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Nach Führungschaos Bahn-Chef Lutz komplettiert seinen Vorstand

Monatelang herrschte Chaos um die Besetzung offener Vorstandsposten bei der Deutschen Bahn. Jetzt hat sich der Aufsichtsrat auf Sabina Jeschke, Alexander Doll und Martin Seiler als neue Topmanager verständigt.
10.11.2017 - 12:35 Uhr Kommentieren
Bahnchef Richard Lutz (Mitte), mit den Vorständen Berthold Huber (links) und Ronald Pofalla: Der Staatskonzern komplettiert seinen Vorstand. Quelle: AFP
Bahnvorstand

Bahnchef Richard Lutz (Mitte), mit den Vorständen Berthold Huber (links) und Ronald Pofalla: Der Staatskonzern komplettiert seinen Vorstand.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Im Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin, Zentrale des größten deutschen Staatskonzerns, wird schon seit Monaten umgebaut, renoviert und eingerichtet. Der vierköpfige Rumpfvorstand erwartet Verstärkung. Dringend. Doch der 20-köpfige Aufsichtsrat ließ sich Zeit, vertagte sich wegen Meinungsverschiedenheiten mehrfach. Ein Kandidat gab entnervt auf.

Am Freitag endlich der Beschluss: Die 49 Jahre alte Maschinenbauprofessorin Sabina Jeschke wird Digital- und Technikvorständin. Der Telekommanager Martin Seiler (54) folgt dem noch amtierenden Personalchef Ulrich Weber (67) nach. Beide Kandidaten waren eigentlich schon im Oktober  gesetzt. Sie mussten aber warten, weil es Streit um den dritten Posten, den Logistikchef gab.

Der ursprüngliche Wunschkandidat Jürgen Wilder gab daraufhin auf. In letzter Minute springt nun der 47jährige Investmentbanker Alexander Doll ein. Er übernimmt die neu geschaffene Position des Güterverkehrs- und Logistikvorstands.

Mit diesen Kontrolleuren hat sich Ex-Bahnchef Grube überworfen
Utz-Hellmuth Felcht
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Seit 2010 ist Utz-Hellmuth Felcht Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn. Damals berief ihn die schwarz-gelbe Bundesregierung auf den Chefposten im obersten Kontrollgremium. Der studierte Physiker galt lange als Vertrauter von Ex-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Wie bei Rüdiger Grube verlief auch seine Vertragsverlängerung ziemlich holprig. Als Alexander Dobrindt (CSU) das Verkehrsressort übernahm, war die Fortsetzung seines Vertrag alles andere als selbstverständlich. Doch letztlich setzte sich Felcht als AR-Chef durch. Anders Rüdiger Grube. Der Bahnchef schmiss seinen Job hin, weil sich der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn seiner Meinung nach nicht an Absprachen gehalten haben soll. Grube wollte seinen Ende 2017 auslaufenden Vertrag eigentlich noch um weitere drei Jahre verlängern, der Aufsichtsrat bot ihm aber nur zwei Jahre. Verärgert zog sich Grube nun zurück.

(Foto: Reuters)
Alexander Kirchner
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Kirchner ist stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Darüber hinaus steht er der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vor. Als Gewerkschafter ist er darin geübt, Streit zu schlichten, zum Beispiel im Bahn-Tarifstreit im Jahr 2007. Doch zwischen Rüdiger Grube und dem Aufsichtsrat konnte wohl auch Kirchner am Ende nicht mehr vermitteln.

(Foto: dpa)
Michael Frenzel
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Der frühere Tui-Chef Michael Frenzel ist ebenfalls Mitglied im obersten Kontrollgremium der Deutschen Bahn. Zudem ist er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft. In der Vergangenheit gehörte er auch schon anderen Aufsichtsräten an, etwa bei Volkswagen und der Nord LB. Er steht der SPD bis heute nahe.

