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Modehandel Global Fashion Group: Warum ein fast unbekanntes SDax-Unternehmen Analysten begeistert

Der Modehändler ist dank Investoren wie Kinnevik und Rocket in Wachstumsmärkten erfolgreich. Die Aktie stieg nach guten Zahlen erneut.
28.02.2021 Update: 02.03.2021 - 09:14 Uhr Kommentieren
Das Unternehmen ist in 17 Ländern aktiv. Quelle: imago images / Panthermedia
Global Fashion Group

Das Unternehmen ist in 17 Ländern aktiv.

(Foto: imago images / Panthermedia)

Düsseldorf Die Global Fashion Group (GFG) ist in Deutschland relativ unbekannt. Dabei hat sich der Online-Modehändler im vergangenen Jahr rasant entwickelt. Die Aktie des seit 2019 börsennotierten Unternehmens erlebte zwar im April 2020 einen Einbruch und notierte bei nur noch rund einem Euro. Seither hat die Global Fashion Group aber mehrmals die Prognose angehoben – und den Aufstieg in den Nebenwerteindex SDax geschafft. Am Dienstagmorgen notiert die Aktie 14,48 Euro.

Zu Jahresbilanz und Kapitalmarkttag am Montag haben die beiden Co-Vorstandschefs Christoph Barchewitz und Patrick Schmidt wie erwartet schwarze Zahlen vorgelegt. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) lag bei 16,4 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein bereinigter Betriebsverlust von 37,1 Millionen Euro in der Bilanz. „Wir sind gut positioniert für die nächste Wachstumsphase“, teilten die beiden CEOs mit.

2021 soll der Umsatz auf 1,5 Milliarden Euro steigern nach 1,36 Milliarden Euro 2020. Die Zahl der Kunden der Global Fashion Group liegt nach eigenen Angaben bei 16,3 Millionen. Der Nettowarenwert stieg 2020 auf knapp zwei Milliarden Euro gestiegen, für das laufende Jahr plant das Unternehmen mit 2,3 bis 2,4 Milliarden Euro.

Damit hat die Global Fashion Group auch Analyst Volker Bosse von der Baader Bank positiv überrascht. Auch das Mittelfristziel, den Nettowarenwert in sieben bis neun Jahren auf zehn Milliarden Euro zu steigern, kam offenbar bei den Anlegern gut an.

Was man über die Global Fashion Group wissen muss? Sieben Fragen und Antworten.

Was ist das Geschäftsmodell der Global Fashion Group?

Das Unternehmen agiert im Grunde wie Zalando, nur in anderen Märkten. Die Global Fashion Group ist in 17 Ländern aktiv, die wichtigsten Märkte sind Russland, Brasilien, Australien und Indonesien. Weltweit ist in der Coronakrise 2020 der Anteil der Mode, die über das Internet verkauft wird, von 20 auf 30 Prozent gestiegen. Schätzungen zufolge wird er in den kommenden Jahren bis auf rund 50 Prozent anwachsen.

In den Regionen, in denen die Global Fashion Group aktiv ist, liegen die Werte noch deutlich darunter. 2019 lag die Onlinepenetration des Modehandels in den GFG-Märkten im Durchschnitt bei gerade einmal rund sieben Prozent.
Das Konzept: Die GFG bietet in den Ländern eine Plattform für Mode unter landestypischen Marken, auch das Management ist komplett vor Ort. Die E-Commerce Plattformen heißen Iconic, Zalora, Dafiti und Iamodo. 99 Prozent der Personalkosten fallen in den jeweiligen Landeswährungen an, Marketing und die lokalen Marken werden vor Ort gesteuert. Die Top 50 globalen Marken werden hingegen zentral gesteuert.

Warum ist das Unternehmen hierzulande so unbekannt?

In gewisser Weise ist die Global Fashion Group ein virtuelles Unternehmen. Sie ist zwar in Deutschland gelistet, betreibt hier aber kein Geschäft. Der Hauptsitz der Holding befindet sich in Luxemburg. Christoph Barchewitz agiert von London aus, der andere CEO, Patrick Schmidt, aus Kuala Lumpur.

Der Grund für die Notierung in Deutschland liegt vielleicht darin begründet, dass die Hauptinvestoren Kinnevik und Rocket Internet hier gute Erfahrungen gemacht haben. Außerdem notiert die Aktie so in Euro, auch wenn das Management in London sitzt.

Wer sind die größten Anteilseigner?

