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Nahrungsmittelkonzern Druck von Investoren: Emmanuel Faber muss alle Posten bei Danone abgeben

Der umstrittene Manager hatte bereits seinen Abgang als Vorstandschef angekündigt, wollte aber weiter den Verwaltungsrat leiten. Daraus wird nun nichts.
15.03.2021 Update: 15.03.2021 - 14:12 Uhr Kommentieren
Investoren hatten dem Danone-Chef vor allem die unzureichende Aktienkursentwicklung, die schleppende Umsatzentwicklung und einen zu strengen Sparkurs beim Marketing vorgeworfen. Quelle: AFP
Emmanuel Faber

Investoren hatten dem Danone-Chef vor allem die unzureichende Aktienkursentwicklung, die schleppende Umsatzentwicklung und einen zu strengen Sparkurs beim Marketing vorgeworfen.

(Foto: AFP)

Paris Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone hat am Montag eine komplett neue Unternehmensführung vorgestellt. Der frühere Chef Emmanuel Faber verliert nach der operativen Führung nun auch den Vorsitz des Verwaltungsrats. Die Aktie des Wasser- und Milchprodukteherstellers legte am Montagmorgen stark zu, nachdem bekannt wurde, dass der Verwaltungsrat den 57-Jährigen in einer Sondersitzung am Sonntagabend abgelöst und durch Gilles Schnepp ersetzt hatte. Vor zwei Wochen musste Faber bereits den Posten als CEO abgeben, sollte aber selbst einen Nachfolger suchen.

Schnepp ist erst seit 2020 im Danone-Verwaltungsrat und war vorher Chefaufseher des Elektroartikel-Herstellers Legrand. Neben der Berufung des 62-Jährigen zum Verwaltungsratsvorsitzenden wurde Véronique Penchienati-Bosetta zur Interims-CEO ernannt.

Die seit 20 Jahren bei Danone tätige Französin war im November 2020 zur Chief Executive Officer International befördert worden. Sie hat in verschiedenen Sparten des Unternehmens gearbeitet, und ihr wird zugute gehalten, die E-Commerce-Aktivitäten von Danone entwickelt zu haben. Penchienati-Bosetta hat international Karriere gemacht, zunächst bei einem Parfümhersteller in Hongkong, später bei Procter & Gamble und dann bei Danone.

An ihrer Seite soll Shane Grant, bislang CEO von Danone in Nordamerika, als Vize wirken. Der Neuseeländer hat fast zwei Jahrzehnte lang bei Coca-Cola gearbeitet, zuletzt war er verantwortlich für alle nicht kohlensäurehaltigen Getränke. Anfang 2020 ist er zu Danone gestoßen – zuerst als Vize, dann als Chef der sehr selbstständig arbeitenden Nordamerika-Organisation. Eine seiner Aufgaben dort war es, in den Markt für Getränke auf Kaffeebasis vorzustoßen.

Danone ist krisenanfälliger als Nestlé

Aktivistische Fonds hatten Faber seit Monaten kritisiert und verlangten kürzlich ganz offen seine Absetzung. Der Hintergrund: Danone wird immer an seinem großen Konkurrenten Nestlé gemessen. Und die Tatsache, dass die Danone-Aktie heute weniger wert ist als vor fünf Jahren, die von Nestlé aber fast 40 Prozent mehr, wurde Faber zum Verhängnis.

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Dabei hat das französische Unternehmen 2020 trotz Coronakrise noch eine Marge von rund 14 Prozent erreicht. Nichtsdestotrotz ist Danone krisenanfälliger als Nestlé: Die Franzosen setzen auf Wasser, Milchprodukte, Kindernahrung und Nahrungsmittel auf Pflanzenbasis, deren Anteil Faber ausgebaut hat. Vor allem die Milchprodukte sind allerdings sehr konjunktursensibel. Nestlé hingegen hat mit seinem lukrativen Kaffeegeschäft ein zusätzliches Standbein.

Gut sechs Jahre lang hat Faber Danone geführt – seit 2017 nicht nur exekutiv, sondern auch als Vorsitzender des Verwaltungsrats. Faber galt in Frankreich lange als ein Vorzeigemanager – einer der ersten, die verstanden haben, dass gerade Lebensmittelunternehmen nicht nur an den Shareholder Value denken dürfen, sondern auch soziale und ökologische Verantwortung übernehmen müssen.

Der in Grenoble geborene Manager, der die Business School HEC absolviert und als Investmentbanker gearbeitet hatte, setzte sich in Reden oft für ein anderes Verständnis von Wirtschaft ein: „Bei der Wirtschaft, der Globalisierung, geht es um soziale Gerechtigkeit. Ohne die wird es keine Wirtschaft mehr geben“, sagte er schon 2017 in einer Rede vor Absolventen der HEC.

Doch in der Realität hat Faber Danone nur in einem begrenzten Maße zu einem Unternehmen umgebaut, in dem gesunde Produkte einen deutlich höheren Stellenwert haben. Ein Beispiel: Zucker gilt heute als der neue Tabak – ein Genussmittel, das für Zivilisationskrankheiten mit extrem schweren Folgen verantwortlich ist. Dennoch findet man bei Danone heute nicht weniger gezuckerte Wasser- oder Joghurtsorten als vor Fabers Amtsantritt.

Danone ist wie seine Mitbewerber auch weiterhin stark vom Wassergeschäft abhängig. Dieses ist wegen seiner ökologischen und sozialen Folgen allerdings sehr umstritten. Schließlich räumte Faber selbst ein, dass er den großen Trend zu mehr lokalen Produkten zu spät erkannt habe.

Sparprogramm und Stellenabbau

Nachdem die Kritik zunahm, zog Faber 2020 die Notbremse und legte ein Sparprogramm vor, das den Abbau von 2000 Stellen vorsah. Gleichzeitig kündigte er einen Aktienrückkauf an. Damit sorgte er bei vielen für Empörung: Der unermüdliche Vorkämpfer für mehr soziale Verantwortung von Großunternehmen handelte auf einmal wie ein x-beliebiger Manager, der in Kostensenkungen durch die Verkleinerung der Belegschaft die Lösung sieht.

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Gilles Schnepp dankte seinem Vorgänger in einer Pressemitteilung für seine „Vision, die dazu geführt hat, dass Danone weltweit führend ist bei der Nachhaltigkeit“. Der Verwaltungsrat blieb recht wortkarg bei der Frage, wie es nun weitergehen soll: Erste Priorität sei die Suche nach einem neuen CEO. Dabei würden die Aufseher von einem Headhunter unterstützt.

Was die neue strategische Ausrichtung angeht, wirkt die Ansage sehr allgemein bis ratlos: Die Führung des Unternehmens glaube an „die Notwendigkeit, hohe wirtschaftliche Leistung zu verbinden mit der Berücksichtigung von Danones einzigartigem Modell eines von einer Mission getriebenen Unternehmens, das auf die Stärke seiner Marken und Teams setzt“.

Danone stammt ursprünglich aus Katalonien: 1919 gründete Isaac Carasso in Barcelona ein Unternehmen für die Herstellung von Joghurt, den er in Apotheken verkaufte. Nach seinem Sohn Daniel – Danon auf Katalanisch – nannte er seine Firma Danone. In den 70er-Jahren fusionierte sie mit der französischen Gervais.

Mehr: Der Danone-CEO wurde ein Opfer seiner eigenen Widersprüche

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