Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Nach dem Middelhoff-Urteil Warum mächtige Menschen sich selbst überschätzen

Macht verleitet manch einen zum Größenwahn. Das ist nicht nur Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff zum Verhängnis geworden. Wo die Gründe liegen und wie sich Manager vor Selbstüberschätzung schützen können.
18.11.2014 - 10:21 Uhr 10 Kommentare
Thomas Middelhoff: Ein Fall von Größenwahn? Quelle: dpa

Thomas Middelhoff: Ein Fall von Größenwahn?

(Foto: dpa)

Düsseldorf Ein Manager macht Karriere, verdient viel Geld, erlangt Ruhm und Macht – und landet plötzlich im Gefängnis. Die deutsche Wirtschaftsszenerie bietet in letzter Zeit reichlich Stoff in diesem Genre. Erst Uli Hoeneß, jetzt also Thomas Middelhoff.

Der Prozess gegen den früheren Arcandor-Chef hat gezeigt, wie tief Wirtschaftsbosse stürzen können, wenn sie Opfer ihrer selbst werden. Wenn Sie Größenwahn verfallen sind. Psychologen und Persönlichkeitstrainer sehen bei diesem Phänomen besonders eine Spezies gefährdet: Menschen mit Macht, Erfolg und Charisma. Menschen, die das haben, was auch Thomas Middelhoff lange Zeit besaß.  

Für Psychologin und Buchautorin Bärbel Wardetzki ist der gefallene Manager „die fast lehrbuchartige Form einer narzisstischen Persönlichkeit“. Menschen wie Middelhoff, sagt Wardetzki im Gespräch mit Handelsblatt Online, „faken die Welt so, dass sie ihren Vorstellungen entspricht. Sie würden sich niemals selbst infrage stellen – schuld sind immer die anderen.“

Es war die Verkennung der eigenen Fehlbarkeit, mit der sich auch Middelhoff in seinem Prozess ins Abseits manövrierte. Der frühere Top-Manager sah sich selbst eher als Opfer. Der Prozess um die Nutzung von Hubschraubern und Privatjets, in dem er angeklagt war, schien für ihn eine Posse zu sein. Was er getan habe, sei „gelebte Praxis in Großkonzernen“ und „zum Wohle des Unternehmens“ geschehen, hatte Middelhoff stets betont. Bis zum Schluss war er sich keines Fehlverhaltens bewusst.

Als Uli Hoeneß auf der Anklagebank saß, war am Ende Reue zu spüren. Middelhoff verkörperte vor allem eins: Trotz und Uneinsichtigkeit. Das ist der Punkt, in dem sich die verurteilten Manager fundamental unterscheiden.

Für Middelhoffs Selbstüberschätzung ist vermutlich seine eigene Persönlichkeit verantwortlich. So sieht es der Frankfurter Psychiater und Psychotherapeut Hansjörg Becker: „Middelhoff war ein Erfolgsmensch“, sagt er im Gespräch mit Handelsblatt Online. „Vieles von dem, was er gemacht hat, hat funktioniert. In dieser Position kann man Gefahr laufen, die Folgen des eigenen Tuns nicht mehr abschätzten zu können.“

„Menschen wie Middelhoff erkennen keine Grenzen an“
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Nach dem Middelhoff-Urteil - Warum mächtige Menschen sich selbst überschätzen
10 Kommentare zu "Nach dem Middelhoff-Urteil: Warum mächtige Menschen sich selbst überschätzen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Stimmt und stimmt nicht! Auch kontroverse Forscher/Autoren können, auch wenn nur in Teilen, hier, zur einer Diskussion beitragen. Was nicht geht ist, daß die Deutungshoheit nur einer Meinungsgruppe gehört! Die Erforschung/Diskussion der praktizierten Amoralität in vielen Chefetagen hat, auch, stark, mit dem Geldsystem (FIAT Money) zu tun, welche Herkunft und historischer Einfluss und Auswirkung nicht genügend hinterfragt wird, insbesondere durch die, die davon am meisten profitieren. Wichtig wäre, dass die Diskussion, an sich, profitabel wird und dann sind solche Bedenken sehr relativ.

