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Modekonzern Quartalszahlen: China-Boykotte und Corona machen H&M zu schaffen

Kritik an Menschenrechtsverletzungen haben die Modekette in China in Verruf gebracht. Jetzt lobt H&M die Fortschritte der chinesischen Textilindustrie – und erntet Kritik.
31.03.2021 - 14:49 Uhr Kommentieren
Bei der Vorlage der Quartalszahlen wollte sich der Konzern nicht explizit zur Situation in China und den Folgen des Boykotts äußern. Quelle: AFP
Passantinnen vor einem H&M-Geschäft in Peking

Bei der Vorlage der Quartalszahlen wollte sich der Konzern nicht explizit zur Situation in China und den Folgen des Boykotts äußern.

(Foto: AFP)

Stockholm Es ist ein Kampf an zwei Fronten: Der schwedische Modekonzern H&M muss sich derzeit nicht nur gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie stemmen, sondern erlebt wegen seiner Kritik an der Menschenrechtslage in Xinjiang Boykottaufrufe in China.

Das Unternehmen hatte im vergangenen Herbst erklärt, wegen möglicher Verstöße gegen die Menschenrechte keine Baumwolle mehr aus der westchinesischen Region beziehen zu wollen, wo Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge die muslimische Minderheit der Uiguren Zwangsarbeit verrichten muss.

Nachdem das relativ alte Statement über soziale Netze vor einer Woche wieder aufgegriffen und rasend schnell erneut verbreitet wurde, riefen chinesische Staatsmedien indirekt zu Boykotten auf. Neben H&M wurden auch andere Marken wie Nike, Adidas und Burberry von den Plattformen der großen chinesischen Onlinehändler genommen. Mehrere Ladenvermieter sollen H&M die Verträge gekündigt haben. Außerdem kündigten mehrere chinesische Prominente öffentlich ihre Zusammenarbeit mit H&M auf.

Bei der Vorlage der Quartalszahlen wollte sich der Konzern nicht explizit zur Situation in China und den Folgen des Boykotts äußern. In einer diplomatisch formulierten separaten Presseerklärung kündigte der Konzern allerdings an, „alles zu tun, um die Herausforderungen zu meistern und einen Weg nach vorn zu finden“.

In der Erklärung spricht der Konzern von „enormen Fortschritten in der chinesischen Textilindustrie“ und preist China als ein Land, das eine Vorreiterrolle bei Innovationen und Technologien in der Textilindustrie hat. Gleichwohl betont H&M, dass man derzeit Strategien für die künftige Materialbeschaffung ausarbeite.

„Wir wollen mit allen relevanten Interessenten zusammenarbeiten, um ein Teil der Lösung zu sein und gemeinsam eine nachhaltigere Modeindustrie aufzubauen“, heißt es in der Mitteilung, in der Xinjiang nicht ausdrücklich erwähnt wird. „Wir wollen ein verantwortungsvoller Einkäufer sein, sowohl in China als auch anderswo.“

„Charmeoffensive gegenüber China“

Kommentatoren in Schweden werteten die Erklärung als Versuch von H&M, den aufgekommenen Konflikt wieder zu versachlichen. „H&Ms Erklärung gleicht einer Charmeoffensive gegenüber China“, urteilte die schwedische Wirtschaftsjournalistin Lovisa Ternby in der Zeitung „Dagens Nyheter“. Richard Chamberlain, Analyst bei RBC Capitals, glaubt nicht, dass der Boykott langfristig negative Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen haben werde.

„Wir haben bei ähnlichen Kontroversen in der Vergangenheit gesehen, dass Marken wie H&M und Nike relativ starke Umsätze beibehalten konnten, wenngleich H&M kurzfristig einen negativen Einfluss auf den Umsatz im großen und stark wachsenden chinesischen Markt verzeichnen könnte“, erklärte er laut der Nachrichtenagentur Reuters.

China ist der viertgrößte Markt für die Schweden. Beim Einkauf von Rohstoffen nimmt das Reich der Mitte allerdings den ersten Platz ein. An der Stockholmer Börse fiel der Kurs der H&M-Aktie zwischenzeitlich um mehr als zwei Prozent.

Grund für den Kursverlust ist nicht nur der Konflikt mit China, sondern auch die Corona-Pandemie. Der nach der spanischen Inditex-Gruppe (Zara, Massimo Duti) zweitgrößte Modehändler der Welt musste wegen nationaler Corona-Restriktionen mehrere Hundert Läden weltweit schließen. Der Onlineverkauf stieg zwar um 48 Prozent, konnte aber die Verluste des Ladenverkaufs nicht kompensieren.

In den vergangenen drei Monaten von Dezember 2020 bis Ende Februar 2021 wies der Konzern deshalb einen Vorsteuerverlust von 1,39 Milliarden Kronen (135,6 Millionen Euro) aus. Im Vorjahreszeitraum erwirtschaftete H&M noch einen Gewinn von 2,5 Milliarden Kronen. Analysten hatten für das erste Quartal mit einem leicht höheren Verlust gerechnet. Auch der Umsatz fiel auf 40 (54,9) Milliarden Kronen.

Dennoch gab sich H&M-Chefin Helena Helmersson optimistisch. „Auch wenn wir noch viel mit dem Management der negativen Effekte der wiederkehrenden Geschäftsschließungen zu tun haben, ist es deutlich zu sehen, dass die Kunden unsere Angebote schätzen“, sagte sie. „Wo wir Geschäfte öffnen konnten, ist der Umsatz direkt wieder gestiegen.“ Tatsächlich zog der Umsatz im März, als in vielen Ländern die Corona-Restriktionen gelockert wurden, um 55 Prozent an.

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