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Nahrungsmittel Nestlé-Chef dämpft Hoffnungen auf großen Wandel

Der Ex-Fresenius-Chef Mark Schneider hat mit seinem Wechsel in die Schweiz Spekulationen ausgelöst, der Nestlé-Konzern werde sein Portfolio radikal ändern. Dem tritt der Manager nun in einem Interview entgegen.
20.07.2017 - 13:55 Uhr Kommentieren
Nahrungsmittel bleiben das Kerngeschäft – das stellt der Nestlé-Chef in einem Interview klar. Quelle: dpa
Mark Schneider

Nahrungsmittel bleiben das Kerngeschäft – das stellt der Nestlé-Chef in einem Interview klar.

(Foto: dpa)

Hamburg Der neue Nestlé-Chef Mark Schneider kommt vom Medizintechniker Fresenius. Das hat bei Anlegern Hoffnung auf einen deutlichen Umbau des weltgrößten Lebensmittel-Produzenten in Richtung gewinnträchtiger Gesundheitsprodukte geweckt: personalisierte Nahrung statt Kitkat, Seniorenkost statt Nescafe. Doch jetzt dämpft Schneider selbst die Euphorie.

„Es ist mir wichtig, diese Spekulationen zurechtzurücken. Nestlé erzielt 95 Prozent seines Umsatzes mit Nahrungsmitteln und Getränken, das Health-Care-Business trägt nur rund fünf Prozent bei“, sagte der Manager in einem Interview mit dem „Manager Magazin.“ „Natürlich hat dieser Bereich Potenzial. Und wir werden die Angebotspalette um Produkte erweitern, die wir vor allem über Apotheken und Drogerien verkaufen“, sagte er. „Aber es wäre keine vernünftige Strategie, mit diesen fünf Prozent etwas in Aussicht zu stellen, das die übrigen 95 Prozent überstrahlt.“

Stattdessen will Schneider mit angestammten Geschäften das Wachstum der Schweizer vorantreiben. „Wir haben vier Wachstumsbereiche definiert. Bei Kaffee, Tierfutter, Babynahrung und Wasser sehe ich beste Chancen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge“, sagte er der Zeitschrift.

Das bedeute aber nicht, dass der Konzern sich schnell von großen Teilen des Geschäfts trennen wolle. „Wir betreiben hier kein Stock-Trading, indem wir langsam wachsende Segmente verkaufen und in schnell wachsenden zukaufen“, so Schneider weiter. Stattdessen müssten „Underperformer aggressiv auf Kurs“ gebracht werden, forderte der 51-Jährige. Zuvor war der Nahrungsmittelriese beim Wachstum hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben – etwa in den Schwellenländern. In Indien drückte zudem ein Skandal um Maggi-Nudeln aufs Image.

Keine dringende Notwendigkeit sieht er für einen raschen Verkauf der 23-Prozent-Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern L'Oreal. Nestlé sei mit seinem Engagement über mehr als 40 Jahre „ausgesprochen gut gefahren“, sagte Schneider weiter. Zuvor hatte der aktivistische Investor Third Point um den Hedgefondsmanager Daniel Loeb unter anderem einen Verkauf des Anteils gefordert. Loeb stieg Ende Juni mit 3,3 Milliarden Franken bei Nestlé ein.

Das ist das Marken-Imperium von Nestlé
Die Gründung
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1866 gründete Henri Nestlé, ein Schweizer Apotheker deutscher Herkunft, die Farine Lactée Henri Nestlé lk.A.. Als Logo wählte er sein eigenes Familienwappen, den Vogel bei der Brutpflege – Nestlé bedeutet im Schwäbischen „kleines Nest“. Unternehmensname und -logo blieben in der gesamten Firmengeschichte, über alle Fusionen und Zukäufe hinweg, unverändert.

