Modekette Harro Uwe Cloppenburg tritt bei P&C ab

Firmenpatriarch Harro Uwe Cloppenburg zieht sich aus dem operativen Geschäft von P&C zurück.
Düsseldorf Sein Gesicht gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen in der deutschen Modebranche: Es gibt fast keine Fotos von Harro Uwe Cloppenburg. Das letzte stammt aus dem Jahr 2002. Der starke Mann der Textilkette Peek & Cloppenburg (P&C) in Düsseldorf hat es stets abgelehnt, fotografiert zu werden. So bleibt er für die Öffentlichkeit der große Unbekannte der alten Modedynastie.
Bis vor Kurzem hat niemand ernsthaft damit gerechnet, dass der Senior jemals den Vorsitz der Geschäftsführung abgeben könnte. Zu sehr hat der 78-jährige Düsseldorfer über Jahrzehnte Aufstieg und Expansion des Modehauses geprägt – lange Zeit sehr erfolgreich. Zu sehr war „HUC“, wie er intern genannt wird, derjenige, der alle Fäden im Hause in der Hand hielt und das letzte Wort hatte.
Doch jetzt tritt er ab. „Herr Harro Uwe Cloppenburg zieht sich aus dem operativen Geschäft der Peek & Cloppenburg KG zurück“, heißt es in einer knappen internen Mitteilung bei P&C. Die Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche der übrigen Mitglieder der Unternehmensleitung „bleiben davon unberührt“. Es wird also künftig keinen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung mehr geben. Seine Aufgaben übernimmt zum großen
Teil sein Sohn Patrick, der aber nicht den Titel seines Vaters führt. Patrick Cloppenburg hat aber die Zurückhaltung seines Vaters übernommen: Auch er lässt sich nicht ablichten.
Mit dem Rückzug aus der Geschäftsführung vollzieht der Senior im Management den Generationswechsel. Zur Geschäftsführung gehören seit Längerem seine drei Kinder Patrick, 36, John, 50, und Catharina, 33. Mancher Beobachter hielt den Rückzug des Seniors aus dem elfköpfigen Führungsgremium seit Längerem für überfällig.
Denn P&C muss aufpassen, den Anschluss in der Modebranche nicht zu verlieren. Der Konzern, der mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz hinter der Otto Group, H&M und C&A auf dem letzten Platz der Top Ten des deutschen Modeeinzelhandels rangiert, bekommt den Frequenzverlust in den Innenstädten besonders stark zu spüren. Das trifft vor allem die fünf größten Häuser in Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Berlin und Wien. P&C wird deshalb in einem Wiener Kaufhaus eine Etage untervermieten.
Auch ansonsten gilt es einiges zu verändern, wie John Cloppenburg, das offizielle Gesicht der Textildynastie in der Öffentlichkeit, vor Kurzem dem Handelsblatt sagte. Anfang des Jahres hatten Berater von McKinsey einen Verbesserungsbedarf bei internen Abläufen und Kosten in der Zentrale angemahnt.
Die Neuerungen wird der Senior genau verfolgen. Denn er bleibt „durch seine Funktion als Gesellschafter ... der Gruppe insgesamt weiter eng verbunden“, wie es in der internen Mitteilung bei P&C heißt. Es wird sich zeigen, ob er sich wirklich aus dem Tagesgeschäft heraushält.
Mehr: P&C will in Deutschland Filialen schließen – und Kunden mit Events locken.
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