Modekonzern Minus bei Gerry Weber noch größer als zunächst befürchtet

Die Gerry-Weber-Tochster Hallhuber verschärft die Krise.
Düsseldorf Der Modekonzern Gerry Weber hat das vergangene Jahr noch schlechter abgeschlossen als erwartet. Das Ergebnis von Hallhuber, der Tochtergesellschaft für jüngere Mode, belastet das Unternehmensergebnis stärker, als Anfang Dezember bekannt gegeben. Es läge an einer „Neubewertung des Geschäfts von Hallhuber“, sagte ein Konzernsprecher.
Das drückt das bisherige vorläufige Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) der Gerry-Weber-Gruppe für das Geschäftsjahr 2017/18 (31. Oktober) um weitere 44 Millionen Euro ins Minus. Der Verlust beläuft sich auf nunmehr 192 Millionen Euro. Anfang Dezember war das Unternehmen noch von einem Fehlbetrag von 148 Millionen Euro ausgegangen. Im Jahr zuvor erzielte der Modekonzern noch ein Plus von zehn Millionen Euro.
Die Korrektur der vorläufigen Ergebniszahlen erschwert Johannes Ehling, Vorstandschef von Gerry Weber, die Arbeit. Bis Ende des Monats muss er den Banken einen tragfähigen Sanierungsplan vorlegen, um das Unternehmen von der immensen Schuldenlast zu befreien.
Viel Zeit bleibt Ehling nicht mehr. Den Stand der Gespräche wollte der Konzernsprecher nicht kommentieren: „Es laufen intensive Verhandlungen mit den Banken und parallel auch mit den Arbeitnehmervertretern.“ Schließlich will Ehling Dutzende Filialen schließen und Personal in den Filialen sowie in der Firmenzentrale in Halle (Westfalen) abbauen.
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Gerry Weber hatte Hallhuber Ende 2014 gekauft. Es galt lange als der Hoffnungsträger des westfälischen Modekonzerns. Denn der Filialist erreicht deutliche jüngere Kundinnen als die Kernmarke Gerry Weber. Doch auch bei Hallhuber wurden in den vergangenen Jahren Filialen an den falschen Standorten eröffnet, die heute unprofitabel sind. Ehling räumte deshalb im Interview mit dem Handelsblatt im Dezember ein, dass auch bei der Konzerntochter Läden auf dem Prüfstand stehen.
Gerry Weber-Gründer Gerhard Weber hatte in den vergangenen Jahren die Expansion im Filialnetz und bei Handelspartnern (Großhandel) übertrieben. Außerdem versäumte er, die Marke zu verjüngen. So kaufen viele frühere Stammkunden heute längst bei der Konkurrenz ein. Auch Ralf Weber, der seinen Vater an der Spitze ablöste, konnte den Absturz des Konzerns nicht verhindern. Nun muss es seinem Nachfolger Ehling zusammen mit dem Chief Restructuring Officer (CRO) Florian Frank gelingen, die Trendwende zu schaffen.
Das wird ihm aber nur gelingen, wenn er Ende Januar den Gläubigern ein schlüssiges, zukunftsfähiges Konzept für Gerry Weber vorlegen kann.
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