Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Modeunternehmer Andreas Adenauer Großer Name, große Erwartungen

Von wegen „keine Experimente“: Andreas Adenauer, Enkel von Deutschlands erstem Bundeskanzler, versucht sich mit einer eigenen Modemarke. Um mit dem Label langfristig zu überleben, braucht er einen Investor.
10.05.2017 - 15:25 Uhr Kommentieren
Von Krawatten mag der Enkel des Bundeskanzlers nichts wissen. Quelle: picture alliance / Ralf Succo /
Andreas Adenauer

Von Krawatten mag der Enkel des Bundeskanzlers nichts wissen.

(Foto: picture alliance / Ralf Succo /)

Meerbusch Als Kind kleidete er sich viel konservativer als heute. Wenn sein Opa den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy oder Frankreichs Staatschef General de Gaulle empfing, musste Andreas Adenauer Krawatte oder Fliege tragen. Damals, in den 1960er-Jahren, wohnte er mit seinen Eltern auf demselben Grundstück wie sein Opa Konrad. Der war damals Bundeskanzler, der erste der Bundesrepublik.

Heute, fünf Jahrzehnte später, will sein Enkel Andreas von Krawatten, Fliegen und klassischen Anzügen nichts mehr wissen. Er kommt mit offenem Hemd und in lässiger Freizeitkleidung in seine kleine Firmenzentrale in Meerbusch bei Düsseldorf. Alles, was der sportliche Mann mit dem kräftigen Händedruck trägt, stammt von „Adenauer & Co.“, seiner eigenen Modemarke.

Statt „Keine Experimente“ wie bei seinem Großvater, ist sein Slogan eher „Große Erwartungen“. In einer Zeit, in der viele Modefirmen mit schrumpfenden Umsätzen und auch Pleiten kämpfen, will Ade‧nauer expandieren. Er eröffnet zurzeit eine Filiale nach der anderen. „Bis Mitte dieses Jahres werden wir 25 Läden haben“, erzählt er. „Bis Ende nächsten Jahres werden wir noch etwa zehn Filialen eröffnen.“

Der 55-Jährige hat auf dem Modemarkt, der vor Ware überquillt, eine Marktnische gefunden – im Freizeitmodegeschäft. Er verkauft immer mehr Sweatshirts, T-Shirts, Pullover und Chino-Hosen – und das zum Teil zu Preisen von Premiummarken wie Gant oder Marc O’Polo. Der assoziationsreiche Familienname ist da hilfreich und riskant zugleich. Konrad Adenauer war schon zu Lebzeiten nicht gerade Trendsetter, der „Alte“ ging allenfalls als Homburg-Hutträger in die Modegeschichte ein. Dennoch: Auf der Kleidung, die der Enkel verkauft, prangt ein Anker mit der Zahl 1876, dem Geburtsjahr Konrad Adenauers. „Wir stehen für deutsche, entspannte Strandkultur, Wochenende und deutsche Küste“, beschreibt dagegen Andreas Adenauer seine Markenphilosophie. Er entdeckte schon als Kind in den Sommerferien in Schweden seine Liebe für den Wassersport. Seine Läden gleichen denn auch mehr selbst gebastelten, verwitterten Holzhäusern als den standardisierten Filialen der Modeketten.

Adenauer legt Wert darauf, dass jeder Laden – Strandhaus nennt er sie – etwas anders aussieht. „Ich nehme mir vor der Eröffnung immer zwei Tage Zeit, um die Läden selbst einzurichten, damit sie eine Seele haben“, beschreibt der Modemacher sein spezielles Konzept. Jene zwei Tage schließt er sich ein, hört laut Musik und schiebt Utensilien wie Bojen oder Treibholz hin und her, bis er zufrieden ist.

Faible für Klamotten

Enkel Andreas entdeckte schon früh sein Faible für schöne Klamotten. Der Mittlere von drei Brüdern zieht mit seinem Vater Georg Adenauer und seiner schwedischen Mutter vom Grundstück Konrad Adenauers in Rhöndorf damals ins Eifelstädtchen Schleiden, wo sein Vater als Notar arbeitet.

