Neue Strategie bei LVMH Der chinesische Tick

Das Unternehmen hat das Kerngeschäft lange vernachlässigt.
Frankfurt Er ist kein Mann leiser Töne. Jean-Claude Biver stellt sich vor den neuen Laden der Schweizer Luxusuhrenmarke Hublot in Frankfurt und hält lautstark eine launige Rede. Am Ende zerschneidet der großgewachsene Manager das blaue Eröffnungsband und bindet es sich lachend um den Kopf.
Genauso energiegeladen wie vor wenigen Wochen bei der Eröffnung der neuen Filiale, baut er als Chef die Uhrensparte des französischen Luxuskonzerns LVMH um. „Wir sind in China mit unseren Marken Tag Heuer und Hublot noch viel zu klein“, sagte Biver im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir müssen das Geschäft massiv ausbauen.“
Biver, der vor eineinhalb Jahren den Posten bei LVMH übernahm, fliegt jeden Monat einmal nach China, um das Geschäft voranzutreiben. Bald will er eine weitere Hublot-Boutique in Peking eröffnen und setzt auf die Werbewirkung des chinesischen Starpianisten Lang Lang als Markenbotschafter. Und bis Ende des Jahres startet er noch mit zwei bis vier neuen Geschäften von Tag Heuer in China.

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Luxus und Langlebigkeit
Dabei flaut das Chinageschäft derzeit ab. Der Schweizer Uhrenkonkurrent Richemont (Cartier, IWC, Jaeger-LeCoultre) klagt über den nachlassenden Boom bei seiner Marke Piaget. Antikorruptionsgesetze bremsen das Geschäft. Jean-Claude Biver kümmert das bisher wenig: „Wir erzielen nur etwa fünf Prozent unseres Umsatzes in China.“ Er hofft vielmehr auf die wachsende finanzkräftige Mittelschicht in dem Land, die sich etwas Luxus aus dem Westen leisten will.
Denn der Weltmarkt für Luxusuhren ist umkämpft. Im vergangenen Jahr stagnierte er bei 35 Milliarden Euro, wie die Unternehmensberatung Bain & Company und der italienische Luxusverband Altagamma berechnet haben. „Der Luxusmarkt findet zu einer neuen Normalität“, analysiert Josef Ming, Konsumgüterexperte von Bain & Company.
Eine Normalität, die auch Biver antreibt, auf den veränderten Weltmarkt zu reagieren. Der 65-jährige Schweizer Manager, der vor gut einem Jahr an die Spitze der Uhrensparte aufstieg, baut derzeit die Fertigung der Marke Zenith um.
„Als ich kam, hatte die Marke keine klare Botschaft“, erzählt er. Dann fand er sie: Ewigkeit in einem Gehäuse. Denn die klassischen Zenith-Uhrwerke könnten nie sterben, solange es einen Menschen mit einem Schraubenzieher gebe. Die Konsequenz für ihn lautet: „Wir können keine wichtigen Bauteile mehr von Lieferanten beziehen, weil die ja nicht ewig existieren.“ Deshalb will er sich von Zenith-Lieferanten trennen und noch mehr in eigenen Manufakturen fertigen.
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