Modekonzern Bußgeld-Verfahren gegen H&M wegen Ausforschung von Personal

Bei dem Verfahren geht es um die Mitarbeiter eines Nürnberger Kundenzentrums des Modekonzerns.
Berlin Gegen Hennes & Mauritz in Deutschland ein Bußgeldverfahren wegen des Verdachts der Ausforschung von Mitarbeitern eingeleitet worden. Der Verdacht massiver Verstöße gegen Datenschutzrechte des Personals habe sich erhärtet, erklärte der Landesdatenschutzbeauftragten in Hamburg, Johannes Caspar, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom Samstag. Das Unternehmen soll Mitarbeiter massiv ausgespäht und auch private Daten über Krankheiten und familiäre Hintergründe gespeichert haben.
Caspar ist für die schwedische Modekette zuständig, weil sie ihren Deutschlandsitz in der Hansestadt hat. Bei den Vorwürfen gehe es um Informationen zu Krankheiten und anderen persönlichen Umständen von Mitarbeitern des H&M-Kundenzentrums für Deutschland und Österreich mit Sitz in Nürnberg.
„Das qualitative und quantitative Ausmaß der für die gesamte Leitungsebene des Unternehmens zugänglichen Mitarbeiterdaten zeigt eine umfassende Ausforschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den letzten Jahren ohne vergleichbares Beispiel ist“, so Caspar laut dem Bericht. Die Datenspeicherung war demnach vor Monaten aufgeflogen, als Mitarbeiter des Kundencenters beim Durchstöbern interner Dateien im IT-System zufällig offen zugängliche Ordner mit brisantem Material entdeckten.
H&M teilte laut „FAZ“ auf Anfrage schriftlich mit, man nehme den Vorfall weiterhin sehr ernst und bedauere ihn aufrichtig. Das Unternehmen kooperiere nach wie vor voll mit der Datenschutzbehörde und habe eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Weiter wollte sich H&M wegen der laufenden rechtlichen Prüfung nicht dazu äußern.
Dem Blatt zufolge droht H&M laut Datenschutz-Grundverordnung im schlimmsten Fall ein Bußgeld in Höhe von vier Prozent des globalen Jahresumsatzes. Derzeit laufe eine Anhörung zu den Vorwürfen, für die eine Frist von zwei Wochen gesetzt worden sei, sagte Caspar der Deutschen Presse-Agentur. „Nach Abschluss der Anhörung wird dann über den Erlass eines Bußgeldbescheides entschieden werden.“
Schon im Dezember hatte Verdi H&M vorgeworfen, dass Vorgesetzte Mitarbeiter eines Nürnberger Call Centers in unzulässiger Weise ausgespäht hätten. Die Mitarbeiter, die für die Abwicklung von Bestellungen zuständig seien, seien von Vorgesetzten zu Gesprächen gebeten worden, die teilweise einen halb privaten Charakter gehabt hätten.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse seien ohne das Wissen der Mitarbeiter gespeichert worden. Nach Gewerkschaftsangaben war die Sache aufgeflogen, nachdem einer der Vorgesetzten die Mitschriften auf einem öffentlich zugänglichen Laufwerksordner abgelegt habe.
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