Bevor er sein BWL-Studium in Köln startet, betreibt er bereits Modeboutiquen in der Eifel. Später verkauft er sie, bricht sein Studium ab, arbeitet als Handelsvertreter und wechselt 1997 zur Modekette Esprit nach Düsseldorf, wo er bis zum US-Chef aufsteigt. Doch es kommt zum Krach mit dem damaligen Vorstandschef. Später arbeitet Ade‧nauer als US-Chef für die Sportmodemarke O’Neill und macht sich als Berater selbstständig.

2012 startet Adenauer noch einmal neu – mit der eigenen Modemarke Adenauer & Co. und dem ersten Laden auf Norderney. 50 Jahre zählt er da, andere denken in dem Alter bereits an den letzten Karriereschritt vor der Rente. Zumindest das spät noch einmal Durchstarten verbindet ihn mit dem Großvater. Der war sogar 73, als er zum Bundeskanzler gewählt wurde.

Andreas gründet seine Modefirma mit zwei Ex-Kollegen von Esprit. Der Start des eigenen Labels ist alles andere als leicht. „Ich habe trotz meiner großen Erfahrung im Modegeschäft im eigenen Unternehmen erlebt, was ich alles noch nicht weiß“, räumt der Mann ein, dem es sonst an Selbstbewusstsein nicht mangelt. Anfangs hatte er im Organisations- und Finanzbereich die größten Probleme. „Das war fast unser Killer“, sagt Adenauer.

Mit seinen Partnern hat er schon rund zwei Millionen ins Unternehmen investiert. Adenauer, der 60 Prozent der Anteile hält, ist aber offen für strategische Investoren, „um noch mehr Geld in die Marke und die Expansion zu investieren“. Er wirbt damit, dass er im vergangenen Jahr einen Umsatz von zehn Millionen Euro erreicht hat und seit 2015 profitabel ist.

Sein Konzept findet in der Branche grundsätzlich Respekt. „Herr Adenauer hat für seine Marke ein ganz klares Profil, das sich besonders in seinen Läden zeigt“, lobt Beate Hölters von der Unternehmensberatung Tailorit aus Düsseldorf. Aber die Marke sei noch „zu wenig bekannt und in Teilen zu wenig modisch, um nachhaltig im Markt zu bestehen“.

Die Zugkraft des Namens

Der Unternehmer, für den die berühmte Abstammung „als Kind und Jugendlicher eine Bürde war“, hofft aber bei Investoren auf die Zugkraft des Namens, der vom geradlinigen Großvater stammt. Schließlich ist Enkel Andreas ein echter Adenauer, auch politisch. Er ist zwar nicht mehr Mitglied der CDU. Denn er findet, dass die Politiker zu wenig sagen, was sie wirklich wissen und was sie wirklich vom Volk fordern. „Ich stehe der Partei aber noch nahe“, versichert er, „und bin ein Fan von Frau Merkel.“

Geschäftlich dürfte es schwierig werden, falls das Wachstum ins Stocken gerät und sich kein strategischer Investor finden sollte. Könnte nicht die Großfamilie Adenauer helfen mit ihren 23 Enkeln, die sich jedes Jahr zu Weihnachten im Haus des Großvaters in Rhöndorf treffen? Immerhin beheimatet die mit den Bauunternehmern Patrick Adenauer und Paul Bauwens-Adenauer bekannte Unternehmerpersönlichkeiten. In der Familie, so hört man, werden die Pläne für das Modelabel zwar positiv zur Kenntnis genommen. Aber eine finanzielle Unterstützung ist kein Thema.

Aus der Ruhe dürfte die Investorensuche den Familienvater aber nicht bringen. In schwierigen Situationen helfe ihm sein Glaube. „Jesus Christus ist das Zentrum meines Lebens, ganz klar“, sagt der Mann, der seine Mails mit „God bless you“ beendet. Ganz der Großvater. Von dem ist die Sentenz „Eine dicke Haut ist ein Geschenk Gottes“ überliefert.

Startseite
0 Kommentare zu "Modeunternehmer Andreas Adenauer: Großer Name, große Erwartungen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%