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Next Gen Foods Paul McCartney investiert in Fleischersatz-Start-up von Gründer Timo Recker

Der Ex-Beatle und prominente Vegetarier unterstützt den deutschen Vegan-Unternehmer. Dieser will nach einer 100-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde nun in Amerika durchstarten.
15.02.2022 - 12:05 Uhr Kommentieren
Vor seinen Vegan-Gründungen hatte Recker kurzzeitig in einem Fleischbetrieb seiner Familie mitgearbeitet, der Tiefkühlschnitzel für Supermärkte produziert. Quelle: Getty /LinkedIn
Paul McCartney und Timo Recker (r.)

Vor seinen Vegan-Gründungen hatte Recker kurzzeitig in einem Fleischbetrieb seiner Familie mitgearbeitet, der Tiefkühlschnitzel für Supermärkte produziert.

(Foto: Getty /LinkedIn)

Bangkok Erst vor einem Jahr servierte der Vegan-Unternehmer Timo Recker das erste pflanzliche Hähnchenfleisch-Imitat seines neuen Start-ups in Singapur. Nun bekommt der 35-Jährige prominente Unterstützung für die internationale Expansion: Der frühere Beatles-Sänger und bekennende Vegetarier Paul McCartney beteiligt sich an Reckers in Südostasien beheimateter Fleischersatzfirma Next Gen Foods. Die Finanzspritze will Recker nutzen, um auch am US-Markt Fuß zu fassen.

Die Investition von McCartneys Beteiligungsgesellschaft MPL Ventures ist Teil einer Finanzierungsrunde, bei der das 2020 gegründete Start-up insgesamt 100 Millionen Dollar einwarb, wie Next Gen Foods am Dienstag mitteilte. Nach Unternehmensangaben handelt es sich dabei um die größte Summe, die Risikokapitalgeber jemals in einer Series-A-Runde bei einem Hersteller von pflanzlichem Fleischersatz investiert haben.

„Wir haben gezeigt, dass wir sehr schnell skalieren können“, sagt der aus Niedersachen stammende Gründer. Für die Investoren sei das Geschäftsmodell ein sehr interessantes Paket. Das erklärte Ziel sei es, zum Weltmarktführer bei pflanzlichem Hähnchenimitat zu werden.

Zu den neuen Investoren bei dem Start-up gehört auch der südostasiatische Risikokapitalgeber Alpha JWC. Singapurs Staatsfonds Temasek und weitere Investoren, die bereits zuvor eine Anschubfinanzierung von 30 Millionen Dollar geleistet hatten, bauen ihre Investments weiter aus.

Mit Blick auf den berühmten Künstler hinter dem neuen Anteilseigner MPL gibt sich Recker zurückhaltend. Er spricht lediglich von einer „sehr bekannten Persönlichkeit“, mit der er sich identifizieren könne.

Mehr Details sind in der offiziellen Kommunikationsstrategie offenbar nicht vorgesehen. „Wir folgen immer dem Wunsch des Investors“, sagt Recker. „Ich kann nicht bestätigen, ob Paul McCartney das Produkt probiert hat.“ Ein Sprecher von McCartneys Unternehmen wollte die Investition auf Anfrage nicht kommentieren.

Erstes Investement von MPL in den Lebensmittelsektor

Der Musiker hatte MPL Ventures laut britischem Firmenregister im November 2020 in London gegründet und wird dort als Direktor und wirtschaftlich Berechtigter geführt. Bisher ging MPL Beteiligungen bei drei Start-ups aus der Musikbranche ein – Audoo und Yoto aus Großbritannien und Yousician aus Finnland.

Next Gen Foods ist das erste bekannte Investment des Unternehmens im Lebensmittelsektor. Zu dem Fleischlostrend in der Branche hat McCartney einen persönlichen Bezug: Seit 1975 lebt er als Vegetarier, 2009 gründete er die Kampagne „Meat free Mondays“. Die Forderung nach zumindest einem fleischfreien Tag pro Woche trug er auch in einer Rede vor dem EU-Parlament vor.

Recker kann er in der Angelegenheit als Verbündeten sehen. Der Unternehmer, der Vorsitzender und größter Anteilseigner bei Next Gen Foods ist, wird sogar noch ein wenig deutlicher: Statt „Veggie Days“ abzuhalten, sollte aus seiner Sicht besser der Fleischkonsum auf einen Tag pro Woche beschränkt werden, sagt Recker. „Fleischessen sollte etwas Besonderes sein – wie ein Glas Rotwein. Das trinkt man auch nicht zum Frühstück.“

Die Alternativen zum Fleisch prägen Reckers Unternehmerkarriere schon seit fast einem Jahrzehnt: 2013 gründete er in Deutschland den Pflanzenfleischhersteller Like Meat. Das Unternehmen verkaufte er vor zwei Jahren an den Investor Foods United, der inzwischen unter dem Namen Livekindly firmiert.

Vor seinen Vegan-Gründungen hatte Recker kurzzeitig in einem Fleischbetrieb seiner Familie mitgearbeitet, der Tiefkühlschnitzel für Supermärkte produziert. Beim Schlachten der Schweine zuzusehen habe ihm aber Probleme bereitet, erzählte Recker in der Vergangenheit.

Mit seinem pflanzlichen Produkt Tindle, das sowohl im Geschmack als auch in der Textur Hähnchenfleisch ähnelt, machte sich Recker in den vergangenen Monaten von Singapur aus in asiatischen Metropolen einen Namen: Mehr als 200 Restaurants, unter anderem in Hongkong und Kuala Lumpur, haben das Ersatzhuhn bereits serviert.

Expansion in Restaurants in den USA

Für diese Woche ist der Verkaufsstart in Nordamerika geplant – unter anderem in Restaurants in Los Angeles, San Francisco und New York. Erst nachdem sich die Marke stärker etabliert hat, will Recker sein Produkt auch im Einzelhandel anbieten.

Die Tindle-Produktion lagert er dabei an Auftragsfertiger rund um den Globus aus. Eigene Fabriken will Recker nicht betreiben. Er investiert stattdessen in Marketing und die Produktentwicklung. Dieses Modell ermögliche die schnelle internationale Expansion.

Die Lage, die er am US-Markt vorfindet, ist aber nicht einfach: Nach einem starken Umsatzwachstum bei pflanzenbasiertem Fleisch von fast 50 Prozent im Jahr 2020 enttäuschte das vergangene Jahr die Branche, die auf eine anhaltend steigende Nachfrage gewettet hatte: Laut dem Marktforscher Spins nahmen die Verkäufe um 0,5 Prozent ab.

Die Aktie von Beyond Meat, einem der Marktführer, verlor in den vergangenen zwölf Monaten um zwei Drittel ihres Wertes. Recker glaubt dennoch weiter an das langfristige Wachstumspotenzial der Branche: „Es dauert einige Zeit, bis sich die Ernährungsgewohnheiten ändern.“ Den Kursrutsch bei Beyond Meat habe er genutzt, um selbst ein paar Aktien des Konkurrenzkonzerns zu kaufen.

Mehr: Die Lebensmittel-Revoluzzer: Eine Weltreise zu den Innovationen der Ernährungsbranche

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