Modehandel Zalando kappt die Prognose – und entwickelt einen Notfallplan

Der Modehändler will seine Plattform für den stationären Handel öffnen.
Düsseldorf Die Coronakrise macht auch Deutschlands größtem Online-Modehaus Zalando zu schaffen. In einem am Dienstagmorgen veröffentlichten Brief sprechen die fünf Vorstände von „negativen Auswirkungen auf unseren Umsatz“. Da die Verbraucher ihr Verhalten an die neue Situation anpassten und kurzfristig ihre Konsumausgaben einschränkten, habe Zalando seit den Ausgangsbeschränkungen in mehreren Ländern negative Auswirkungen auf den Umsatz verzeichnet. Das habe Auswirkungen auf das Finanzergebnis.
Deshalb hat Zalando Maßnahmen ergriffen, um Ausgaben und Investitionen sowie die Finanzplanung für das laufende Jahr anzupassen. Zahlen nennt der Vorstand aber nur beim Ausblick.
Zalando rechnet für das erste Quartal mit einem Verlust von deutlich mehr als 28 Millionen Euro. Die gekappte Prognose kommt bei den Anleger allerdings nicht gut an. Die Aktien geben im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz 3,8 Prozent nach.
Die Coronavirus-Pandemie setzt dem Unternehmen zu. Der Vorstand betont aber, dass Zalando weniger von der Krise betroffen ist als viele andere in der Branche. Deshalb will das Berliner Unternehmen noch mehr stationäre Händler an seine Plattform anschließen. Modehändler können Ware, die momentan in den geschlossenen Läden hängt, über Zalando verkaufen. Dafür will das Unternehmen vom 1. April bis 31. Mai auf seine übliche Kommission verzichten, mit der es sonst an den Verkäufen verdient. Zalando wirbt damit, dass die stationären Händler so „zumindest einen Teil ihres Geschäfts aufrechterhalten können“.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Die Zusammenarbeit mit dem stationären Handel ist nicht neu. Zalando hat schon mehr als 1.500 Händler an seinen Modeplattform angebunden. Die Händler übernehmen so Aufträge für Zalando und liefern Ware aus ihrem eigenen Bestand an die Zalando-Kunden.
Modehändler in Schieflage
Zalando will außerdem Modefirmen, die Ware an sie geliefert haben, bei der Finanzierung entgegenkommen. So stellt das Unternehmen 100 Millionen Euro zur Verfügung, um Rechnungen von Partnern, die Ware oder Dienstleistungen geliefert haben, bereits vor der vereinbarten Zahlungsfrist zu begleichen.
Damit regiert das Unternehmen auf die existenzbedrohende Lage in zahlreichen Modefirmen. Bei vielen von ihnen ist das Geschäft abgestürzt, weil sie ihre Läden wegen der Corona-Pandemie schließen mussten. Zuletzt hatte die Modekette Esprit den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt.
Zalando sieht sich trotz seiner eigenen Absatzschwierigkeiten gut für die nächsten Monate gerüstet. Der Vorstand betonte in seinem Schreiben, dass „wir über eine starke Bilanz und über liquide Mittel von mehr als einer Milliarde Euro verfügen“. Außerdem habe Zalando seit seinem Bestehen gezeigt, dass es in schwierigen Situationen nicht nur bestehen, sondern „auch an ihnen wachsen“ könne. So musste Zalando kurz nach seiner Gründung 2008 die Folgen der Finanzkrise meistern.
Mehr: Immer mehr Unternehmen wollen weniger Miete für ihre Filialen zahlen
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.