(Foto: dpa)
Säuglingsnahrung
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1867 erfand Nestlé ein Verfahren, um ein lösliches Milchpulver herzustellen, welches als Muttermilchersatz verwendet werden konnte. Der Vertrieb als „Nestle's Kindermehl“ lief an. Dem Geschäft mit Säuglingsnahrung bleibt der Konzern bis heute treu: 2007 übernahm Nestlé für 5,5 Milliarden US-Dollar den US-amerikanischen Kindernahrungshersteller Gerber vom Pharmakonzern Novartis. Damit stieg Nestlé im Bereich Säuglingsnahrung vom Marktführer in den USA auch zur weltweiten Nummer eins auf.

(Foto: Wikipedia Gemeinfrei)
Milchprodukte
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Auch das Geschäft mit Milchprodukten begleitet Nestlé bis heute. Die erste Übernahme war 1898 ein Milchpulverwerk in Norwegen, 1905 fusionierte Nestlé mit der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Zum Jahresende 2006 begann Nestlé ein Joint Venture mit dem französischen Milchkonzern Lactatis, Hersteller von Marken wie Le Président. Nestlé behauptete sich durch diesen Schachzug als Nummer eins der weltweiten Milchindustrie.

(Foto: AFP)
Kaffee und andere Getränke
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Ein weiterer Durchbruch gelang Nestlé 1938: Das Unternehmen erfand ein Verfahren zur industriellen Herstellung löslichen Kaffees und begann diesen unter der Marke Nescafé zu vertreiben. Der Vertrieb der seit 2010 boomenden Kaffeekapseln und Kapselmaschinen fällt dem innerhalb des Nestlé-Konzerns eigenständig agierenden Unternehmen Nespresso zu. Das Geschäft mit „Getränken in flüssiger und Pulverform“ macht heute den größten Anteil am Unternehmensumsatz Nestlés aus. Das Gemeinschaftsunternehmen Beverage Partners Worldwide (BPW) mit Coca-Cola ist für den Vertrieb von Tee-Getränken mit Fokus auf Europa und Kanada zuständig.

(Foto: dpa)
Kritik an Nespresso
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Die NGO Solidar Suisse kritisierte Nespresso 2011 dafür, als größter Kaffeehändler der Welt keinen fair gehandelten Kaffee anzubieten und parodierte die populären Werbevideos mit George Clooney. Nespresso wies die Vorwürfe zurück.

(Foto: dpa)
Cerealien
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Mit dem US-Lebensmittelhersteller General Mills gründete Nestlé in den 1990er-Jahren das 50/50-Joint-Venture Cereal Partners Worldwide (CPW). Das Gemeinschaftsunternehmen bedient den Markt für Frühstücksgetreideprodukte außerhalb der USA.

(Foto: Reuters)
Fertigprodukte
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1947 fusionierte Nestlé mit der Maggi AG. Neben Brühwürfeln und Flüssigwürze werden unter dem Namen Maggi bis heute vor allem Instantsuppen- und Gerichte vertrieben. Andere bekannte Nestlé-Marken der Fertigsparte sind beispielsweise der Nudelproduzent Buitoni und die Öl- und Soßenmarke Thomy.

(Foto: Reuters)

Nur zwei Tage später verkündete Nestlé in einer verdrucksten Mitteilung ein Aktien-Rückkaufprogramm über 20 Milliarden Franken und überraschte so selbst groß denkende Analysten. Schneider will nun den naheliegenden Eindruck verwischen, das sei eine direkte Reaktion auf Loebs Angriff. Es sei offensichtlich, dass „sich der Verwaltungsrat bereits seit einiger Zeit mit unserer Wachstumsstrategie und unserer Bilanzstruktur beschäftigt“ habe, argumentierte Schneider.

Der 51-Jährige hatte kurz nach Amtsantritt das Wachstumsziel für die Jahre 2017 bis 2019 auf zwei bis vier Prozent gesenkt – von zuvor fünf Prozent. Für die Jahre ab 2020 hat er mittlere einstellige Wachstumsraten als Ziel ausgerufen. Nestlé machte 2016 einen Umsatz von 89,5 Milliarden Franken. Auf neuen Schwung nach dem Führungswechsel im Frühjahr, als der bisherige CEO Paul Bulcke Chairman wurde und Schneider übernahm, setzt nun auch Finanzinvestor Loeb.

  • cuk
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