Modekette Uniqlo Vier-Tage-Woche auf Probe

Der japanische Konzern experimentiert mit einer Vier-Tage-Woche.
Tokio Die japanische Modekette Uniqlo hat bereits einmal Japans Modewelt mit preiswerter Designermode revolutioniert. Nun nimmt sich Fast Retailing, das Unternehmen hinter der global expandierenden Marke, sogar ein größeres Ziel vor: die Revolution des japanischen Arbeitsmarkts. Das Unternehmen kündigte diese Woche an, festangestellten Mitarbeitern in Japan versuchsweise eine Vier-Tage-Woche anzubieten.
Das offizielle Ziel ist, Vollzeitmitarbeiter zu halten, von denen viele sich wegen Kinder- oder Altenpflege auf Teilzeitstatus herabstufen lassen oder gleich das Unternehmen verlassen. Der Preis für die Flexibilisierung der Arbeitszeit: Statt ihre 40-Stundenwoche an fünf Tagen abzureißen, können die Mitarbeiter vier Tage die Woche zehn Stunden im Laden stehen, wenn sie wollen. Der Haken: Ihre freien Tage dürfen sie nur innerhalb der Woche nehmen.
Noch ist es nur ein Versuch für 2000 Mitarbeiter. Aber die Nachricht schlug in Japan hohe Wellen. Denn nicht nur ist Fast Retailing mit mehr als 50.000 Voll- und Teilzeitangestellten ein Riese in Japan. Außerdem unterstützt das Unternehmen damit auf den ersten Blick Schlüsselinitiativen der konservativen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe, die Erwerbsarbeit von Frauen zu fördern und starre Arbeitszeiten für gut verdienende Spezialisten abzuschaffen.
Darüber hinaus wirkt Uniqlos Vorstoß in Japan radikal. Denn die Unternehmen des Landes sind bisher nicht als innovativ aufgefallen, obwohl Regierung nach Regierung seit Anfang der 1990er-Jahre Work-Life-Balance predigt und neue Arbeitszeitmodelle zu Trends erhebt. Im Gegenteil.
Große Visionen, langsame Veränderungen
Zwar hat sich in Japan schon viel getan. Frauen und Männer in Festanstellungen bei Konzernen haben anders als in den USA Recht auf bezahlten Elternurlaub (ein Recht, das allerdings fast nur Frauen in Anspruch nehmen). Aber oft stehen selbst die mit großem medialen Tamtam vor mehr als zehn Jahren eingeführten Gleitzeitmodelle nur auf dem Papier.
Als er das erste Mal den flexiblen Arbeitsbeginn ausnutzte und später kam, bekam er am nächsten Tag einen Anruf der Personalabteilung, erinnert sich ein ausländischer Mitarbeiter eines Elektronikkonzerns. Er habe bitte pünktlich zu erscheinen, wurde ihm gesagt. „Mein Argument, dass das Wesen flexibler Arbeitszeit doch sei, flexibel zu sein, kam nicht an“. Und so kam er wieder pünktlich – und blieb wie seine Kollegen lang und länger im Büro.
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