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Neue Vorstände beim Staatskonzern Bahnchef Lutz holt Investmentbanker

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn nimmt einen dritten Anlauf zur Komplettierung seines Topmanagements. Überraschungskandidat ist Alexander Doll. Er soll neuer Logistikchef des Staatskonzerns werden.
08.11.2017 - 12:40 Uhr Kommentieren
Der Bahnchef hofft, nach zwei gescheiterten Anläufen seinen Vorstand endlich komplettieren zu können. Quelle: dpa
Richard Lutz

Der Bahnchef hofft, nach zwei gescheiterten Anläufen seinen Vorstand endlich komplettieren zu können.

(Foto: dpa)

Düsseldorf, Frankfurt Zweimal wurden die Sitzungen schon auf den letzten Drücker abgesagt, die Neubestellung dreier Vorstände für die Deutsche Bahn vertagt. Ein Kandidat hat inzwischen entnervt aufgegeben. Nun aber soll es am Freitag gelingen.

Der Aufsichtsrat des Staatskonzerns will drei neue Vorstandsposten besetzen. Die Maschinenbauprofessorin Sabina Jeschke aus Aachen ist als Digital- und Technikvorständin vorgesehen. Martin Seiler von Telekom Deutschland wird Personalchef. Und Alexander Doll, Deutschlandchef der Investmentbank Barclays, übernimmt das neu geschaffene Ressort Güterverkehr und Logistik.

Am Donnerstagabend ist noch einmal ein großes Kennenlernen mit den 20 Aufsichtsräten der Bahn angesagt. Für Jeschke und Seiler ist es schon die zweite Runde, sie hatten sich bereits im Oktober vorgestellt.

Mit diesen Kontrolleuren hat sich Ex-Bahnchef Grube überworfen
Utz-Hellmuth Felcht
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Seit 2010 ist Utz-Hellmuth Felcht Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn. Damals berief ihn die schwarz-gelbe Bundesregierung auf den Chefposten im obersten Kontrollgremium. Der studierte Physiker galt lange als Vertrauter von Ex-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Wie bei Rüdiger Grube verlief auch seine Vertragsverlängerung ziemlich holprig. Als Alexander Dobrindt (CSU) das Verkehrsressort übernahm, war die Fortsetzung seines Vertrag alles andere als selbstverständlich. Doch letztlich setzte sich Felcht als AR-Chef durch. Anders Rüdiger Grube. Der Bahnchef schmiss seinen Job hin, weil sich der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn seiner Meinung nach nicht an Absprachen gehalten haben soll. Grube wollte seinen Ende 2017 auslaufenden Vertrag eigentlich noch um weitere drei Jahre verlängern, der Aufsichtsrat bot ihm aber nur zwei Jahre. Verärgert zog sich Grube nun zurück.

(Foto: Reuters)
Alexander Kirchner
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Kirchner ist stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Darüber hinaus steht er der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vor. Als Gewerkschafter ist er darin geübt, Streit zu schlichten, zum Beispiel im Bahn-Tarifstreit im Jahr 2007. Doch zwischen Rüdiger Grube und dem Aufsichtsrat konnte wohl auch Kirchner am Ende nicht mehr vermitteln.

(Foto: dpa)
Michael Frenzel
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Der frühere Tui-Chef Michael Frenzel ist ebenfalls Mitglied im obersten Kontrollgremium der Deutschen Bahn. Zudem ist er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft. In der Vergangenheit gehörte er auch schon anderen Aufsichtsräten an, etwa bei Volkswagen und der Nord LB. Er steht der SPD bis heute nahe.

(Foto: Reuters)
Jürgen Großmann
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Jürgen Großmann gilt als Schwergewicht der deutschen Wirtschaft. Von 2007 bis 2012 war er Chef des Energieriesen RWE. Der Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding gehört derzeit auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn an. Großmann zählt immer noch zu den Top 100 der reichsten Deutschen. Einem Ranking des Manager Magazins zufolge betrug sein Vermögen im Jahr 2008 rund 1,35 Milliarden Euro. Während er für seinen Einsatz zur Sicherung des Stahlstandorts Georgsmarienhütte mit dem Courage-Preis ausgezeichnet worden ist, gibt es auch Kritik an der Arbeit des Bundesverdienstkreuzträgers 1. Klasse. Der Naturschutzbund Deutschland zeichnete ihn 2010 mit dem Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres Jahres“ aus, weil er sich für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken eingesetzt hat.

