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Nivea-Hersteller Beiersdorf spürt bereits die Folgen der Corona-Epidemie

Der Dax-Konzern liefert für 2019 gute Ergebnisse und hat ehrgeizige Pläne. Vorstandschef Stefan de Loecker hält sich aber zurück mit Aussagen zum Coronavirus.
03.03.2020 - 17:34 Uhr Kommentieren
Insgesamt hat der Konzern mit weltweit mehr als 20.000 Mitarbeitern den Umsatz im Vorjahresvergleich um organisch 4,8 Prozent gesteigert. Quelle: Bloomberg/Getty Images
Nivea-Produktion in Hamburg

Insgesamt hat der Konzern mit weltweit mehr als 20.000 Mitarbeitern den Umsatz im Vorjahresvergleich um organisch 4,8 Prozent gesteigert.

(Foto: Bloomberg/Getty Images)

Düsseldorf Ein Dankeschön und dann der Wunsch, „dass Sie alle gesund bleiben“ – die Abschiedsformel nach der Präsentation der Geschäftszahlen für 2019 von Beiersdorf am Dienstag zeigte deutlich, was den Konzern in diesen Tagen bewegt. Nicht nur, dass die Konferenz am Vortag kurzfristig in eine telefonische Runde umgewandelt worden war.

Der Hamburger Dax-Konzern spürt auch die Auswirkungen auf die Zahlen: „Das Virus hatte einen Einfluss auf die Geschäfte im Januar und vor allem im Februar“, gab Konzernchef Stefan de Loecker zu, gerade beim Absatz in China. Auch die Klebstoffsparte Tesa sei beeinträchtigt; die Entwicklung sei in der Prognose für 2020 eingespeist. „Aus heutiger Sicht ist es aber nicht machbar, eine genaue Vorausschau zu geben“, sagte de Loecker.

Wohl auch, damit Corona seine ehrgeizigen Pläne und Zahlen nicht ganz in den Hintergrund rückte, gab sich der Beiersdorf-Chef im Rauschen der Telefonkonferenz selbstbewusst: „2019 haben wir geliefert, was wir vor einem Jahr versprochen haben.“ Er führt den Erfolg vor allem auf sein Strategieprogramm „Care+“ zurück, das er im Frühjahr 2019 angestoßen hat.

Insgesamt hat der Konzern mit weltweit mehr als 20.000 Mitarbeitern den Umsatz im Vorjahresvergleich um organisch 4,8 Prozent gesteigert – von 7,2 Milliarden auf mehr als 7,6 Milliarden Euro.

Dabei sank die viel beachtete operative Umsatzrendite (Ebit) auf 14,5 Prozent, nach 15,4 Prozent im Vorjahr. Das aber lag im Rahmen der Erwartungen. Beiersdorf hatte im Rahmen von Care+ Investitionen zum Beispiel in die digitale Transformation und in Zukäufe angekündigt.

Schließlich sitzt der Konzern, an dem die Hamburger Unternehmerfamilie Herz die Mehrheit hält, auf Milliardenreserven in der Bilanz. Für 550 Millionen Dollar kaufte Beiersdorf die US-Sonnenschutzmarke Coppertone von Bayer.

Weitere Zukäufe möglich

Für 2020 stellte de Loecker neben eigenen Produkt- und Markeninnovationen weitere Übernahmen in Aussicht, unter der Bedingung, „wenn sie zu unserer ‚Care+‘-Strategie passen, also uns bei der Digitalisierung, bei Innovationen oder Geschäftsmodellen voranbringen – oder in ,white spots‘“, also Märkten, in denen Beiersdorf nicht vertreten ist.

Das gelte für beide Säulen, die zum Geschäft beitragen: Mehr als vier Fünftel des Umsatzes hat 2019 erneut die Konsumgütersparte mit Marken wie Nivea, Eucerin oder Labello beigesteuert. Hier übertraf das Wachstum mit organisch 4,8 Prozent den Marktdurchschnitt, wie Finanzchefin Dessi Temperley betonte.