(Foto: Reuters)
Jürgen Großmann
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Jürgen Großmann gilt als Schwergewicht der deutschen Wirtschaft. Von 2007 bis 2012 war er Chef des Energieriesen RWE. Der Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding gehört derzeit auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn an. Großmann zählt immer noch zu den Top 100 der reichsten Deutschen. Einem Ranking des Manager Magazins zufolge betrug sein Vermögen im Jahr 2008 rund 1,35 Milliarden Euro. Während er für seinen Einsatz zur Sicherung des Stahlstandorts Georgsmarienhütte mit dem Courage-Preis ausgezeichnet worden ist, gibt es auch Kritik an der Arbeit des Bundesverdienstkreuzträgers 1. Klasse. Der Naturschutzbund Deutschland zeichnete ihn 2010 mit dem Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres Jahres“ aus, weil er sich für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken eingesetzt hat.

(Foto: dpa)
Ingrid Hengster
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Die Managerin Ingrid Hengster ist seit 2014 im Vorstand der KfW. Darüber hinaus ist sie Mitglied des obersten Kontrollgremiums der Deutschen Bahn. Die erfolgreiche Bankerin aus Österreich sitzt auch im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp. Mit dem Jahrgang 1961 zählt die Mutter eines Sohnes zu den jüngsten Mitgliedern des Bahn-Aufsichtsrats.

(Foto: Imago)
Jürgen Krumnow
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Der ehemalige Tui-Aufsichtsratschef und Controlling-Chef der Deutschen Bank Jürgen Krumnow kennt das Manager-Dasein. Ebenso wie nun Rüdiger Grube verabschiedete er sich vorzeitig bei der Deutschen Bank. Sein Vertrag wurde dort 1999 nicht verlängert, weil ihn Vorstandskollegen schlicht für überfordert hielten. Dabei arbeitete er mehr als 30 Jahre für Deutschlands größtes Geldhaus. Auch vom Posten des Tui-Aufsichtsratschef verabschiedet er sich 2009 früher als gedacht.

(Foto: picture alliance)
Johannes Schmalzl
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Der Ministerialdirektor im Bundesministerium der Finanzen gehört ebenfalls dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn an. Der FDP-Politiker wurde 2011 für den Posten des Generalbundesanwaltes vorgeschlagen, nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem brandenburgischen Generalstaatsanwalt Erardo Cristoforo Rautenberg zog er seine Kandidatur zurück.

(Foto: dpa)

Zum  Abschluss der Aufsichtsratssitzung erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Utz-Hellmuth Felcht: „Die heutigen Personalentscheidungen sind eine wichtige Weichenstellung für die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens, um die großen Herausforderungen bei den Themen Digitalisierung, Personal, Güterverkehr und Logistik zu meistern.“

Zweimal hatte Felcht Anlauf genommen, die vakanten Posten zu besetzen. Beide Versuche, neue Vorstände für die Deutsche Bahn zu finden, waren gescheitert. Der Grund: Der Chefaufseher bekam keine Mehrheiten zusammen. Mal grätschte die SPD mit ihrem Wunsch nach mehr Frauen in die Personalauswahl. Mal blockierten die Arbeitnehmer den Logistikkandidaten

Der Bahnvorstand wächst nun auf sechs Köpfe, wobei zwei der Posten, Digitales und Logistik, ausdrücklich Wunsch des ehemaligen Verkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU) waren. Dobrindt drängte die Bahn schon seit langem, mehr für die Digitalisierung zu tun.

Die promovierte Physikerin Sabina Jeschke kommt von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, an der sie seit über acht Jahren forscht und lehrt.

An der Fakultät für Maschinenwesen ist sie Direktorin des interdisziplinären Cybernetics Lab, das sich mit dem Einsatz von Informatik und Digitalisierungstechnologien in den Ingenieurwissenschaften befasst. Zu ihren Schwerpunkten gehören die Bereiche „Verkehr und Mobilität“, „Internet der Dinge“, „Robotik und Automatisierungstechnik“ und „künstliche Intelligenz“. Jeschke startet umgehend bei der Bahn. Ihr Büro ist schon eingerichtet.

Der neue Logistikchef  Doll tritt voraussichtlich erst im kommenden Jahr an. Doll ist seit 2013 Deutschlandchef der Investmentbank Barclays  in Frankfurt. Der Diplom-Betriebswirt und gelernte Bankkaufmann arbeitete zuvor bei verschiedenen Banken.

