Modehandel Secondhand-Mode-Plattform Vinted sammelt 250 Millionen Euro ein

Konsumenten nutzen für ihre Suche nach gebrauchten Kleidungsstücken immer öfter Apps wie Vinted.
Düsseldorf Secondhand-Mode ist gefragter denn je – auch bei Investoren. So hat einer der größten Anbieter in diesem Markt, die Plattform Vinted, in einer Series-F-Finanzierungsrunde 250 Millionen Euro eingesammelt.
Das Investmenthaus EQT Growth führt nun die neue Finanzierungsrunde an. Auch die bestehenden Investoren Accel, Burda Principal Investments, Insight Partners, Lightspeed Venture Partners sowie Sprints Capital haben sich mit weiteren Mitteln beteiligt, wie das Unternehmen mitteilte. Die Pre-Money-Bewertung, also der Firmenwert vor der Finanzierungsrunde, habe bei 3,5 Milliarden Euro gelegen.
Das Wachstum der Secondhand-Plattform ist rasant: Erst im November 2019 hatte Vinted den Status eines Einhorns erlangt – so heißen Firmen, die mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden.
Vinted ist aktuell in 13 Märkten vertreten. Neben Deutschland gehören unter anderem auch die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien dazu. Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen die Expansion vorantreiben und die Plattform weiterentwickeln. Dabei geht es um neue Produktfunktionen, aber auch um bessere Bezahlungsvorgänge und Versandoptionen.
Das Geschäftsmodell von Vinted basiert vor allem auf Werbung. Durch Werbeplatzierungen auf der Website und in den Apps erzielt das Unternehmen seine Einnahmen. Auf der Plattform können die Nutzer kostenfrei Modeartikel anbieten oder erwerben. Für diese Dienste erhebt Vinted keine Gebühren.
Bisher schreibt Vinted Verluste
Allerdings gibt es Mehrwertdienste, wie zum Beispiel den Käuferschutz für zusätzliche Sicherheitsfunktionen während des Kaufprozesses sowie verschiedene Optionen, um die Sichtbarkeit der Produkte für die Verkäufer zu erhöhen, für die die Mitglieder zahlen müssen. Insgesamt hat Vinted nach eigenen Angaben 45 Millionen registrierte Nutzer.
Die Vorläufer der Vinted-App waren in Deutschland die beiden Plattformen Kleiderkreisel und Mamikreisel. Beide wurden 2020 verschmolzen und in Vinted umbenannt.
Über den Umsatz und den Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben. Allerdings räumte eine Sprecherin ein, dass Vinted keinen Gewinn erwirtschaftet. „Im Moment ist Vinted nicht profitabel, weil die Strategie des Unternehmens darin besteht, Investitionen zurück in ihr Geschäft zu ermöglichen, um zu skalieren und zu wachsen“, teilte sie mit.
Das Team am Standort Berlin soll bis Ende des Jahres ausgebaut werden. Dabei sucht das Unternehmen vor allem Talente in den Bereichen IT und Produktentwicklung. In den letzten zwölf Monaten hat das Unternehmen sein Team nach eigenen Angaben bereits um 75 Prozent auf mehr als 700 Mitarbeiter vergrößert.
Die Erwartung an den Gesamtmarkt ist groß: Bis 2025 wird laut Statista ein Umsatzpotenzial von 2,2 Billionen US-Dollar im Markt für Secondhand-Mode prognostiziert. Die Pandemie habe dieses Wachstum weiter beschleunigt, so heißt es in der Branche: Konsumenten suchten verstärkt nach Mitteln und Wegen sowohl bewusst und nachhaltig als auch passend zu ihren Work-from-Home-Routinen einzukaufen.
Andere Plattformen entdecken Nachhaltigkeit für sich
„Vinted transformiert den Secondhand-Modemarkt in ganz Europa durch seinen kundenzentrierten Ansatz und dessen ausgezeichnete Umsetzung“, lobt Carolina Brochado, Partnerin des Neu-Investors EQT Growth, die auch dem Vorstand von Vinted beitreten wird.
„Wir bestärken ein bewusstes Einkaufsverhalten und einen gesellschaftlichen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit“, meint Vinted-CEO Thomas Plantenga, der das Unternehmen seit 2016 führt. Damals steckte das 2008 in Litauen gegründete Unternehmen Vinted in einer Krise – ein Strategieschwenk war nötig.
Längst haben auch andere Unternehmen wie etwa der Onlinehändler Zalando den boomenden Secondhand-Markt für sich entdeckt. Das Unternehmen mit mehr als 42 Millionen Kunden europaweit kümmert sich um die komplette Vermarktung der getragenen Ware: die Preisbildung, die Fotos, die Lieferung und auch darum, dass das Geld auf dem Kundenkonto gutgeschrieben oder an Hilfsorganisationen gespendet wird.
Auch die Otto-Tochter Aboutyou bietet inzwischen Secondhand-Mode an. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 400.000 getragene Kleidungsstücke im Angebot. Beim Gebrauchtwarenportal Momox ist das Geschäft mit Secondhand-Mode ebenfalls um 47 Prozent gewachsen.
Die Modeplattformen haben sich dem Thema Nachhaltigkeit sehr intensiv gewidmet. Sie sehen es als wichtigsten Faktor im Werben um die Gunst der jüngeren Kunden.
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