufholen. „Protein- und Nussriegel waren bisher etwas außerhalb unseres Radars“, räumt Van de Put ein.

In Deutschland könnte nun an Kinder gerichtete Werbung für Nahrungsmittel, die eigentlich ungesund sind, eingeschränkt werden. Konsumgüterkonzerne wie Mondelez stehen auch wegen Plastikmüll und Schädigung von Umwelt und Klima zunehmend in der Kritik. Mondelez will seine Treibhausgasemissionen bis 2050 in der gesamten Lieferkette auf null setzen.

„71 Prozent unseres CO2-Fußabdrucks kommen von unseren Zutaten.“ Mit den Programmen „Cocoa Life“ oder „Harmony“ will Mondelez den Anbau von Kakao und Weizen nachhaltiger machen. „Die vielen kleinen Kakaobauern müssen ihre Anbaumethoden umstellen. Das gelingt nur, wenn wir mit NGOs, Regierungen und Wettbewerbern eng zusammenarbeiten. Aber das braucht seine Zeit“, sagt Van de Put.

Die Umweltorganisation „Break Free From Plastic“ kürte Mondelez jüngst zum sechstgrößten Plastikverschmutzer der Welt. Bis 2025 möchte der Konzern alle Verpackungen zumindest recycelbar machen und bis 2025 fünf Prozent weniger Neuplastik verwenden. Der Konzern will auf erneuerbare Energien umsteigen und Lebensmittelabfälle reduzieren. „Das sind anfangs hohe Investitionen. Aber sie werden auf Dauer unsere Kosten signifikant senken“, so Van de Put.

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