  • Diese "Mächtigen" brauchen IMMER äußere Grenzen. Duldung, Schweigen, Resignation, Angst und zulassen von solchen Handlungen gibt es in fast jeder Hierarchiestufe.
    Zu finden ist dies nicht nur in der freien Wirtschaft sondern in besonderem Maße in Kirchen, öffentlichen Verwaltungen und in der Politik.
    Es gibt immer MEHRERE die wegsehen, weil mit vermeintlich Besserem "aufgewogen" wird......
    Ca. 70% ALLER Beschäftigten in Deutschland haben lt. Studie innerlich gekündigt und die gemeldete Zahl psychischer Erkrankungen hat und nimmt immer noch extrem zu. -Warum wohl?
    Nicht nur Belegschaft, Aufsichtsräte und Betriebsräte sind hier gefordert, es muss gesetzlich, leicht einklagbare Regeln für Fehlverhalten und psychischer Körperverletzung von Mächtigen geben!
    Hinweisgeber (Whistleblower) werden tatsächlich nicht ernstgenommen oder ihnen drohen Repressalien was oft mit Angst oder Entlassung endet. (gerade auch in Deutschland!)
    Seht hin! -Sagt es laut! Sucht Verbündete! Kämpft! -Und lasst euch nicht abwimmeln oder entmutigen! Diese „Art“ von Mächtigen will keiner und braucht KEINER!

  • Es ist bedauerlich, dass hier ein Kommentar abgedruckt wurde, in dem Mathilde Ludendorff zitiert wird, die bekanntermaßen Antisemitin war und im 3. Reich eine sehr unrühmliche Rolle gespielt hat!

  • Die beschriebene Neigung zur Selbstüberschätzung bei manchen Entscheidungsträgern in der Wirtschaft sowie in der Politik dürfte im wesentlichen auf folgende Faktoren zurückzuführen sein:
    1. Auf die fehlende Bereitschaft eigene Fehler einzugestehen. Obwohl jeder Entscheider im Laufe seiner Karriere Fehler macht, aus denen er wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen schöpft, wird deren Eingeständnis bisweilen als Schwäche ausgelegt. Gereifte Führungskräfte benötigen die Stärke, zu ihren Fehlern zu stehen.
    2. Die heute überwiegend anzutreffende Fokussierung auf kurzfristige Effekte geht zu Lasten der Honorierung langfristiger und nachhaltiger Erfolge. Daß der Begriff der Nachhaltigkeit geradezu inflationär benutzt wird, bestätigt nur das angesprochene Defizit.
    3. Solche Entscheidungsträger, die frei von jedem Hauch eines Selbstzweifels sowie einem vernünftigen Maß an Demut sind ( auch wenn der Begriff als altbacken erscheint ) umgeben sich überwiegend mit Mitarbeitern, die nur als Echo zur Bestätigung der eigenen - unfehlbaren - Meinung dienen.
    Wenn es dann am Ende zu eklatanten Fehlleistungen kommt, kann das nicht mehr überraschen.

  • Man sollte, vielmehr Frau Merkel und die Politschauspieler auf diesen Artikel aufmerksam machen!
    Zu dem Thema hat Dr. Mathilde Ludendorff referiert: Moralisch verwesende Völker!

  • Eines haben diese "Wundermänner" gemeinsam ... eine mittlere Schizophrenie u. einen unfähigen Aufsichtsrat.

  • "Bedenke, daß Du sterblich bist" wurden den römischen Imperatoren während des Triumphzuges soufliert, den Rom ihren Siegern bescherte.
    "Bdenke, daß Du fehlbar bist", sollte der Manager jeden Tag einmal gesagt bekommen.

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette: „Kommentare sind keine Werbeflächen“ http://www.handelsblatt.com/netiquette

  • natürlich pathologischer Geltungsdrang...

  • Um es auf den Punkt zu bringen ein Zitat von Einstein: “Das Problem dieser Welt ist dass Geniale Menschen voller Selbstzweifel sind. Nichtskönner, Blender und Scharlatane Selbstzweifel (oder besser Schamgefühl) nicht kennen.”
    Unsere Welt krankt daran dass die Entscheidungsgewalt nach den Aufbaujahren an die Erbengemeinschaft (Schickedanz) über gegangen ist. Diese in ihrer Unfähigkeit (Geld und Macht vererbt man, Talent nicht unbedingt) , gepaart mit Verlegenheit, Gier und auch Minderwertigkeitskomplexen, denen folgen die ihnen die größten Luftschlösser bauen. Grosse Talente werden gesnobt nicht nur weil sich die Entscheidungsträger und ihrem eigenen Neidgefühlen leiten lassen sondern auf weil die Selbigen ein Spiegelbild ihrer Minderwertigkeit herüber bringen. Wer kein Talent hat wird sich vor allem dem gegenüber der es hat darüber bewusst.
    Zu den Scharlatanen ist zu sagen dass sie in ihrem Schaffen in genannten Zeitabschnitten natürlich (unberechtigten und nicht auf Leistung beruhenden sondern nur auf Schönrederei) Erfolg haben, daraus resultierend sich unfehlbar glauben (da ihre auf fehlenden Respekt beruhende Manipulation ja Früchte trägt) und somit die Übersicht für die Realität verlieren. Zum Verhängnis wird ihnen am Ende aber auch ihr, aus ihrer Position der Nichtwertigkeit resultierender, photologischer Geltungsdrang, der sie immer unvorsichtiger werden lässt.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%