Nachhaltigkeit Coty stellt künftig Parfüms aus recycelten Abgasen her

Die neue Chefin des weltgrößten Duftkonzerns Coty setzt auf nachhaltige Innovationen.
Düsseldorf Industrieabgase und wohlriechende Parfüms – diese krassen Gegensätze finden nun zusammen: Der weltgrößte Dufthersteller Coty wird künftig für seine Parfüms nachhaltigen Alkohol verwenden, der mit Kohlenstoff aus Industrieemissionen hergestellt wird.
Coty arbeitet hier mit der Firma Lanza Tech zusammen. Das US-Biotech-Unternehmen hat eine Technologie zur Gasfermentation entwickelt. Dabei wird Alkohol mithilfe von speziellen Mikroben aus kohlenmonoxid- und wasserstoffhaltigen Restgasen hergestellt. Solche Gase entstehen etwa bei der Stahlproduktion.
Das nachhaltige Ethanol soll bis 2023 bei der Herstellung eines Großteils der Coty-Parfüms zum Einsatz kommen. Coty stellt weltbekannte Duftmarken wie Hugo Boss, Calvin Klein oder Burberry her.
„Ethanol ist die Nummer eins unter den Inhaltsstoffen, die für die Duftstoffkategorie eingekauft werden“, erklärt Sue Y. Nabi, seit September neue CEO von Coty. „Die Verbraucher von heute verlangen zu Recht, dass ihre Lieblingsmarken ihr Engagement für Nachhaltigkeit teilen.“ Im Laufe der Zeit werde die Partnerschaft mit Lanza Tech die Umweltauswirkungen von Coty-Produkten erheblich reduzieren.
Zwei Jahre lang haben Wissenschaftler von Coty mit Lanza Tech und Produktionspartnern in diesem Bereich bereits zusammengearbeitet. Es gelang ihnen, ein hochreines, nachhaltiges Ethanol zu entwickeln, das für die Verwendung in Düften geeignet ist.
Wasser- und Landverbrauch werden reduziert
Bisher enthalten die Düfte von Coty Ethanol, das aus natürlichen Rohstoffen gewonnen wird – darunter Zuckerrohr und Zuckerrüben. Diese benötigen allerdings Land, Wasser und Düngemittel. Das neue nachhaltige Ethanol aus der Kohlenstoffabscheidung verbraucht laut Coty nahezu kein Wasser und reduziert den Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen, was wiederum die Artenvielfalt unterstützt.

Coty ist der größte Dufthersteller der Welt und will seine Parfüms nachhaltiger produzieren.
Jennifer Holmgren, CEO von Lanza Tech, betont: „Die Bewältigung des Klimaproblems erfordert eine Zusammenarbeit über verschiedene Bereiche hinweg. Dieses Projekt veranschaulicht unsere Vision einer Zukunft, in der smart mit Kohlenstoff umgegangen wird.“
2018 investierte BASF Venture Capital in die Biotech-Firma mit heute 200 Mitarbeitern. „Lanza Tech bietet eine erfolgversprechende Technologie, welche die Verwertung bisher ungenutzter industrieller Rest- und Abfallströme ermöglicht“, sagte damals Markus Solibieda, Geschäftsführer von BASF Venture Capital.
Coty machte im Geschäftsjahr 2019/20 (bis Ende Juni) 6,7 Milliarden Dollar Umsatz. Im September übernahm Ex-L’Oréal-Managerin Sue Nabi den Chefposten, um das verschuldete Unternehmen zu sanieren. Bis 2030 will Coty seine CO2-Emissionen um 30 Prozent reduzieren. Die Politik macht Druck: Die EU hat mit ihrem Green Deal klimaneutrales Wirtschaften bis 2050 ausgerufen.
Auch andere Kosmetikhersteller forcieren ihre Bemühungen bei klimafreundlicheren Produkten: L’Oréal will in Kooperation mit Lanza Tech und Total bis 2024 Shampooflaschen aus nachhaltigem Polypropylen herstellen. Der Kunststoff wird ebenfalls aus Industrieabgasen gewonnen.
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