Nahrungsmittelkonzern Nestlé verkauft L’Oreal-Aktien im Wert von 8,9 Milliarden Euro

Nestlé bleibe weiter mit zwei Sitzen im Verwaltungsrat von L’Oreal vertreten.
Zürich Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé reduziert seine Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern L’Oreal. Der Anteil werde auf 20,1 Prozent gesenkt, teilte das Unternehmen am späten Dienstagabend mit. Der Deal bringt Nestlé 9,3 Milliarden Schweizer Franken (8,9 Milliarden Euro) ein. Parallel dazu kündigte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 20 Milliarden Franken an.
Nestlé betonte jedoch, weiter als Ankeraktionär bei L’Oreal an Bord zu bleiben. Das Unternehmen sei weiter mit zwei Sitzen im Verwaltungsrat von L’Oreal vertreten.
Mit dem Schritt setzt Nestlé-Chef Mark Schneider das um, was der aktivistische Investor Daniel Loeb seit Jahren fordert. Loeb war bereits 2017 mit seinem Fonds Third Point bei Nestlé eingestiegen, hatte das Management mehrfach in Aktionärsbriefen attackiert und unter anderem den Abbau der Beteiligung an L’Oreal gefordert.
Damals stand die L’Oreal-Aktie bei rund 200 Euro. Seither hat sich der Aktienkurs des französischen Kosmetikriesen verdoppelt. Nun wittert auch Nestlé einen günstigen Zeitpunkt für den Teilausstieg.
Um Loebs Engagement bei Nestlé war es zuletzt ruhig geworden, daher gilt es als unwahrscheinlich, dass der Abbau der L’Oreal-Beteiligung eine unmittelbare Reaktion auf Forderungen des Star-Investors ist. Dennoch kommt Schneider den Nestlé-Aktionären weit entgegen, auch weil er nun noch schneller Aktien des eigenen Unternehmens zurückkaufen kann.
Historisch gewachsene Verflechtung
Die Beteiligung an L’Oreal ist historisch gewachsen: Die französische Milliardärsfamilie Bettencourt, Großaktionär von L’Oreal, und Nestlé sind seit Jahrzehnten eng verbandelt. Seit 1974 kontrollierten die Bettencourts und Nestlé über ein Joint Venture die Stimmenmehrheit an L’Oreal. Zusammen gründeten die Unternehmen weitere Joint Ventures wie den Hautpflegemittel-Hersteller Galderma oder das Unternehmen Laboratoires innéov, das kosmetische Nahrungsergänzungsmittel herstellt. Seit 2009 hat Nestlé die Beteiligung an dem französischen Kosmetikriesen mehrfach reduziert.
Unter dem früheren Nestlé-Verwaltungsratschef Peter Brabeck-Letmathe nutzte der Konzern die strategische Beteiligung, um eine Hautpflege-Tochter aufzubauen. Doch seit dem Amtsantritt von CEO Schneider hatte die Sparte Nestlé Skin Health keine Zukunft mehr im Konzern. Schneider veräußerte Galderma 2019 an eine Gruppe von Finanzinvestoren um das Private-Equity-Haus EQT. Die Investoren zahlten rund zehn Milliarden Franken für Galderma. Im kommenden Jahr soll das Unternehmen zu einer Bewertung von 20 Milliarden Franken an die Börse gehen.
Mit dem Abbau von Beteiligungen, deren strategische Bedeutung abgenommen haben, liegt Nestlé-Chef Schneider voll im Trend: Auch der Schweizer Pharmakonzern Novartis trennte sich kürzlich von einem milliardenschweren Aktienpaket am Konkurrenten Roche. Auch die Querbeteiligung der beiden Baseler Pharmariesen war ein Relikt aus einer Zeit, in der eine Fusion der beiden Unternehmen im Raum stand. Diese ist nun kein Thema mehr.
L’Oreal kauft die Aktien von Nestlé zurück und zieht die Anteilscheine ein. Damit steigt der Stimmenanteil der Familie Bettencourt Meyer leicht, von 33,3 auf 34,7 Prozent. L’Oreal kaufte die eigenen Anteile zu einem Preis von 400 Euro zurück, das entspricht einem Abschlag von 5,8 Prozent gegenüber dem Aktienkurs vom Dienstag.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.