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Mobilität Deutscher Autoabo-Anbieter Finn expandiert in die USA

Das Start-up aus München will seine Autoabos künftig auch in den USA anbieten. Der Markt ist riesig – Experten halten den Schritt dennoch für riskant.
06.08.2021 - 04:13 Uhr Kommentieren
Um das Wachstum in Deutschland und den USA zu beschleunigen, will das Münchener Unternehmen bei einer weiteren Finanzierungsrunde zusätzliches Kapital einsammeln. Quelle: Finn
Abo-Auto von Finn

Um das Wachstum in Deutschland und den USA zu beschleunigen, will das Münchener Unternehmen bei einer weiteren Finanzierungsrunde zusätzliches Kapital einsammeln.

(Foto: Finn)

Düsseldorf Schnell und unkompliziert: Das sind die Faktoren, die gerade junge Kunden am Onlineeinkauf schätzen. Egal ob Laptop oder Schuhe, eine Bestellung dauert nicht länger als ein paar Minuten und wird innerhalb von wenigen Tagen nach Hause geliefert.

Max-Josef Meier will dieses Prinzip auf die Autobranche übertragen. Dazu brachte der Unternehmer, der seine ersten Gründererfahrungen mit der Mode-Suchmaschine Stylight sammelte, den Autoabo-Anbieter Finn an den Start.

Die Bestellung soll bei Finn weniger als eine Viertelstunde dauern. Um alles Weitere kümmert sich das Münchener Unternehmen: Eine Woche später steht der Wagen dann vor der Haustür. Versicherung, Steuern, Wartung und Wertverlust sind im Abopreis enthalten. Nur Benzin kostet extra.

Das Interesse der Autofahrer an Abomodellen wächst. Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Bain gaben 21 Prozent der Befragten in Deutschland an, bei der nächsten Entscheidung für ein Auto wahrscheinlich ein Abo abzuschließen. In den USA waren es sogar 30 Prozent.

Auch Finn sieht in den Vereinigten Staaten großes Potenzial. Der Markt sei riesig, 30 Prozent größer als die gesamte EU, sagt Meier. Zudem sei die Zahl der Fahrzeuge, die mithilfe von Krediten oder Leasing finanziert werden, dort wesentlich höher. „Noch dazu gibt es wenig Konkurrenz“, erklärt Meier.

Im vierten Quartal des Jahres will das Start-up daher dorthin expandieren. Ein ungewöhnlicher Schritt – schließlich kommt das Abomodell für Autos aus den USA. Finns Angebot soll sich vorerst allerdings auf Pennsylvania und New Jersey beschränken, von dort aus soll zeitnah in die umliegenden Bundesstaaten im Nordosten expandiert werden. Anfangs werden zudem nur ein bis zwei Marken mit drei bis fünf Modellen angeboten. In Deutschland sind bereits Autos von zehn verschiedenen Herstellern verfügbar.

Flexibles und günstiges Leasing in den USA

Finanziert werden soll die Expansion sowohl aus Eigenkapital als auch von Fremdfinanzierung und Cashflow. Finn hat bisher eigenen Angaben zufolge 50 Millionen Euro Wagniskapital eingesammelt. Zu den Investoren gehören unter anderem White Star Capital, HV Capital, die Zalando-Gründer Rubin Ritter, David Schneider und Robert Gentz sowie Picus Capital. Um das Wachstum zu beschleunigen, soll Ende des Jahres eine weitere Finanzierungsrunde stattfinden.

Jan Burgard, Experte für Mobilitätslösungen und geschäftsführender Partner der Strategieberatung Berylls, hält den Schritt nach Nordamerika für eine Herausforderung: „In den USA gibt es zwar weniger Wettbewerb, aber nicht ohne Grund“, sagt er. Leasing sei in den USA nicht nur viel flexibler, sondern auch wesentlich günstiger als in Europa. Laufzeiten könnten dort wesentlich kürzer sein.

Damit sich die Autofahrer in den USA trotzdem für ein Autoabo entscheiden, müssten die Anbieter noch stärker überzeugen und zusätzliche Angebote machen. „Das macht das Geschäft für die Anbieter teurer und damit auch weniger profitabel“, erklärt Burgard.

Auch die Autobauer BMW und Mercedes haben sich mittlerweile mit ihren Abomodellen aus den USA zurückgezogen. Burgards Einschätzung nach ist dagegen der europäische Markt prädestiniert für das Geschäftsmodell. 2023 will Finn auch innerhalb Europas expandieren. Dann sollen laut Gründer Meier gleich acht bis zehn Länder dazukommen, darunter Frankreich, Italien, Spanien und die Schweiz.

Der Finn-Gründer sammelte seine ersten Gründer-Erfahrungen mit der Mode-Suchmaschine Stylight.
Max-Josef Meier

Der Finn-Gründer sammelte seine ersten Gründer-Erfahrungen mit der Mode-Suchmaschine Stylight.

Aktuell verzeichnet das Start-up eigenen Angaben zufolge starkes Wachstum. Über hundert Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das Unternehmen, 5000 Kunden wurden bisher gewonnen. Bis Ende des Jahres sollen es 10.000 sein –„zehnmal so viele wie im Jahr 2020“, sagt Meier. Spätestens in fünf Jahren soll das Unternehmen profitabel sein.

Eine Herausforderung stelle derzeit der Chipmangel dar: Lieferengpässe bei Halbleitern lähmen weite Teile der Autoindustrie – und die Krise wird wohl noch eine ganze Weile andauern. Das trifft auch die Aboanbieter, die ihre Autos direkt von den Herstellern beziehen.

Hinzu kommt die große Konkurrenz. Das Geschäftsmodell ist nicht neu, und andere Anbieter für Autoabos waren früher dran. Als Pionier unter den Autobauern gilt Volvo aus Schweden. Später folgten andere Hersteller wie Volkswagen und Porsche oder auch Mietwagenunternehmen wie Sixt. Die Autobauer wollen in erster Linie ihre eigenen Modelle über die Abonnements vermarkten.

Hinzu kommen andere Start-ups wie etwa Cluno, Like2drive und Vive la car. Experte Burgard hält den Markt für umkämpft: „Wer hier zusätzliche Marktanteile gewinnen will, muss sich klar differenzieren und braucht viel Geld.“

Von der Konkurrenz abheben will Finn sich vor allem mit dem Fokus auf Elektromobilität. Fast 30 Prozent der Finn-Autos sind mittlerweile Stromautos. Den CO2-Ausstoß der Benziner kompensiert Finn, der erzielte Erlös kommt Klimaschutzprojekten im In- und Ausland zugute.

Bei den Gründen, warum sich die Abonnenten für Finn entscheiden, lande die CO2-Kompensation allerdings meistens auf dem letzten Platz, berichtet Meier. Im Vordergrund stehe stattdessen Bequemlichkeit, Flexibilität und sofortige Verfügbarkeit – nur bietet das auch die Konkurrenz.

Die Nachfrage nach Elektroautos sei dagegen hoch. „Wir senken die Einstiegshürde“, erklärt Meier. Viele Kunden seien sich unsicher, ob sie ein Elektroauto kaufen sollen. Sie machen sich unter anderem Gedanken, ob die Reichweite im Alltag ausreicht. Mit einem Abo lässt sich das herausfinden.

Mehr: Das Autoabo wird zur echten Alternative – davon profitieren bislang vor allem die Autohändler.

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