Nachlassender Golftrend belastet Sportausrüster Schlag ins Wasser

Sportausrüster wie Adidas überdenken ihr Golf-Engagement.
München Hinterher sind alle schlauer. Auch Antje Elle und Baldovino Mattiazzo. Heute weiß das Unternehmerehepaar, dass es sich besser an den alten Spruch vom Schuster gehalten hätte, der bei seinen Leisten bleiben soll.
Vor ein paar Wochen mussten die beiden Gründer des Münchener Golfausrüsters Duca del Cosma Insolvenz anmelden. Dabei lief das Geschäft der Firma, die sie 2003 ins Leben gerufen hatten, jahrelang glänzend. Designer Mattiazzo brachte erfolgreich Golfschuhe in die Läden, bei denen er auf die bis dahin üblichen Nägel an der Sohle verzichtete, die sogenannten Spikes. Die Schuhe boten mit ihren neuartigen Plastiknoppen trotzdem einen guten Stand auf dem Rasen und fanden daher schnell einen Platz in den Golfshops. „Wir hatten lange eine Alleinstellung“, erinnert sich der Kreative. Mit der Zeit aber wollten er und seine deutsche Frau mehr, ihr kleiner Betrieb wurde zum Komplettausstatter: Zu den Schuhen kamen Bekleidungskollektionen und Accessoires, also Golftaschen, Handschuhe oder Socken.
Eine vielversprechende Strategie, wäre der Golfmarkt in den vergangenen Jahren nicht eingebrochen – und die Umsätze von Duca del Cosma ebenso. Von fünf Millionen Euro im Spitzenjahr 2011 ging es runter auf nur noch gut drei Millionen vergangenes Jahr. Zuletzt hat das Ehepaar deshalb versucht, neue Umsatzquellen zu erschließen und sein Know-how für eine neue Kollektion sportlicher Straßenschuhe einzusetzen – zu spät, im Sommer ging das Geld aus.
Umsätze brechen reihenweise weg
Antje Elle und Baldovino Mattiazzo sind nicht die Einzigen, die sich mit dem Golfgeschäft völlig verschätzt haben. Selbst Branchenführer Adidas ist auf die Nase gefallen. Vergangenes Jahr sank der Umsatz der Golfsparte um fast 30 Prozent auf gut 900 Millionen Euro. Und 2015 läuft es nicht viel besser: Im zweiten Quartal sind die Erlöse der in Kalifornien ansässigen Sparte erneut um mehr als ein Viertel geschrumpft. Vorstandschef Herbert Hainer hat inzwischen keine Lust mehr auf die Verluste und deshalb die New Yorker Investmentbank Guggenheim beauftragt, Käufer zu finden – zumindest für einzelne Teile der Sparte. „Wir schauen uns alle Optionen an“, sagte Hainer jüngst.

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Ob Mittelständler oder Sportartikelgigant: Alle Anbieter haben zu kämpfen. Selbst der größte Sportkonzern der Welt, Nike, tut sich schwer. Der gesamte Konzern ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um zehn Prozent gewachsen, die Golfsparte hingegen meldete zwei Prozent weniger Umsatz.
In Deutschland ist Golf schon immer eine Freizeitbeschäftigung einiger weniger gewesen, und daran ändert sich auch nichts: Vergangenes Jahr registrierte der Deutsche Golf-Verband ein mageres Mitgliederplus von 0,2 Prozent auf knapp 640.000. Nicht einmal ein Prozent der Deutschen spielt somit Golf. „Golf ist und wird kein Volkssport“, sagt der Unternehmensberater Franz Schmid-Preissler. Besonders misslich: Es gibt immer weniger Nachwuchs. 2010 registrierte der Verband noch knapp 53.000 Spieler bis 18 Jahre. Vergangenes Jahr waren es nur gut 47.000.
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