Das sind die größten Baustellen der Bahn
Fernverkehr
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Erst vor wenigen Tagen hat die Bahn den neuen ICE 4 vorgestellt – und sich im Fernverkehr Einiges vorgenommen. Um 25 Prozent soll das Angebot bis 2030 ausgebaut, fünfzig Millionen neue Fahrgäste gewonnen werden. Tatsächlich schafft es die Bahn mit ihrer Preisoffensive, etwa mit den 19-Euro-Tickets, mehr Fahrgäste in die Züge zu locken. Aber die Rendite leidet.

(Foto: dpa)
Güterverkehr
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Der Güterverkehr der Bahn ist ein Sanierungsfall. Zwar verbesserte sich das Ergebnis von DB Cargo im ersten Halbjahr 2016, aber die Sparte ist defizitär– und das schon seit Jahren. Zwischen 2007 und 2015 stagnierte die Verkehrsleistung, und das in einer boomenden Wirtschaft. Private Anbieter, auch auf der Straße, machen der Bahn zunehmend Konkurrenz.

(Foto: dpa)
Pünktlichkeit
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174,63 Millionen Minuten haben die Personen- und Güterzüge der Bahn 2015 an Verspätungen eingefahren. Hauptursache ist die wachsende Zahl von Baustellen. Zwar schneidet die Bahn im ersten Halbjahr 2016 besser ab. Aber: Das Bemühen um pünktliche Züge ist laut Bahnchef Grube „mit großen Kraftanstrengungen verbunden“.

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Infrastruktur
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Die Bahn investiert viel Geld in die Infrastruktur: Gut 5,2 Milliarden Euro flossen 2015 etwa in die Instandhaltung von Schienenwegen und Brücken. Doch es hapert bei der Koordinierung der vielen Baustellen. Und so verursacht die von Konzernchef Grube gefeierte „größte Modernisierungsoffensive in der Bahn-Geschichte“ vor allem eines: Verspätungen.

(Foto: dpa)
Privatisierung
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Die Bahn braucht Geld, um den Schuldenanstieg zu bremsen. Geplant war deshalb ein Verkauf von maximal 40 Prozent der britischen Tochter Arriva und des Transport- und Logistikkonzerns DB Schenker. Arriva sollte im zweiten Quartal 2017 an der Londoner Börse starten, Schenker danach in Frankfurt. Doch die Pläne sind jetzt vom Tisch.

(Foto: picture alliance/dpa)
Stuttgart 21
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Bahnchef Grube feierte kürzlich die Grundsteinlegung für den Stuttgarter Tiefbahnhof, aber das Großprojekt bleibt umstritten. Beim Volksentscheid 2011 war noch von 4,5 Milliarden Euro Kosten die Rede. Der Bundesrechnungshof hält nun offenbar zehn Milliarden Euro für möglich, Grube selbst spricht von 6,5 Milliarden Euro.

(Foto: AFP)

In diesen Jahren hat er immer wieder mit Transaktionen im Transport- und Logistikgeschäft verantwortet. Doll hatte aber auch 2009 die Bahn beim Kauf der britischen Verkehrsgesellschaft Arriva  beraten. Bahnchef Richard Lutz und Doll kennen sich seit mehr als zehn Jahren.

Martin Seiler wechselt von der Telekom Deutschland zur Bahn. Seine Wahl geht auf einen Vorschlag der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zurück. Bei der Telekom ist er seit Juni 2015 Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor und für 70 000 Mitarbeiter verantwortlich, demnächst für 320 000. Seine berufliche Laufbahn begann Seiler 1980 bei der Deutschen Post in Baden-Baden. Nach 15  Jahren Betriebsrats- und Gewerkschaftstätigkeit  zog  Seiler 2003 ins Management der Post ein. Seit 2010 ist er Human Ressource-Direktor bei der Deutschen Telekom. Seiler startet bei der Bahn am 1. Januar 2018 und löst dann den langjährigen Personalchef Weber ab.

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