HamburgAmazon macht es vor: In den USA baut der Online-Händler erste Supermärkte mit Technik, die das Einkaufen einfacher machen sollen. Kassen etwa werden überflüssig, denn Kameras registrieren, was die Kunden heraustragen.
Doch nicht nur in Amerika ist die Frage, wie reale Läden und E-Commerce verschmelzen können, das große Thema für den Handel. Der größte deutsche Amazon-Konkurrent, die Otto-Gruppe, eröffnet am Donnerstag in Hamburg einen der ambitioniertesten Test-Läden für die Zukunft des Modehandels.
Testversuch mit Eigenmarken
Ausgerechnet die Billig-Marke Bonprix soll in bester City-Lage den Beweis antreten, dass sich der Einsatz von Technik rechnet.
Bonprix ist im Otto-Konzern die preisgünstige Textil-Marke mit knapp 1,6 Milliarden Euro Umsatz weltweit, die ähnlich wie H&M und Zara schnelle Mode nur Eigenmarken anbietet – allerdings hauptsächlich im Versandhandel. Dazu kommen einige wenige Läden, die bislang recht konventionell aussehen und nicht in den Top-Einkaufsstraßen liegen.
Hat der neue Testladen in der Hamburger Shoppingmeile Mönckebergstraße Erfolg, könnte Bonprix jedoch künftig mehr Geschäfte neuer Art eröffnen. „Unsere klassischen Läden repräsentieren die Marke nicht mehr mit all den Facetten, wie wir sie uns mittlerweile vorstellen“, sagte Bonprix-Chef Richard Gottwald dem Handelsblatt vor der Eröffnung. Gottwald ist seit 2016 Vertriebschef von Bonprix, seit Anfang 2019 zudem Sprecher der vierköpfigen Geschäftsführung.
Kernidee ist, dass die Kundinnen mit einem Smartphone über die Bonprix-App durch den Laden laufen. Das ermöglicht es, die Mode besser zu präsentieren: Wie in einer Nobel-Boutique hängen die Kleidungsstücke nur in jeweils einer Ausführung auf dem Kleiderständer. Große Bildschirme zeigen dazu, wie Models mit unterschiedlicher Figur sich in den Stücken bewegen.
Ein kleinerer Bildschirm erklärt, wie Kundinnen an die Kleidung kommen: Elektronisch gesteuerte Preisetiketten zeigen einen QR-Code, der sich mit dem Handy erfassen lässt. Die Kundinnen können dann per App eine Größe wählen und diese in eine Umkleidekabine bestellen.
Auf Spielereien verzichtet
Die App zeigt, wann die Kleidung in welcher Kabine bereithängt. Die Wartezeit auf die Bestellung, die bei maximal fünf Minuten liegen soll, lassen sich an Instagram-Bildschirmen überbrücken, zudem gibt es einen Zapfhahn mit kostenloser Limonade und Orangensaft.
In der Umkleidekabine erkennt ein Bildschirm am Spiegel per Funktechnik das Kleidungsstück, das anprobiert wird und lädt dazu ein, weitere Größen anzufordern, die direkt hinter einer Klappe in der Kabine geliefert werden.

Elektronisch gesteuerte Preisetiketten zeigen einen QR-Code, der sich mit dem Handy erfassen lässt. Die Kundinnen können dann per App eine Größe wählen und diese in eine Umkleidekabine bestellen.
Auf Spielereien wie „Magic Mirrors“, die virtuelle Anproben ermöglichen, haben die Bonprix-Macher verzichtet. Dafür stehen vor den Umkleiden Clubsessel, auf denen Kinder und andere Begleiter warten können – unterhalten von Touchscreens mit Spielen. Zudem gibt es Schließfächer, in die sich Kundinnen Online-Bestellungen wie bei einer Packstation liefern lassen und gleich im Laden anprobieren und möglicherweise zurückgeben können.
Bezahlt werden alle Einkäufe vor Ort per App via Paypal oder an einer Bezahlstation. Die Technik schaltet die Ware automatisch frei, so dass die Käuferinnen den Laden unbehelligt verlassen können.
1 Kommentar zu "Modekette Bonprix: Otto baut digitalen Laden im Amazon-Stil"
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Otto? Find ich gut!!!!
Für mich ist das wirklich so und nicht nur eine Werbebotschaft.
Wichtig, richtig, gut und vor allem MUTIG ist dieses neue Konzept. Ich wünsche vom ganzen Herzen VIEL ERFOLG!
Das ganze Otto Unternehmen zeigt ein hervorragendes Unternehmertum zum Wohle der Kunden und damit auch der Belegschaft.
Otto - ein Vorzeige Unternehmen!