(Foto: dpa)
Ingrid Hengster
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Die Managerin Ingrid Hengster ist seit 2014 im Vorstand der KfW. Darüber hinaus ist sie Mitglied des obersten Kontrollgremiums der Deutschen Bahn. Die erfolgreiche Bankerin aus Österreich sitzt auch im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp. Mit dem Jahrgang 1961 zählt die Mutter eines Sohnes zu den jüngsten Mitgliedern des Bahn-Aufsichtsrats.

(Foto: Imago)
Jürgen Krumnow
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Der ehemalige Tui-Aufsichtsratschef und Controlling-Chef der Deutschen Bank Jürgen Krumnow kennt das Manager-Dasein. Ebenso wie nun Rüdiger Grube verabschiedete er sich vorzeitig bei der Deutschen Bank. Sein Vertrag wurde dort 1999 nicht verlängert, weil ihn Vorstandskollegen schlicht für überfordert hielten. Dabei arbeitete er mehr als 30 Jahre für Deutschlands größtes Geldhaus. Auch vom Posten des Tui-Aufsichtsratschef verabschiedet er sich 2009 früher als gedacht.

(Foto: picture alliance)
Johannes Schmalzl
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Der Ministerialdirektor im Bundesministerium der Finanzen gehört ebenfalls dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn an. Der FDP-Politiker wurde 2011 für den Posten des Generalbundesanwaltes vorgeschlagen, nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem brandenburgischen Generalstaatsanwalt Erardo Cristoforo Rautenberg zog er seine Kandidatur zurück.

(Foto: dpa)

Damals war auch noch Jürgen Wilder dabei, Chef der Schienengüterverkehrstochter DB Cargo, der nach dem Wunsch von Bahnchef Richard Lutz und Teilen des Aufsichtsrates zum Konzernvorstand aufsteigen sollte. Doch die Arbeitnehmervertreter verweigerten die Zustimmung. Der frühere Siemens-Mann Wilder hat inzwischen auch seinen Posten als Cargo-Chef aufgegeben.

An seiner Stelle tritt nun Doll an, ebenfalls ein Wunschkandidat von Lutz. Die beiden kennen sich schon seit vielen Jahren. Doll, der zuvor auch für andere Investmentbanken gearbeitet hatte, arrangierte unter anderem vor acht Jahren den Milliarden schweren Kauf der britischen Verkehrsgesellschaft Arriva durch die Deutsche Bahn. Arriva bündelt heute alle Personenverkehrsaktivitäten der Deutschen Bahn im Ausland. Auch für die Konzerntochter Schenker hat Doll schon so manchen Deal eingefädelt.

Doll hat nicht unbedingt den klassischen Lebenslauf eines Investmentbankers. Ein Philosophiestudium hat er abgebrochen und zwischendurch auch als Komparse an der Oper gearbeitet. Bevor er Deutschland-Chef von Barclays wurde, war er bei Lazard und bei der UBS. Er gilt als sehr vielseitig und  als jemand mit einer gesunden Risikoeinschätzung. „Er gehört nicht zur der allzu leichtsinnigen Gattung, sondern prüft, wägt ab und geht die Sache mit Überlegung an“, sagt ein ehemaliger Kollege.

Bahnchef Lutz setzt große Hoffnungen auf den 47jährigen Banker. Bislang hatten sich Wünsche, die Güterbahn Cargo (4,5 Milliarden Euro Umsatz) und den Logistiker Schenker  15,5 Milliarden Euro Umsatz)  enger zu verzahnen, als Illusion erwiesen. Die beiden Konzerntöchter hatten nur wenig miteinander zu tun.

Die Digitalisierung der Gütergeschäfts schafft aber neue Chancen, die Verbindung von Transporten auf Schienen, auf der Straße, zu Wasser und in der Luft enger miteinander zu verknüpfen. Das wird einer der Jobs von Doll sein.

Seine zweite große Herausforderung ist die Sanierung der Güterbahn Cargo. Die fährt seit Jahren in den roten Zahlen. Auch der letzte Versuch ist mehr oder weniger abgebrochen worden. Statt fast 2000 Stellenstreichungen, wie noch zu Jahresbeginn geplant,  sucht Cargo nun wieder händeringend Mitarbeiter. Erst vor wenigen Wochen gingen Bestellungen über Dutzende neue Loks und Tausende Güterwaggons raus. Doll wird das Chaos ordnen und sich als erste Amtshandlung wohl einen neuen Cargo-Chef suchen müssen.

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