„Operativ ist hier viel passiert. Die Marken Nivea und La Prairie haben deutlich Marktanteile gewonnen – das ist ein starkes Statement“, sagt etwa Gian Marco Werro, Konsumgüterexperte bei der Mainfirst Bank.

Das Bild in der Consumer-Sparte trübte der Umstand, dass die Entwicklung bei der Luxuspflegemarke La Prairie ins Stocken gerät: Der Umsatz stieg zwar 2019 nochmals um 20 Prozent, im vierten Quartal aber nur noch um 9,8 Prozent – unter anderem wirkten sich die politischen Unruhen in Hongkong aus. Hier wird wohl auch die Corona-Epidemie Folgen haben. Dennoch soll der Bereich Consumer auch 2020 um drei bis fünf Prozent zulegen und eine ähnliche Marge wie 2019 erzielen.

Getrübt sind auch die Aussichten für die Klebstoffsparte Tesa, wozu neben den bekannten Produkten für Endverbraucher Spezialkleber etwa für die Akkubefestigung in Smart‧phones sowie für die Bau- oder Autoindustrie gehören. Das Geschäft hat insbesondere im Bereich Automotive in Nordamerika gelitten und 2019 um nur 0,8 Prozent auf gut 1,3 Milliarden Euro zugelegt. Für 2020 rechnet Beiersdorf nur mit „leicht positivem Wachstum“.

Auch bei Tesa habe die Corona-Epidemie Auswirkungen, stellte de Loecker klar – vor allem auf der Absatzseite. Die Lieferkette sei bislang nicht gestört. Von den drei Werken in China seien ein Tesa-Werk und ein Hautpflegewerk wieder in Betrieb, und de Loecker hofft, dass auch das dritte Werk in der Provinz Hubei bald wieder angefahren werden kann.

Analysten sind skeptisch

Der Manager mühte sich redlich, auch Corona-ferne Themen zu platzieren: So hat sich Beiersdorf mit Blick auf die Debatten rund um Klimaschutz und Plastikmüll eine neue Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Titel „Care beyond skin“ verordnet. Unter anderem will der Konzern Wasser und Müll sparen, auf wiederverwendbare Verpackungen setzen, bis Ende 2020 bei Nivea- und in der Folge bei allen Produkten auf Mikroplastik im Inhalt verzichten und 2030 komplett klimaneutral produzieren.

Außerdem gab der Manager einen Ausblick auf eine neue „Nivea Skin App“ zur Hautdiagnostik, die im zweiten Quartal 2020 verfügbar sein soll. In einer Langzeitstudie haben dafür mehr als 10 000 Frauen Hautwerte eingespeist, mehr als zwölf Millionen Bilder wurden eingespeist. Auf Basis dieser Daten soll die App mithilfe von Künstlicher Intelligenz den Nutzern personalisierte Pflege- und Produkttipps liefern können.

Das dominierende Thema aber blieb Corona. Heiko Feber, Analyst beim Bankhaus Lampe, fasst zusammen: „Man muss abwarten, was Corona in den kommenden Wochen und Monaten mit sich bringt.“

Konsumgüterexperte Werro stellt mit Blick auf die wenig konkreten Aussagen fest: „Es ist natürlich schwierig, sich jetzt festzulegen. Aber man hätte quantitativ genauere Aussagen machen können, welche Einflüsse jeweils auf den Umsatz oder die Margenentwicklung wirken oder bei einer mittelfristig anhaltenden Situation zu erwarten wären. Denkbar wäre auch zu sagen: Wenn die Ausbreitung weiter voranschreitet, werden wir unsere Erwartungen in drei oder sechs Monaten noch einmal anpassen müssen.“

Mehr: Konsumgüterhersteller entdecken die Onlinemarktplätze

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