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Modebranche Das Ende der Ärmel-Paraden
Der Online-Modehandel und die sinkende Kundenfrequenz in den Fußgängerzonen belasten Modemarken und Händler. Bugatti-Chef Klaus Brinkmann fordert ein Umdenken bei der Rabattpolitik, beim Service und beim Sortiment.
Düsseldorf In den Innenstädten von Hamburg über Düsseldorf bis München ist derzeit überall das gleiche Bild sehen: „Bis zu 70 Prozent Rabatt“ und „Zusätzlich 20 Prozent auf bereits reduzierte Ware“ steht auf den Schaufensterscheiben der Modehändler von Anson's über Zara bis Esprit. Die Rabattschlacht ist in diesem Sommer besonders extrem.
Modemarken wie Bugatti sind alarmiert. „Wir können nicht alles auf das Onlinegeschäft schieben, wenn es im Einzelhandel vielfach nicht mehr richtig läuft“, sagte Klaus Brinkmann, CEO der Bugatti-Gruppe, dem Handelsblatt. „Wenn immer weniger Kunden in unsere Innenstädte kommen, müssen Marken und Einzelhändler einiges ändern“, sagte er am Rand einer Pressekonferenz zur Modemesse CPD, die vom 22. bis 25. Juli in Düsseldorf läuft. Kritisch sieht der Chef der Bugatti-Gruppe auch die Rabattpolitik. „Wir müssen sie auf ein vernünftiges Maß zurückführen, sonst schwindet die Rendite.“
Da helfe es auch nicht, wenn einige Marken die Preise heraufsetzten, um so mehr Spielraum bei den immer heftigeren Reduzierungen zu schaffen. „Das ist gefährlich, dann stimmt bei gleicher Qualität das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr.“ Die Auswirkungen des immer heftigeren Preiskampfes bekommen viele Modemarken zu spüren. Die Steilmann-Gruppe aus Bergkamen ist pleite und wird gerade zerlegt, um sie an Investoren zu verkaufen. Gerry Weber hat ein radikales Sparprogramm aufgelegt. CEO Ralf Weber spricht von „der herausforderndsten Situation der Firmengeschichte“. Und auch der neue Hugo Boss-Chef Mark Langer hat ein „Jahr der Konsolidierung“ ausgerufen, um Deutschlands größten Herrenschneider wieder auf Kurs zu bringen.
Von Z wie Zalando bis Z wie Zalando
Platz 10: Zalando Lounge
1 von 10
Zalando Lounge ist der Rabattwarenladen des Online-Versandhändlers. Nutzer dieses Portals müssen sich registrieren. Danach bekommen sie Angebote mit bis zu 70 Prozent Rabatt. Die Mitgliedschaft in der Zalando Lounge ist kostenlos.
Umsatz (2014)*: 71,8 Millionen Euro**
*Quelle: Statista, EHI Retail Institute
**umfasst Einnahmen der Online-Shops in Deutschland im Segment Bekleidung, Schuhe und Textilien
(Foto: Zalando Lounge Screenshot)
Platz 9: Walbusch
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Bis in die 1960er-Jahre verkaufte Walbusch neben Herrenkleidung auch Elektrorasierer und Haushaltswaren. Später konzentrierte sich der Konzern auf den Verkauf von Herrenmode. Bekannt ist das Unternehmen für sein Hemd mit dem Walbusch-Kragen ohne Knopf. Zunächst war Walbusch nur als Versandhändler tätig. Erst 2009 wurde die erste Filiale eröffnet. Im Handelsblatt-Interview erklärte Firmenchef Christian Busch: „Die Frau entscheidet, was gekauft wird“.
Umsatz: 72,2 Millionen Euro
(Foto: Walbusch.de)
Platz 8: C&A Online
3 von 10
Einst hatte C&A die Konfektionsgrößen eingeführt. Seitdem avancierte der Modekonzern zu den größten Bekleidungsherstellern Deutschlands. C&A beschäftigt mehr als 36.000 Menschen. Seit 2008 bietet der Konzern seine Kleidung auch im Internet an. Allerdings ist der Anteil des Internetgeschäfts gemessen am Gesamtumsatz in Deutschland (über drei Milliarden Euro) noch gering.
Umsatz: 79,3 Millionen Euro
(Foto: canda.com)
Platz 7: s.Oliver
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s.Oliver kommt nicht wirklich in Fahrt. Seit Jahren kämpft der Modekonzern mit wirtschaftlichen Problemen. Zwar konnte der Umsatz im vergangenen Jahr leicht gesteigert werden, doch das Online-Geschäft weist entgegen des Trends rückläufige Zahlen vor. 2013 lag der Online-Umsatz bei 127 Millionen Euro. Im Jahr darauf sanken die Einnahmen um mehr als 16 Millionen Euro.
Umsatz: 110,8 Millionen Euro
(Foto: dpa - picture-alliance)
Platz 6: Brands-4-Friends
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Im Umsatzranking auf Platz sechs ist die Private Sale GmbH aufgelistet. Hinter dem Unternehmen steckt brands4friends.de. Das ist eine kommerzielle Online-Community, die im Internet eine spezielle Sortimentsausrichtung anbietet. Zugang zum Angebot erhalten Interessenten nach einer Registrierung. brands4friends.de bot im September 2007 in Deutschland als erste Mode-Online-Community ihren Dienst an. Seitdem konnten die Erlöse kontinuierlich gesteigert werden.
Umsatz: 114,6 Millionen Euro
(Foto: brands4friends.de)
Platz 5: Esprit
6 von 10
Der Online-Handel hat dem Moderiesen Esprit stark zugesetzt. Erst nach und nach erholt sich der Konzern – auch dank eines eigenen Online-Angebots. Mit einem Umsatz von mehr als 162 Millionen Euro positioniert sich Esprit in Deutschland auf dem fünften Platz.
