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Nils Gerber, Otmar Trenk, Wolfgang Reuter Wie drei Hamburger mit einem Online-Netzwerk gegen das Bienensterben kämpfen

Über Beesharing vermitteln drei Hamburger Bienen von Imkern an Landwirte. Denn gute Bestäubung steigert die Ernte besser als Dünger.
04.04.2018 - 18:16 Uhr Kommentieren
Kämpfer für den Bienenschutz. Quelle: BEEsharing
Gründer Reuter, Trenk und Gerber

Kämpfer für den Bienenschutz.

(Foto: BEEsharing)

Düsseldorf Ein schockierender Kinofilm war es, der drei Hamburger zu Gründern machte. Nach der Doku „More than Honey“ (Bitterer Honig) ging ihnen das weltweite Bienensterben nicht mehr aus dem Kopf. Von Kalifornien bis China gibt es Obstplantagen, soweit das Auge reicht. Doch damit die riesigen Monokulturen Früchte tragen, müssen Tausende Bienenstöcke zum Bestäuben herangekarrt werden. Imkerkonzerne verdienen gut daran. Aber viele Bienen verenden, weil vorher Gift gespritzt wurde.

„Es hat uns geschockt, wie Bienen zur Ware verkommen“, erzählt Nils Gerber, 28. Der Politikstudent und die befreundeten Banker Otmar Trenk, 30, und Wolfgang Reuter, 30, wollten etwas zum Schutz der Bienen tun. 2014 gründeten sie Beesharing, ein Online-Portal für Imker und Landwirte.

Auch im Alten Land um Hamburg stehen kilometerlang Obstbäume. Doch ohne Bienen gäbe es viel weniger Äpfel oder Kirschen. Ein Drittel unserer Nahrung sowie 80 Prozent der Nutzpflanzen profitieren von der Bestäubung der Bienen. Gerber: „Wir Menschen sind uns gar nicht bewusst, wie sehr unser Überleben von den Bienen abhängt.“

Monokulturen und Pestizide setzen den Tieren zu. „In den Pollen des Bienenbrots ist ein Cocktail aus Pflanzenschutzmitteln zu finden“, moniert Barbara Löwer vom Deutschen Imkerbund. Die Folge: Bienen werden krank oder verlieren die Orientierung.

Die Hiobsmeldungen über die bedrohten Insekten haben dazu geführt, dass es der Bienenschutz erstmals in einen Koalitionsvertrag geschafft hat. „Bienen sind systemrelevant“, sagt Julia Klöckner, die neue Bundesministerin für Landwirtschaft. „Was für Bienen schädlich ist, muss weg vom Markt. Sonst ist alles andere bald weg vom Markt.“

Doch nicht nur Gifte schaden den Bienen, der Bestand wird auch durch Krankheiten dezimiert: die amerikanische Faulbrut und Varroa Milbe. Der Honig, den Bienen hierzulande produzieren, deckt gerade mal 20 Prozent des Bedarfs.

Früher hielten Bauern selbst Bienen – um ihre Felder zu bestäuben und Honig zu ernten. Heute sind Landwirte auf Hilfe der rund 130.000 Imker mit ihren 870.000 Bienenvölkern angewiesen. „Um etwa 40 Hektar mit Apfelbäumen zu bestäuben, braucht es bis zu 100 Bienenvölker“, sagt Gerber, der sich als Bestäubungsimker zertifizieren ließ.

Auf Beesharing können sich Imker und Landwirte aus dem deutschsprachigen Raum kostenlos vernetzen. „Wir vermitteln Bienen zum Bestäuben.“ Der Landwirt zahlt pro Bienenvolk 40 bis 80 Euro für 14 Tage. Der Imker erhält bis zu 50 Euro pro Volk je nach Pflanze. „Landwirte denken meist an Dünger und Pflanzenschutz, wenn sie ihre Ernte steigern wollen“, bedauert Gerber. „Dabei kann optimale Bestäubung den Ertrag deutlich erhöhen – bis zu 60 Prozent etwa bei Apfel und Kirsche.“

Beesharing kümmert sich gegen Provision um den Transport der Bienen und behördliche Meldepflichten. „Wir vermitteln nur Bienen im Umkreis von 150 Kilometern, um den Stress beim Transport klein zu halten und die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden“, so Gerber. Damit die Bienen keinen Schaden nehmen, sprechen sich Landwirte und Imker über den Einsatz von Giften vorher direkt ab.

Auch andere Start-ups setzen auf Bienen

Seit Oktober 2017 ist das Bienen-Portal online. Rund 330 Imker mit rund 7.000 Bienenvölkern und knapp 100 Landwirte sind registriert. Beesharing startete einmal als gemeinnütziger Verein. „Wir bekamen zwar viel Beifall von Stiftungen, aber keiner wollte uns finanzieren“, bedauert Gerber. Seit 2016 ist Beesharing eine GmbH mit fünf Investoren an Bord.

„Jedes Angebot, das die Kommunikation zwischen Imkern und Landwirten erhöht, ist positiv zu bewerten“, sagt Löwer vom Imkerbund zur Geschäftsidee. Die Bienen fänden Nahrung, die Landwirte Bestäuber für ihre Pflanzen. Beide profitierten. Zudem lernten so Imker und Bauern gegenseitig ihre Probleme kennen.

Auch andere Start-ups haben die Bienen als Geschäftsmodell entdeckt. Martin und Mark Poreda, Gründer des Arbeitgeber-Bewertungsportals Kununu, starten im Frühjahr in Wien mit Hektar Nektar. Das „Amazon für Imker“ organisiert den Handel mit Bienen. Allein auf Bestäubung wie Beesharing setzen auch Bienenwanderung.de und Mein Bienenstand.de der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – jedoch ohne Transporte.

Gerade waren die Beesharing-Gründer in Kalifornien. Im „Obstgarten der USA“ stellten sie auf Einladung der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer ihre Geschäftsidee vor. Mit eigenen Augen sahen sie, wie Bienen unter Monokulturen leiden.

In Hamburg wollen sie nun aufklären in Sachen Bienenschutz. Bis Mitte Mai sammeln sie per Crowdfunding Geld für ein Bieneninfocenter in einem alten Schiffscontainer. Im Sommer sollen dort eine Million Bienen brummen. Bisher halten die zwölf Leute von Beesharing 100 Bienenvölker. „Unser Hamburger Stadthonig ist hocharomatisch“, schwärmt Gerber.

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