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Modehändler „Stasi-Methoden“ – Studie kritisiert Zalandos interne Bewertungssoftware

Der Modehändler ruft seine Mitarbeiter dazu auf, sich gegenseitig zu bewerten. Diese Einstufungen bringen laut einer Untersuchung viel Aufwand – und sorgen für Frust.
19.11.2019 - 17:29 Uhr Kommentieren
Das Bewertungssystem des Händlers sorgt einer Studie zufolge für viel Frust. Quelle: dpa
Zalando-Zentrale in Berlin

Das Bewertungssystem des Händlers sorgt einer Studie zufolge für viel Frust.

(Foto: dpa)

Hamburg Der Online-Modehändler Zalando ruft seine Kunden bekanntlich regelmäßig dazu auf, die Produkte zu bewerten. „Größe passt perfekt. Moderner Schnitt und doch nicht zu eng – auch wenn man etwas Oberschenkel hat“, steht beispielsweise bei einer Jeans.

Weniger bekannt ist, dass Zalando auch seine Mitarbeiter dazu aufruft, Kollegen zu bewerten. Mit der selbstentwickelten Software Zonar bewertet Zalando seit mehreren Jahren die Leistungen – auch per Einstufung durch Kollegen und Vorgesetzte.

Schon länger sprechen Zalando-Personaler etwa auf Fachkonferenzen über das System, auch im Geschäftsbericht lobt Zalando sein System als Möglichkeit für „wertschätzendes und konstruktives Feedback aus mehreren Quellen“ mit „Möglichkeit zur Selbstreflektion“.

Ein schlechtes Zeugnis stellt dem System dagegen eine neue Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aus, über die die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) zuerst berichtet hatte.

Die wissenschaftliche Untersuchung basiert vor allem auf anonymisierten Gesprächen mit Zalando-Mitarbeitern. Sie kommt zu einem vernichtenden Schluss: „Das System ist mit hohem Aufwand verbunden und erzeugt zahlreiche nicht intendierte Effekte wie eine Verschlechterung des Betriebsklimas, Stress und psychologische Belastungen auf Seiten der Beschäftigten, Bummelstreiks und andere Praktiken des verdeckten Widerstandes sowie das willentliche Ausscheiden einzelner Arbeitnehmer_innen aus dem Unternehmen.“

All dies seien letztlich Faktoren, die der Produktivität der Mitarbeiter schaden: „Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass Zonar einen nicht zu vernachlässigenden Teil ihrer Arbeitszeit verschlingt und sich dagegen die daraus resultierenden Erträge des Systems, im Sinne von Effizienzgewinnen, kaum messen lassen“, heißt es in der Untersuchung.

Auch die zitierten Auszüge aus den Mitarbeiter-Gesprächen sind meist negativ. Demnach empfinden einige das Vorgehen als „Stasi-Methode“. Mildere Kritik ist etwa, das System sei anfällig für Seilschaften und erzeuge gezielt mittelmäßige bis schlechte Beurteilungen.

Gehaltserhöhungen anhand der Einstufung

Die Studien-Autoren Sascha-Christopher Geschke und Philipp Staab kommen zudem zu dem Entschluss, statt der Mitarbeiter-Förderung diene das System eher dazu, Gehälter zu deckeln. Schließlich würden auch Gehaltserhöhungen anhand der Einstufung bei Zonar gewährt. Die Autoren mahnen weitere Untersuchungen an, ob das System überhaupt datenschutzrechtlich zulässig ist.

Die Gewerkschaften hadern mit Zalando: Als Europäische Aktiengesellschaft SE ist die Mitbestimmung über Betriebsräte deutlich eingeschränkt. Insgesamt sind die Gewerkschaften im E-Commerce schwach vertreten, obwohl etwa Amazon immer wieder bestreikt wird. Die Studienautoren empfehlen den Gewerkschaften, solche Bewertungssysteme stärker in den Blick zu nehmen.

Zalando dagegen will an dem System festhalten: „Wir haben uns bewusst gegen eine Teilnahme (an der Studie) entschieden, da bereits vor Studienbeginn die Einseitigkeit und mangelnde Neutralität der Studie zu erkennen war“, teilte Zalando mit.

Mehr: In den obersten sechs Managementebenen gibt es beim Online-Modehaus Zalando künftig eine 40-Prozent-Quote. Doch es gibt auch Kritik.

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