Die Heinrich Heine GmbH gehört zu den ersten Modeversandhändlern in Deutschland mit eigenem Online-Shop. Bereits 1996 konnten Kunden ihre Ware im Internet bestellen. Seit 2009 wird der Fokus auf das E-Commerce zunehmend verstärkt.
Umsatz: 204 Millionen Euro
(Foto: heine.de)
Angesichts der immer größeren Probleme im Textilhandel sieht Brinkmann aber inzwischen die Bereitschaft, etwas zu ändern. „Vor zwei, drei Jahren war es für uns noch viel schwerer, über Veränderungen im Verkauf zu reden.“ Er ist davon überzeugt, dass die Händler die sogenannten Stammabteilungen verändern müssen. Das sind große Flächen, auf denen nur Hosen, Jacken oder Mäntel hängen. Er sieht ein Ende der, wie er es nennt, reinen „Ärmelparaden“. Die Zukunft gehört seiner Meinung nach vor allem den Händlern, die auf ihren Flächen Kombinationen von Hosen, Mänteln, Schuhen und Accessoires lieferten, ist er überzeugt.
Er hat da natürlich auch sein eigenes Geschäft vor Augen. Denn mit seiner Bugatti-Gruppe, die im vergangenen Jahr mit Modemarken wie Bugatti und Eduard Dressler rund 222 Millionen Euro umsetzte, will er mehr Shop-in-Shop-Flächen in Textilhäusern bespielen, wo er mehr komplette Outfits zeigen kann von Schuhen über Hosen und Jacken bis zu Taschen. Er sieht aber auch die Chance, dass sich der Einzelhandel mit mehr Service wie einer kompetenten Stilberatung von den Onlineshops abhebt. „Wer Hochwertiges verkaufen will, braucht auch geschultes Personal“, machte er klar.
Die größten Textilhändler in Deutschland
Tchibo / Ernsting's Family Die Unternehmen aus Hamburg und Coesfeld teilen sich den zehnten Platz mit einem Umsatz von 1,01 Milliarden Euro. Damit schlugen sie 2014 aber etablierte Modefilialisten wie Esprit, Inditex oder den Onlinehändler Zalando.
Quelle: „Textilwirtschaft“
Aldi-Gruppe Die beiden Discounter (Aldi Nord/Aldi Süd) erzielten 2013 einen geschätzten Textilumsatz von 1,04 Milliarden Euro, ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Damit kann Aldi Rang neun verteidigen.
Lidl Die Neckarsulmer liegen mit einem Textilumsatz von rund 1,08 Milliarden Euro auf Rang acht.
Tengelmann Die Mülheimer, die rund 82 Prozent der Billig-Kette Kik besitzen, erwirtschafteten 2014 einen geschätzten Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro, ein leichtes Plus zum Vorjahr.
Peek & Cloppenburg Die Düsseldorfer belegen in der Rangfolge der größten Textileinzelhändler in Deutschland mit einem Jahresumsatz von 1,34 Milliarden Euro Platz sechs.
Karstadt Deutlich geschrumpft ist erneut der Umsatz bei Karstadt - nach „Textilwirtschaft“-Schätzung um mehr als 300 Millionen Euro auf 1,58 Milliarden Euro. Dennoch wird Platz fünf verteidigt.
Metro Die Düsseldorfer Metro-Group schafft mit Textilien im Jahr 2014 geschätzte 2,25 Milliarden Euro Umsatz.
C&A Noch ein Düsseldorfer Unternehmen - mit einem Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Euro ist C&A der drittgrößte Textileinzelhändler in Deutschland. Allerdings sind die Einnahmen seit Jahren rückläufig.
H&M Die schwedische Modekette H&M steigert den Umsatz 2014 deutlich. Die Erlöse belaufen sich in Deutschland auf 3,8 Milliarden Euro.
Otto Der größte Textileinzelhändler in Deutschland bleibt der Hamburger Versandhändler Otto Group mit einem Textil-Jahresumsatz von 4,2 Milliarden Euro im Jahr 2014.
Aber Brinkmann hat als Vorstandsmitglied von Fashion Net Düsseldorf auch die Branche insgesamt im Blick. Dort haben sich zwei große und einige kleinere Modemessen sowie die 800 Showrooms in der Rheinmetropole zu den „CPD Ordertagen“ zusammengeschlossen. Er hofft, dass die Branche bei den Ordertagen Ende kommender Woche in Düsseldorf ihre Flaute überwindet. Dort bestellen die Einkäufer die Mode für Frühjahr und Sommer 2017.
Auf die Erholung der Branche setzt Brinkmann auch, weil er so den Modestandort Düsseldorf stärken will. Denn er setzt sich vehement für die neue Aufgabenteilung zwischen den konkurrierenden Modemetropolen Berlin und Düsseldorf ein: Auf der Fashion Week in Berlin haben sich die Textilhändler vor zwei Wochen über die Trends der neuen Kollektionen informiert und erste Teile gesehen. Vier Wochen später ist die gesamte neue Kollektion dann fertig und kann in Düsseldorf bestellt werden. So lässt sich die neue Ko-Existenz beschreiben.
Diese neue Arbeitsteilung funktioniert aber nur, wenn die Kunden wieder mehr Lust auf Mode bekommen und dafür auch Geld ausgeben wollen. Die Rabattpolitik der vergangenen zwei Jahre hat allerdings mehr die Lust auf die Schnäppchen-Jagd gefördert.