Wie bei Zalando ist der schwedische Investor Kinnevik bei der GFG engagiert, hier mit 37 Prozent. Erst Mitte Februar hatte der Investor angekündigt, bei Zalando auszusteigen, indem man den Kinnevik-Aktionären Anteilsscheine Zalandos anbieten will. Zugleich verkündeten die Schweden, dass sie künftig mehr in Firmen investieren wollen, die in früheren Entwicklungsstadien sind.

Laut Analyst Volker Bosse von der Baader Bank braucht das GFG nicht zu beunruhigen: „Die Global Fashion Group machte im Portfolio von Kinnevik bislang gerade einmal einen Anteil von zehn Prozent aus. Wenn Zalando raus ist, werden es 16 Prozent sein und passt dann noch in die Strategie von Kinnevik.“

Tatsächlich beläuft sich die Marktkapitalisierung von GFG nur auf rund ein Zehntel Zalandos, birgt aber entsprechend noch mehr Potenzial. Der zweite wichtige Anteilseigener ist mit knapp 15 Prozent Rocket Internet, der Investor Crestbridge hält 9,4 Prozent, der schottische Investor Baillie Gifford 6,4 Prozent. Etwas weniger als ein Drittel befindet sich im Streubesitz.

Wie ist die Global Fashion Group durch das vergangene Jahr gekommen?

Im Jahr 2020 wuchs das Unternehmen auf währungsbereinigter Basis durchgängig zweistellig. Legte der Nettowarenwert im ersten Quartal rund 13 Prozent zu, waren es im zweiten schon zehn Prozentpunkte mehr und im dritten Quartal dann schon ein Plus von 35 Prozent. Im vierten Quartal waren es knapp 29 Prozent.

Kann man Modehandel im Internet profitabel betreiben?

Zalando hat vorgemacht, dass die Strategie, zuerst Marktanteile gewinnen, dann Plattformanbieter werden und erst dann Profitabilität anstreben, gelingen kann. Auf Basis eines Finanzanalysevergleichs der beiden Unternehmen kam Baader-Analyst Bosse auf Basis der wichtigsten Indikatoren wie aktive Kunden, Bruttomarge, Zahl der Orders oder Warenwert pro Kunde zu folgendem Ergebnis: „Danach steht GFG 2019 da, wo Zalando 2013 stand.“

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Allerdings war das Umsatzwachstum bei GFG geringer als seinerzeit bei Zalando. Was man für das Pandemie-Jahr 2020 berücksichtigen muss: In allen Ländern weltweit wurde weniger Mode gebraucht, das habe auch GFG gespürt, wie es Barchewitz der „Börsenzeitung“ im Januar bestätigte.

Man muss bei GFG wiederum berücksichtigen, dass in den 17 Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, die Kunden und Kundinnen gerade erst damit beginnen, ihren Einkaufskanal vom stationären Handel auf den Onlinehandel umzustellen. Das ist hierzulande und in vielen Industrienationen schon etablierter.

Welche Risiken birgt die Aktie?

Die Märkte, in denen die Global Fashion Group aktiv ist, sind sehr volatil. Die Risiken liegen daher eher auf möglichen Beschränkungen des Warenverkehrs. Beispiel Russland: Werden Sanktionen verhängt, hat das Einfluss auf das Geschäft. Auch wenn die Zinsen steigen, birgt das Risiken. In der aktuellen Phase mit extrem niedrigen Zinsen ist es dafür weniger wichtig, wann Gewinne kommen.

Welche Chancen birgt die Aktie?

Die weltweite Aktivität diversifiziert auch das Risiko: „Die Aktie ist interessant, weil sie so wunderbar gestreut ist, sie wird in Euro gehandelt, aber zu je rund einem Drittel verteilt sich der Umsatz über die jeweiligen Emerging-Markets-Regionen“, sagt Volker Bosse von der Baader Bank. Das Potenzial der Märkte, in denen GFG aktiv ist, ergibt sich aus der Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in diesen Ländern. Dort gibt es viel mehr junge Menschen, die konsumfreudig sind und viel Nachholpotenzial haben, da sie gerade erst in die Mittelschicht aufsteigen. Daher ist das Wachstumspotenzial laut Bosse noch sehr groß.

Von den sechs bei Bloomberg gelisteten Analysten, die die Global Fashion Group beobachten, sehen fünf die Aktie als Kaufempfehlung. Das Kursziel beträgt bei Stifel sechs Euro, allerdings ist die Bewertung aus dem November, Morgan Stanley gibt elf Euro aus, HSBC und die Baader Bank sehen die Aktie bei 15 Euro, Goldman Sachs bei 16 Euro und Berenberg bei 17 Euro.

Mehr: Um sich künftig auf junge Wachstumsunternehmen zu fokussieren, will Kinnevik seine Beteiligung an dem Berliner MDax-Unternehmen weiterreichen.

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